Spritpreiswahnsinn geht weiter
3 Euro pro Liter sind schon am Sonntag möglich!

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Innerhalb einer Woche verteuerte sich Diesel laut ADAC um 39,4 Cent je Liter. Am Mittwoch überstiegen Preisangaben an Tankstellen bereits die Marke von 2,30 Euro. Jetzt warnen Experten vor weiteren Preiserhöhungen!
Bild: picture-alliance
Innerhalb einer Woche verteuerte sich Diesel laut ADAC um 39,4 Cent je Liter und kostet damit im Durchschnitt 2,15 Euro. Der Benzinpreis ist ihm im Rekordrennen knapp auf den Fersen: Für einen Liter Super E10 müssen die Verbraucher aktuell 2,103 Euro bezahlen, das sind 27,6 Cent mehr als vor einer Woche. So teuer war Kraftstoff noch nie.
Die Frage, die jetzt alle Autofahrer beunruhigt: Wie weit gehen die Spritpreise noch nach oben? Dr. Michael Haberland, Präsident des Autoclubs "Mobil in Deutschland", hält weitere Steigerungen für wahrscheinlich: "Leider gibt es momentan keine Grenze nach oben. Die Preisentwicklung, das ganze System ist außer Kontrolle geraten. Wenn die Preissteigerungen so weitergehen, haben wir am kommenden Sonntag drei Euro."
Diese Einschätzung teilt auch Steffen Bock, Geschäftsführer von Clever Tanken: "Die Spritpreise sind nicht gedeckelt und ohne Intervention sind auch drei Euro nicht unmöglich, gerade bei den Top-Sorten und an der Autobahn."
"In drei bis vier Monaten Beruhigung"
Doch es gibt auch optimistische Stimmen: Nach Einschätzung des Auto-Experten Prof. Ferdinand Dudenhöffer wird die aktuelle Situation nicht lange anhalten. "Spritpreise steigen in Krisenzeiten immer, die Preisspitze haben wir aktuell aber wohl schon erreicht. In drei bis vier Monaten beruhigt sich die Situation wieder."
Autoclub-Chef Haberland fordert dagegen schnelle Maßnahme durch die Politik: "Um einen weiteren Anstieg der Kosten zu verhindern, muss jetzt etwas getan werden. Die meisten Deutschen sind täglich auf ihr Auto angewiesen. Das Auto ist Verkehrsmittel Nr. 1 in Deutschland. Daher ist jetzt das Eingreifen der Politik gefordert." Denn niemand verdiene am Sprit so viel wie der Staat. Das sei quasi eine Gelddruckmaschine für den Staat.
Kroatien hat den Spritpreis gedeckelt
"Bei einem Spritpreis von 2,00 Euro bekommt der Staat 1,06 Euro Steuern – also mehr als die Hälfte", so Haberland. Was könnte die Regierung tun, um den Sprit für die Autofahrer bezahlbar zu halten? Haberland: "Sie könnte die Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe senken. Das hat Polen gemacht. Der Preis könnte generell gedeckelt werden. Das hat Kroatien gemacht. Ungarn ist ähnlich aktiv. All diese Länder haben Spritpreise zwischen 1,30 und 1,50 Euro. Deutschland sollte sich das als Vorbild nehmen und ebenso eingreifen."
"Erst Mehrwert-, dann Energiesteuer"
In Richtung Mehrwertsteuer-Senkung zielt auch der Lösungsvorschlag vom Sprit-Experten Steffen Bock: "Konkret plädiere ich dafür, die Mehrwertsteuer nur auf den Produktpreis zu berechnen und die Energiesteuer, den Bevorratungszuschlag und die CO2-Steuer nicht nochmals mit der Mehrwertsteuer zu belegen, wie es heute der Fall ist. Damit würde eine große Ungerechtigkeit beseitigt."
Aber in jeder Krise steckt auch eine Chance! Autoclub-Chef Haberland: "Wir wollten ja weg von fossilen Brennstoffen und in synthetische Kraftstoffe investieren." Sein Aufruf daher: "Nicht kleckern, sondern endlich mal klotzen bei den E-Fuels."
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