Vier Oberklasse-Diesel im Test
Jaguar greift an

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Die feine Art zu sparen: Der neue Jaguar XF 2.7 D fordert die deutsche Oberklasse zum Diesel-Duell. BMW 530d, Audi A6 3.0 TDI und Mercedes E 300 Bluetec treten gegen den Engländer an.
Blaublütig kannst du nicht werden. Entweder du bist es, oder eben nicht. Das gilt auch für Automobile. Modelle, die zum Beispiel als Jaguar auf die Welt kommen, haben schon mal per se diesen noblen Touch. Andere wiederum müssen sich den Aristokraten-Status schwer verdienen. So wie es die erfolgreichen Oberklasse-Typen $(LB455612:Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse)$ vormachen. Erste Plätze in Tests, gutes Prestige und höchste Verkaufszahlen machen sie zu den Besten ihrer Klasse. Aber Achtung: Beim neuen XF verlässt sich Jaguar nicht mehr allein auf die adlige Herkunft. Der XF hat hart trainiert, sieht topfit aus, beugt sich mit seinem sanften, fast coupéhaften Schwung im Dach bereits optisch in Angriffsposition. Überhaupt: der dicke Buckel auf der Haube, die flachen Fenster, grimmiges Gitter vorm Kühler – grrrrrrr, dieses muskulöse Ding knurrt die Konkurrenz respektlos an. Als Diesel mit 2,7-Liter-Biturbo-V6 hat er zudem satte 207 PS. So in Form gebracht, fährt er als ernst zu nehmender Gegner vor und ist eine echte Konkurrenz für die etablierte deutsche Oberklasse. In dieser Liga wird traditionell besonders hart gekämpft.
Bei der Ausstattung lässt der Jaguar XF kaum Wünsche offen
BMW hat den dynamischen 5er am Start. Als 530d spannt er mit üppigen 235 PS die Muskeln. Direkt neben ihm steht der Audi A6. Das Dreiliter-Topmodell mit 233 PS zählt zu den besonders antrittsstarken Rennern, denn Audi setzt in dieser Hubraumliga ausschließlich auf den Allradantrieb quattro. Die 211 PS starke Mercedes E-Klasse überstrahlt Jaguar, BMW und Audi mit einer blütenweißen Weste. Der Benz kommt als E 300 Bluetec mit stickoxidarmem CDI-Diesel, atmet somit deutlich sauberer aus als die Konkurrenten. Also: Der neue Jaguar sieht zwar gefährlich aus. Aber in dieser Klasse springt er bestimmt nicht ungehindert nach vorn. Oder etwa doch ...? Mit Ach und Krach unterschreitet die Basisversion des Jaguar XF die 50.000-Euro-Grenze. Genauer: Der 2,7-Liter-Diesel kostet als Luxury ab 49.370 Euro. Immerhin: Seinen Beinamen trägt der XF zu Recht. Ab Werk stopfen die Engländer die Limousine mit Komfort-Extras voll, wie ein Hamster seine Backen. Klimaautomatik? Hat er. Elektrische Sitze, Sitzheizung, 17-Zoll-Alus, Einparkhilfe, Regensensor? Alles drin. Sogar ein großer Farbbildschirm mit Touchscreen für Klima, Radio und Co ist an Bord.
Preis-Leistungssieger: Audi bietet im A6 am meisten fürs Geld

Dafür hat er feinere Trinksitten als die anderen. Der Audi zum Beispiel entpuppt sich im Verhältnis zum Jaguar fast schon als Säufer. Der A6 TDI mit seinem kräftezehrenden quattro-Allrad trinkt exakt einen Liter mehr als der XF 2.7 D. Ohnehin sind dessen 7,7 Liter Durchschnittsdurst für eine über 200 PS starke Oberklasse-Limousine fabelhaft. Dem starken Mercedes hilft seine siebenfach, auf Sparsamkeit abgestufte Automatik beim Knausern. Mercedes patzt jedoch an anderer Stelle. Der Bluetec muss häufig in die Werkstatt. Statt wie früher spätestens alle zwei Jahre, rufen die Stuttgarter nun spätestens nach zwölf Monaten zur Inspektion. Nicht die feine Art. Aber auch der Jaguar lässt es hier eher locker angehen. Er bietet weniger Garantie als Mercedes, muss daneben häufiger zur Wartung als Audi und BMW. So "abgewertet", zählt der gut ausgestattete Jaguar am Ende plötzlich doch noch zu den teureren Angeboten.
Der Dynamiker dieses Vergleichs heißt BMW 530d

Umweltfreundliche Fortbewegung trägt den Namen Bluetec

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn
Genau genommen gewinnt der BMW diesen Vergleich, weil er mit Abstand am besten bremst. Kommt's darauf an? Nicht nur, aber auch. Darüber hinaus leistet sich der 530d kaum Schwächen. Der Sieg in diesem starken Feld ist also verdient. Der zweitplatzierte Audi überzeugt mit dem attraktivsten Preis-Leistungs-Paket. Dem Saubermann E 300 Bluetec gebührt die Alltags-Krone. Jaguar ist auf jeden Fall eine interessante, mit tollen Details gekrönte Alternative. Aber der XF ist nicht schneller, nicht billiger, nicht komfortabler als die Deutschen. So reicht es (leider) nur zum letzten Platz. Ich mag ihn trotzdem.
Weitere Informationen zum Diesel-Vergleich in der Oberklasse gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Test mit allen Tabellen und technischen Daten können Sie im Heftarchiv als pdf herunterladen.
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