Breite Reifen, starke Motoren
Die Königsklasse: E-SUV-Bikes im großen Test

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Kunden lieben die Fahrräder, aber die Hersteller wissen noch nicht, welche Bezeichnung sich für die E-Bikes durchsetzt. E-All-Terrainbikes bzw. E-SUV-Bikes sind Elektrofahrräder, die mit Vielseitigkeit, Robustheit und kräftigen Antrieben überzeugen. BIKE BILD hat die besten der Klasse getestet.
Bild: Daniel Geiger
Inhaltsverzeichnis
12 E-SUVs im Test — Übersicht
Ranking
Modell
Zum ausführlichen Testbericht
Note
Preis
Platz 1 (Testsieger)
Platz 2
Platz 3
Platz 4
Platz 5
Platz 6
Platz 7
Platz 7 (Preis-Leistungs-Sieger)
Platz 7 (Preis-Leistungs-Sieger)
Platz 7
Platz 11
Platz 11
Wie wollen wir diese Pedelecs nun nennen? All-Terrain-Bikes (ATB) oder SUV? SUV ist im Autobereich die Abkürzung für Sport Utility Vehicle. Darunter fallen jene hoch aufbauenden und breit designten Stadtgeländewagen, die von Kritikern als PS-starke Boliden für Besserverdiener geschmäht werden. Das SUV der Fahrradwelt ist nun also das All-Terrain-E-Bike. Der Name SUV scheint sich dabei immer mehr durchzusetzen, gerade so wie der Begriff Pedelec nicht gegen E-Bike ankommt, so wie Softies nie gegen Tempo ankam oder so wie heute selbst Pril Spüli genannt wird, obwohl es Spüli als Marke schon lange nicht mehr gibt. Sei’s drum.
Futuristisches Design, vollgepumpt mit Technik und Komfort – beim Superdelite steht eigentlich nur der hohe Preis von 10.048 Euro im Weg. Das Premium-SUV lässt in fast keiner Kategorie Punkte liegen und kommt insgesamt auf eine Note von 1,1. Besondere Highlights sind die überragende Leistung der Magura-4-Kolben-Bremse, der vor dem Lenker platzierte zusätzliche Gepäckträger sowie die Möglichkeit, das Display als Navigationsgerät zu nutzen.
Das Kalkhoff Entice 5B Move kommt im klassischen Design daher. Es will nicht auffallen, es will nur gut funktionieren. Und das tut es in jeder Hinsicht. Nur wenn man dem Vergleich zum Testsieger wagt, fällt auf, dass es Unterschiede bei Bremsleistung oder Ausdauer des Akkus gibt.
In einer Kategorie kann jedoch kein Bike mit dem Kalkhoff mithalten: Die Bauweise lässt ein Gesamtgewicht von bis zu 170 Kilogramm zu. Wer also viel mit schweren Packtaschen unterwegs ist oder vielleicht selbst nicht der oder die leichteste ist, ist hier an der richtigen Adresse. Auch unabhängig davon ist es für den Preis von 3.899 Euro allerdings absolut zu empfehlen: Note 2,0.
Auch wenn uns der Sattel im Test etwas zu weich war, gilt beim KTM Macina Gran 620 im Grunde genommen das gleiche wie beim Kalkhoff. Der Bosch Performance Line CX leistet wie auch beim ersten Preis-Leistungs-Sieger hervorragende Arbeit und für den selben Preis (ebenfalls 3.899 Euro) bekommt man ein komfortables All-Terrain-Bike: Note 2,0.
Die Gewinner
Riese & Müller Superdelite GT Rohloff
KTM Macina Gran 620
Kalkhoff Entice 5B Move
Was zeichnet E-SUV-Bikes aus?
All-Terrain-Pedelecs sind, wenn man so will, alltagstaugliche E-Trekkingräder, nur eben besser bestückt als Letztgenannte. Sie sind voll ausgestattet mit Licht, Schutzblechen, Gepäckträgern und Ständern sowie den stärksten Motoren, den größten Akkus und mit deutlich breiteren Reifen, als man sie an normalen Trekking-Rädern findet. Kurz gesagt, die hier getesteten E-ATBs – teils mit offenkundigen Anleihen aus der Mountainbikewelt – sind so etwas wie die Königsklasse der E-Bikes. Doch selbst diese Klasse ist im Wandel. War bei unserem SUV-Test vor zwei Jahren die Firma Bergamont noch die einzige, die ein voll gefedertes Bike nach vorn schickte, so sind im aktuellen Test gleich vier Kandidaten vorn und im Heck gedämpft – nicht aber das Bike aus dem Hause Bergamont. Dem Zeitgeist und auch der Automobilwelt folgend, sind acht der Bikes in dunklen Farben gehalten. Immerhin, wie es sich für diese kostspielige Klasse gehört, sind durchgehend sehr gute Lichtanlagen und meist auch reflektierende Reifen verbaut.
