306 km/h sind eine Höchstgeschwindigkeit, die kein anderes Serien-SUV schafft. Doch eigentlich lebt der Bentayga Speed in erster Linie davon, der Teuerste seiner Art zu sein – ebenso wie die anderen "Speed"-Modelle von Bentley. Das unterstreichen auch die Leistungsdaten und der Fahreindruck auf der Rennstrecke. Die fahrdynamischen Unterschiede zum bereits opulent motorisierten Bentayga W12 mit 608 PS sind kaum vorhanden und selbst für den gefühlvollsten Kunden nicht herauszufahren. Wie will man jenseits der 600 PS merken, ob in den zwölf Brennkammern nunmehr 608 oder 635 PS trampeln? Zudem ist das maximale Drehmoment von 900 Nm bei beiden W12-Modellen unverändert – und Leistung in allen Lagen bietet der 2,5 Tonnen schwere Brite sowieso. Fahrwerk und Getriebeautomatik des Bentayga Speed wurden leicht angepasst. Alles wirkt etwas straffer und etwas direkter, doch groß sind die Unterschiede beim besten Willen nicht.

Die Optik unterscheidet sich nur im Detail

Mit dem teuersten Bentayga auf der Rennstrecke
Der Dachkantenspoiler soll für den entsprechenden Anpressdruck und aufmerksame Blicke sorgen.
So sind es die optischen Finessen, die den kleinen, aber ebenso feinen Unterschied ausmachen. Eine feine Spoilerlippe vorn, ein kleiner Schriftzug dort und ein schon größeres Leitwerk an der Dachkante sorgen gleichermaßen für den entsprechenden Anpressdruck und aufmerksame Blicke. Doch auch hier sind Details wie der dunkle Kühlergrill, Schwellerleisten oder dunkle Scheinwerferaugen eher auf den zweiten Blick zu erkennen. Überraschend ist dabei, dass die mehr als sinnvolle Carbon-Keramik-Bremsanlage nur als Option zu bekommen und in dieser Gewichtsklasse nicht serienmäßig an Bord ist. Wichtiger als die Gewichtsersparnis von schmalen 20 Kilogramm ist die Hitzebeständigkeit von bis zu 1000 Grad Celsius bei entsprechender Beanspruchung. Auf der engen Rennstrecke von Anglesey in Wales vollbringen die Bremsen und die 48-Volt-Wankstabilisierung vor jeder Kurve kleine Wunder, wenn sich der 2,5 Tonnen schwere Koloss durch die Haarnadelkurve wuchten lässt oder nach dem kleinen Anstieg wieder auf Kurveneintrittsgeschwindigkeit verzögert werden muss. Ein Genuss ist dabei nicht nur der Motorklang, sondern insbesondere der wummernde Auspuffsound, den man eher von einem Sportwagen als von einem mächtigen Crossover gewohnt ist. Doch der Bentley Bentayga Speed will eben beides sein. Dafür hätte es aber optisch wie technisch durchaus noch etwas mehr sein dürfen. Denn der edelste und teuerste aller Bentaygas dürfte insbesondere in den USA und in den Vereinigten Arabischen Emiraten seine begeisterten Kunden finden – und hier wird zu viel britisches Understatement nicht von der Kundschaft gutiert. Man will schließlich zeigen, was man hat.

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Preise und Innenraum

Mit dem teuersten Bentayga auf der Rennstrecke
Die Alcantara-Sitze sehen gut aus und bieten einen klasse Seitenhalt.
Der 635 PS starke Bentley Bentayga Speed kostet mit 235.000 Euro immerhin knapp zehn Prozent mehr als der 214.000 Euro teure Bentayga W12. Dafür gibt es immerhin auch im Innenraum schmucke, sportliche Zugaben wie Alcantarasitze mit klasse Seitenhalt und ein Lenkrad, das nicht nur gut in der Hand liegt, sondern auch die Befehle des Piloten hörig umsetzt. Das alles geschieht mit dem grandiosen Stakkato des sechs Liter großen Dutzendzylinders, der im schaltbaren Sportmodus noch etwas gefährlicher tönt und aus seinem sportlichen Anspruch dann auf einmal doch keinen Hehl macht. So weit zum Thema "britisches Understatement". Das muss bei einer Sportskanone wie dem Bentley Bentayga Speed nun wirklich nicht sein.

Technische Daten

Bentley Bentayga Speed ● Motor: W12 mit 48 Ventilen und Doppelturbo ● Hubraum: 5950 ccm ● Leistung: 467 kW (635 PS) ● Drehmoment: 900 Nm ab 1350 U/min ●  Kraftübertragung: ZF-Achtgangautomatik, permanenter Allradantrieb ● Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h ●  Beschleunigung 0-100 km/h: 3,9 s ● Verbrauch: noch nicht bekannt ●  Leergewicht: ca. 2500 kg ●  Kofferraumvolumen: 484 bis 1774 Liter ●  Preis: 235.000 Euro.

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Bentley Bentayga Speed (2019)
Bentley Bentayga Speed (2019)
Bentley Bentayga Speed (2019)
Kamera
Bentley Bentayga Speed (2019)

Von

Stefan Grundhoff