Dauertest Nissan Qashqai
Qashqai im Härtetest

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Er brachte frischen Wind in Nissans Modellpalette: Der Nissan Qashqai ist ein trendiger Mix aus SUV und Kompaktmodell – und verkauft sich blendend. Auch nach Abschluss des Dauertests über 100.000 km fällt die Bilanz positiv aus.
Manchmal wird die AUTO BILD-Tiefgarage zum Geschmackslabor. Wenn abends Dutzende von Verlagskollegen durch den Fuhrpark strömen, kurz den silbernen BMW Z4 bewundern oder den roten Audi A5. Aber nur an Modellen, die für den persönlichen Bedarf und das eigene Portemonnaie wirklich infrage kommen, drücken sie sich die Nase platt. So einer ist der Nissan Qashqai. Sofort nach Beginn des Dauertests im Oktober 2007 erhielt er den Ritterschlag der Massentauglichkeit: Ob Drucker kurz vor der Rente, Jungredakteur oder Chefsekretärin – der Japan-Tiguan eroberte sich schnell eine breite Fangemeinde. Und das trotz seines zungenbrecherischen Namens: Qashqai (sprich "Käschkai") sind eigentlich persische Nomaden. Was haben die mit einem kompakten Allradler zu tun? Nichts, seien trotzdem gnädig mit diesem Marketing-Unsinn.
Überblick: Alle News und alle Tests über Nissan

Zahlreiche Warntöne nerven im Quashqai

Einige Schönheitsfehler
Nur wer den Starterknauf mit Entriegelungstaste richtig bedient, wird halbwegs von den akustischen Angriffen verschont. Aber selbsterklärend ist das schlüssellose System eben nicht. Nee, ihr Nissan-Entwickler – das sollte geändert werden. Dringend! Gleiches gilt für die Heckklappe, denn die öffnet nur bis 1,76 Meter Höhe und verteilt Kopfnüsse. "Ein Unding", flucht Fotograf Martin Meiners. "Deckel und Schließzapfen haben mir mehrfach einen an die Birne gegeben." Na ja, der Mann ist 1,96 Meter groß. Insgesamt summieren sich die Logbucheinträge nur zu einer kurzen Tadelliste: schwache Sitzheizung, Windgeräusche bei hohem Tempo, schwer erreichbare Isofix-Ösen und ungünstig platzierter Öleinfüllstutzen. Das alles fällt in die Kategorie Schönheitsfehler, mit denen man leben kann und die nichts mit der Dauerhaltbarkeit des Nissan zu tun haben.
Im Kern ist der Qashqai ein solides Auto