Welche Motoren stecken in den SUV-Bikes?
Apropos teuer: Im Mittel muss man für die vorgestellten E-ATBs rund 5500 Euro hinblättern. Preistreiber unter den ATBs ist dabei das Riese & Müller mit 10 049 Euro. Hier wurde aber auch alles verbaut, was man sich nur wünschen kann. Gemeinhin konfektionieren die Hersteller hier alles aus dem obersten Regal. Wie gesagt, viel Dämpfung, breite Reifen und die dicksten Motoren. So vertrauen acht der zwölf Hersteller dem Bosch-System mit dem Performance Line CX-Motor (85 Newtonmeter) und den 625-Wattstunden-Akkus – Riese & Müller stockt dies noch einmal um 500 Wattstunden auf. Dieser Move wird für alle anderen Testteilnehmer zum Problem. Ausgehend von den 1125 Wattstunden, für welche das Superdelite zehn Punkte in der Kategorie Reichweite hamstert, stehen viele andere mit nur fünf Reichweitenpunkten recht hilflos da. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern – mit einem modernen 625-Wattstunden-Akku sind Sie unter normalen E-Bike-Fahrern immer noch der König! Nur Specialized mit hauseigenem Motor, powered by Brose, MyVélo, Hercules mit dem Shimano EP8 und Flyer mit dem Panasonic GX setzen auf andere Fabrikate, die mitnichten schlechter agieren als die schwäbischen Motoren. Gerade letztgenannter Panasonic verfügt mit 95 Newtonmetern sogar über noch mehr Drehmoment und Power.
Viel Federweg
Breite Reifen
Starke Antriebe
Auch Tiefeinsteiger-Rahmen sind vertreten
Mit Bergamont, KTM und MyVélo trauen sich in diesem Jahr drei Hersteller, einen Tiefeinsteigerrahmen ins Rennen zu schicken. Warum auch nicht, alle bereiten ihren Piloten großen Fahrspaß. E-Bike-Interessierte sollten sich zudem von dem alten Damenrad-Image befreien. Denken Sie lieber praktisch: Ein voll beladenes Bike wiegt gut und gerne 50 Kilogramm, da können Sie froh sein, wenn Sie nicht eines Ihrer Beine über Gepäckträger, -taschen und Sattel wuchten müssen.

Spaß auf Schotter: Auf E-SUV-Bikes ist ein spontaner Offroad-Abstecher kein Problem.
Bild: Daniel Geiger
Unsere E-Bike-Tests führen wir in Kooperation mit der Dekra in Stuttgart durch. Das Protokoll umfasst einen Labortest auf dem Prüfstand und Testfahrten. Die Frage, wie viel Reichweite ein E-Bike bietet, wird Verkäufern häufig gestellt. Um eine Orientierung zu geben, führen wir den genormten R200-Test durch. Auch Motorleistung ist wichtig: Die maximale Leistungsabgabe gibt an, wie viel Watt der Motor auf höchster Stufe leistet. Zusätzlich setzen wir das Aggregat einem Uphill-Stresstest aus. Hierbei fährt das E-Bike über 20 Minuten einen simulierten Anstieg hinauf. Ein Bremstest ist Pflichtprüfung für jedes Elektrofahrrad. Die Punkte Fahrspaß und Design bewerten wir nach intensiven Testfahrten und Begutachtungen durch mehrere Testredakteure. Bei der Ausstattung achten wir auf zehn in unseren Augen wichtige Ausrüstungsanforderungen. Fehlt eines dieser Merkmale, wird ein Punkt abgezogen. Die Kriterien sind: Automatikschaltung, Federgabel, Federsattelstütze und/oder Hinterbaudämpfung, Gepäckträger, Lichtanlage, Rahmenschloss oder fest verbautes Schloss, Reflexstreifen, Riemen bzw. Kettenschutz, Ständer, Schutzbleche.
Fazit
Sehr stark neben dem Superdelite präsentieren sich auch auf den Plätzen zwei und drei die Bikes von Flyer und Stevens, gefolgt von einem wohl zum Alltagsbike umfunktionierten E-MTB von Trek. Erlaubt ist, was gefällt – und punktet. Überrascht hat uns mit MyVélo ein relativ neuer Player im Markt – zum einen mit einem etwas veralteten Design, zum anderen mit tollem Fahrverhalten. Richtig gut ist auch das Moustache-Bike, ebenfalls noch recht neu.