Helle warme Farbtöne, Loungemusik, weiße klare Flächen mit violetten Lichtspielen. Wir sind nicht im Flagshipstore von Apple, sondern auf dem VW-Konzernabend in der "Halle Espace Sécheron" in Genf. An der Wand vibrieren und rollen die Logos der VW-Töchter wie Apps auf einem iPad: Skoda, Seat, Lamborghini und Co. Die Wolfsburger zeigen sich familiär, tolerant, verantwortungsbewusst und modern. Die perfekte "Nette-Welt-AG". Auffällig: Kaum ein VW-Verantwortlicher kommt ohne das Wort Nachhaltigkeit aus. Dahinter steckt eine neue Öko-Strategie, nach der VW bis 2018 der weltweit beste Hersteller im Bereich ökologischer Antriebe sein will. Eine Ansage, auf die jetzt nur noch Taten folgen müssen. Vielleicht schon mit den Weltpremieren, die nach den großen Worten den weiß lackierten Laufsteg entlangbrausen?
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Video: Genf 2012 VW-Abend

A3, Lambo, Bentley

Bild: AUTO BILD
Der neue Audi A3 macht den Anfang. "Durchtrainierter und effizienter" soll er sein, verspricht Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender von Audi. Äußerlich unterscheidet er sich nur wenig vom Vorgänger. Für die Effizienz hat der A3 80 Kilo abgespeckt und einen 1,6-Liter-TDI unter der Haube. So soll er 3,8 Liter verbrauchen. Ein Plug-In-Hybrid ist für 2014 angekündigt. Dann wird die kuschelweiche Stimmung aus Fürsorglichkeit und Umweltbewusstsein durch etwas gänzlich Unvernünftiges gestört: dem Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse. Der Roadster leistet überirdische 1200 PS und soll bis 410 km/h Spitze offenen Fahrspaß garantieren. In 2,6 Sekunden geht es auf 100 km/h. Damit ist er laut Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer "der stärkste Roadster der Welt". Nachhaltigkeit hatte da übrigens kurz Sendepause.

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Offen und teuer geht es weiter im Programm. Der Porsche Boxster zeigt, dass er sein Hausfrauen-Image abgelegt hat. Breit und kantig orientiert er sich noch mehr am 911er. Zehn PS mehr Leistung, aber 15 Prozent weniger Verbrauch. Dazu kommt ein Gewichtsverlust von 35 Kilo, der sich auch auf der Nordschleife bemerkbar macht. 7:58 Minuten verspricht Porsche-Chef Matthias Müller für die Referenz-Runde über die Eifel-Achterbahn. Der Vorgänger brauchte noch zwölf Sekunden mehr. Es folgt der Skoda Citigo als Fünftürer. Skoda-Chef Winfried Vahland greift tief in die Verkäufer-Trickkiste, als er einleitend nur die Damen begrüßt – Kerle werden den kleinen Skoda nicht wirklich kaufen.
Giugiaro ist zwar keine Marke des VW-Konzerns, trotzdem darf der Giugiaro Brivido beim Konzernabend vorfahren, weil unterm Blech VW-Technik steckt. Der flache Flügeltürer ist bezaubernd anzusehen, muss aber noch ohne Preisschild auskommen. Nur eine Studie, versteht sich. Bodenständiger wird's mit dem VW Cross Coupé. Optisch der sportlichere Tiguan, technisch ein früher Ableger des Modularen Querbaukastens (MQB). Anders als bei der Weltpremiere in Tokio nagelt diesmal ein TDI im Duett mit einem Elektroantrieb unter der Haube. 1,8 Liter soll er im Schnitt auf 100 Kilometern verbrauchen. Das würden wir gerne mal testen!

Sportwagen brutal: Der Lamborghini Aventador Jota

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Video: Audi A3 (2012)

Neuer Audi A3 im Video

Ein entferntes Donnern kündigt die Ankunft des Lamborghini Aventador Jota an. Der erobert die Bühne mit einem Minisprint und spuckt Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann auf die Bühne. Zwölf Zylinder, 700 PS, über 300 km/h Spitze – und das Ganze ohne Dach und Fensterscheiben! Da wird selbst der sonst so eloquente Herr Winkelmann ein bisschen einsilbig. Interesse? Dann kommt jetzt die bittere Wahrheit: Die Superflunder gibt's nur ein einziges Mal. Besser: gab es nur ein einziges Mal. Noch vor der Produktion überwies ein Lambo-Fan die geforderten 2,1 Millionen Euro.

Britisch, mondän, luxuriös: Bentley EXP 9 F

VW-Konzernabend Genf 2012
Der Bentley EXP 9 F ist ein riesiger Luxusdampfer mit genau der Art von Schnickschnack an Bord, den Scheichs für ihre Wochenendausflüge brauchen.
Den Abschluss macht das Bentley-SUV EXP 9 F. Wolfgang Dürheimer und seine Bentley-Boys wollen mit dem Koloss "die Krone im SUV-Segment in Anspruch nehmen" und setzen auf viel Power (610 PS), große Räder (23 Zoll) viel Chrom und noch mehr Holz. Zum Schluss bleibt nur die Frage nach der Nachhaltigkeit. Was ist mit den Hybriden und Stromern, die beispielsweise Toyota schon jetzt anbietet? Nichts hätte heute zu dem strahlend weißen Ambiente der Gala-Halle besser gepasst, als die Präsentation emissionsfreier Antriebe von VW. Die kommen aber erst 2013. "Dem Jahr der Elektromobilität", wie VW-Chef Winterkorn versprach. Wir werden sehen.