Sind Sie bereit, für weniger Kopffreiheit mehr Geld zu bezahlen? Unpraktischere Türen in Kauf zu nehmen? Koffereinladen als Yoga-Übung zu praktizieren? Lautet Ihre Antwort wirklich dreimal ja? Ja? Ja? Okay, dann gehören Sie zu den taffen Typen, die auf jede Form von Alltagstauglichkeit pfeifen, Motto: Sind diese Coupés zu schräg, bin ich zu schwach. Oder werde es – denn das kann man bei diesen dreien. Besonders beim Blick auf die Hintern. Echte Auto-Apfelpos werben um die Käufergunst, prall und gut geformt. Das war nicht immer so ... Zum Beispiel beim Renault Mégane. Die Franzosen guckten beim dreitürigen Vorgänger so stolz auf die Kreation ihres Knickei-Hecks, verloren dabei aber komplett die Kundschaft aus den Augen. Urteil im Namen des Volkes: doofer Heck-Meck!

Mit neuem Heck will der Mégane den Massengeschmack treffen

Renault Megané Coupé dCi 130
Auch deshalb trennten sich die Designer in der jüngsten Generation vom zusammengekniffenen Kofferraumdeckel und formten stattdessen einen Brigitte-Bardot-Po. Voluminöser, steiler im Abgang – das schmeckt der Masse hoffentlich besser. Mehr Klasse als Masse verspricht Citroëns C4. Der dreitürige Kompakte, der erst kürzlich ein Mini-Facelift erhielt, fährt als Abschluss eine große Glas vitrine spazieren. Ein Schaufenster der Eitelkeiten, welches Kia völlig fremd ist. Mit dem "pro cee'd" (heißt wirklich so!) appellieren die Koreaner an die konservativen Käufer. Schnörkellose Linien ziehen sich über 4,25 Meter, deutsch beeinflusst durch Designchef Peter Schreyer (früher bei Audi und VW). Die Kehrseite dieser kunstvollen Coupé-Kreationen: Dem Fahrer fehlt nach hinten Übersicht. Das Negativbeispiel in dieser Hinsicht aber liefert der Mégane. Vom Fahrlehrer in teuren Stunden eingebleute Schulterblicke enden am hinteren Seitenfenster. Renault -Piloten vertrauen blind auf die Außenspiegel. Gezwungenermaßen. Bei jeder Tour fährt das ungute Gefühl mit, anrauschende Angaser beim Überholversuch zu übersehen. Vor diesen zugespitzten Problemen verschont der Kia seine Passagiere, auch der Citroën.

Aus dem Citroën C4 möchte man nur ungern wieder aussteigen

Citroën C4 Coupé HDI 140
Überhaupt schenkt der C4 für dieses Fahrzeugsegment eine Rundumsicht wie auf einem Fernsehturm. Durch die Frontscheibe liegt einem die Straße zu Füßen, durch das Glasdach (710 Euro) kommt der Himmel nah. Bis auf den kleinen Spoiler in der Heckmitte stört nichts. Dieser Mini-Bürzel zeichnet einen schwarzen Balken in den Rückspiegel, sozusagen eine jugendfreie Form des Straßen-Strichs. So rollt der Citroën als ungewolltes Zensur-Coupé durch die Landschaft, unglaublich leise und weich gefedert. Unebenheiten spürt der Fahrer kaum, der Wagen reagiert anpassungsfähig wie ein Wasserbett. Auch so wogend. Herrlich gemütlich logieren die Passagiere auf den breiten Lederpolstern. Umsteigen in eines der Konkurrenz-Modelle fällt schwer.
Denn Renault und Kia gehen spürbar giftiger ans Werk, auf der Autobahn kommt der Mégane kaum zur Ruhe. Was die Globalisierung doch alles bewirken kann. Zwar keine Einigung zwischen Nord und Süd, dafür einen Schulterschluss mit Frankreich. Denn auch der pro cee'd poltert eher ungehobelt über Querfugen. Ein glücklicheres Händchen bewies Renault bei der Abstimmung der elektrischen Servolenkung. Nichts blieb übrig vom Waschlappen-Gefühl des Vorgängers, stattdessen arbeitet die neue Version staatsmännisch verbindlich. Auch der C4 kurvt angenehm und sicher durch Serpetinen. Und – wie könnte es anders sein: ausgesprochen komfortbetont. Ohne einen Hauch von Anstrengung dreht das Lenkrad, rechts, links, vermutlich bewegt es sich durch bloßes Pusten, als Angelpunkt steht die Nabe fest. Diese Leichtigkeit des Lenkens fehlt dem Kia, auch die Genauigkeit.

Der Motor des Kia pro cee'd erzeugt viel Druck beim Anfahren

Kia pro cee'd
Bei den Motoren liefern sich die drei einen Wettkampf auf Augenhöhe. Diesel mit 140 (Citroën, Kia) beziehungsweise 130 PS, der Durchschnittsverbrauch liegt unisono unter 6,5 Litern. Trotz ähnlicher Eckdaten präsentieren sich die Vierzylinder in höchst unterschiedlicher Form. Renaults dCi 130 spielt den Forschen. Zehn PS weniger Leistung, dafür mit dem geringsten Gesamtgewicht, zieht der Renault Mégane lässiger durchs Drehzahlband; allerdings brummt er laut, besonders bei schneller Autobahnfahrt töten die lauten Fahrgeräusche jede Unterhaltung. Citroëns HDi 140 dagegen läuft ausgesprochen leise. Zwar spricht sein E-Gas langsamer an, entfaltet die Kraft aber unglaublich harmonisch. Mit dem Zweiliter-CRDi sucht Kia den Mittelweg. Beinahe an Pumpe-Düse-Motoren von VW erinnernd, dieselt er los: viel Druck beim Anfahren, kurzes Durchschnaufen, um dann die Leistungsspitze anzupeilen. Insgesamt schnürt Citroën das stimmigste Gesamtkonzept, verwöhnt dank Parfümspender mit Aroma. Wer’s mag, wird für den C4 gern etwas mehr Geld ausgeben.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko

Dieses Trio beweist, dass schräg richtig schön sein kann. Renault landet mit dem neuen Mégane auf Rang zwei. Dem kompakten Franzosen fehlt es vor allem an Fahrkomfort und Übersicht. In diesen Punkten setzt der C4 Maßstäbe, ebenso bei der Laufkultur des Diesel. Kia bietet nicht nur viel Platz fürs Geld, sondern auch fünf Jahre Garantie – gutes Gefühl inklusive. 

Weitere Details zum Coupé-Vergleich finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Von

Margret Hucko