Mit der Abschlussnote 3+ liegt der Nissan Qashqai im vorderen Mittelfeld

Super Messwerte, aber Gammel im Detail

Rost an Achsträger und Blechhaltern
Das positive Bild trübt sich, als der Blick des DEKRA-Sachverständigen Günther Schiele mehrfach auf beginnende oder auch schon stärker ausgeprägte Korrosion an diversen elektrischen Anschlüssen hängen bleibt, er unzureichenden Oberflächenschutz an Achsbauteilen und Blechhaltern notiert. Auch ein weitgehend verschlissener Lenkstangenkopf und der mit Laufgeräuschen auffallende Klimakompressor bringen Minuspunkte im Protokoll. Versöhnlich stimmt das Ergebnis der Motoruntersuchung. Nach der Vermessung von Kolben und Zylindern bescheinigt der Sachverständige allen Bauteilen eine Maßhaltigkeit innerhalb der Grenzwerte des Herstellers. Ein Resultat, das die schon erwähnten guten Messergebnisse vor der Demontage bestätigt. Ebenso positiv ist das Ergebnis der endoskopischen Hohlraumuntersuchung. Im Gegensatz zum auffälligen Korrosionsansatz an äußeren Bauteilen ist der Nissan an den unzugänglichen Stellen sehr gut geschützt. Egal ob überlappende Bleche in den Schwellern oder Längsträgern, Kanten und Ecken in den Türen oder der Heckklappe – das Endoskop kann nirgendwo Pfusch am (Karosserie-) Bau entlarven. Hätte sich Nissan beim Oberflächenschutz genauso viel Mühe gegeben, stünde der Qashqai auch am Testende glänzend da.
Hersteller-Reaktionen: Das sagt Nissan ...
... zu den hinteren Stoßdämpfern: Interne Analysen bei einem Zulieferer haben einen unzureichenden Vulkanisierungsprozess identifiziert. Dieser Prozess wurde zwischenzeitlich optimiert, die neuen Dämpfer wurden in die Neufahrzeugproduktion übernommen.
... zur Korrosion am Unterbau: Kundenreklamationen über Korrosion im Bereich der Vorderachse liegen uns nicht vor. Wir gehen hier von einem Einzelfall aus.
... zum rostigen Batteriehalter: Auch hier gehen wir von einem Einzelfall aus. Trotzdem wurden unsere Ingenieure darüber informiert.
Das sagen die Leser
"Starker Motor, aber schwache Heizung." Positiv an meinem Qashqai: durchzugsstarker Motor, reichliche Grundausstattung, gutes Raumgefühl, knackige Schaltung. Negativ: Wärme gibt es erst nach 20 Minuten, Defrosten so gut wie unwirksam. Oliver Füllggraf, 58553 Halver, Nissan Qashqai 2.0 dCi 4WD Acenta.
"Fast ohne Probleme." Bisher gab es nur einmal notwendige Reparaturen. Die Gummiaufhängungen der hinteren Stoßdämpfer waren ausgeschlagen. Sonst kann ich nur Positives berichten. Allerdings könnte der Benziner mit CVT-Getriebe etwas mehr Leistung vertragen. Klaus Sonnenberg, 29313 Hambühren, Nissan Qashqai 2.0 4WD CVT Acenta.
"Fast ohne Probleme." Bisher gab es nur einmal notwendige Reparaturen. Die Gummiaufhängungen der hinteren Stoßdämpfer waren ausgeschlagen. Sonst kann ich nur Positives berichten. Allerdings könnte der Benziner mit CVT-Getriebe etwas mehr Leistung vertragen. Klaus Sonnenberg, 29313 Hambühren, Nissan Qashqai 2.0 4WD CVT Acenta.
"Zu viele Pieper." Meine Erfahrungen zu diesem Auto: ausreichende Platzverhältnisse, gutes Navi und Heckkamera, leiser Motor, Verbrauch bei zügiger Fahrweise 10,2 l. Störend: zu viele Warn-(Piep-)Geräusche, Windgeräusche ab 130 km/h, kein optimales Keyless Go. Rainer Müller, 12305 Berlin, Nissan Qashqai 2.0 Tekna Automatik
"Reichlich Defekte." Leider ist mein Qashqai keinesfalls fehlerfrei. Hier nur einige Beispiele: klappernde Heckklappe, knarzende Beifahrertür, knarzender Fahrersitz, Rückruf Lenkgetriebe und Benzintank, abgeschleppt wegen Geräuschen von der Lenkung, Poltern von der Hinterachse, Sprittropfen unterm Auto ... Peter Quester, per E-Mail.
Fazit
Es war still geworden um Nissan. Keine Bestseller, graue Mäuse namens Primera und Tiida, dazu Exoten wie 370Z und GT-R. So gingen die Verkaufszahlen des japanischen Importeurs seit Jahren zurück. Zum Glück gibt es den Qashqai. Er war schneller auf dem Markt als der VW Tiguan, überzeugt mit Raumkonzept, Komfort, Fahreigenschaften und liefert nun im Dauertest eine ordentliche Vorstellung ab. Für einen Spitzenplatz reicht es zwar nicht, aber mit einer 3+ liegt er gleichauf mit dem Audi A6 Avant in unserer Zuverlässigkeits-Hitliste. Das ist doch was! Dieser clevere Kompakt-SUV fährt auf der Überholspur. Auch bei der Modellpflege dreht Nissan an den richtigen Schrauben. So gibt es den Qashqai nicht nur als 4x4- Modell, sondern auch als günstigeren Fronttriebler und gestreckten Siebensitzer. Das ist der richtige Weg.
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