Keine Frage: Der Motorsport zeichnet sich durch Rad-an-Rad-Duelle, den Kampf Mensch gegen Maschine, den technischen Wettbewerb und fahrerische Höchstleistungen aus. Aber auch Unfälle gehören zum Reiz der Formel 1. Vor allem seit sie in der Neuzeit in der Regel ohne Verletzungs-Folgen ausgehen. Der letzte Fahrer, der wegen eines Unfalls ein Rennen pausieren musste, war Fernando Alonso nach seinem wilden Überschlag 2016 in Australien.
In Teil sechs der Serie zum 1000. Formel-1-Rennen (siehe Liste unten) haben wir bereits die Todesfälle und die Sicherheitsentwicklung im GP-Sport beleuchtet. Doch das sind längst nicht die einzigen Unfälle: 2679 Mal musste ein Fahrer wegen einer Kollision, eines Abflugs oder eines Unfalls vorzeitig die Segel streichen. Das heißt: In den 997 Rennen krachte es bisher im Schnitt 2,7 Mal.
Vettel
Sebastian Vettel crashte in Frankreich 2018 direkt am Start
Das sind aber nur die Unfälle, die auch zu Ausfällen führen. Harmlosere Kollisionen, die Fahrer im Rennen zwar weit zurückwerfen können, aber eben nicht das Rennen beenden, sind in dieser Zahl gar nicht erfasst. Genauso wenig die Crashs, die im Qualifying, im Training oder bei Testfahrten passiert sind.
Das Crash-Jahrzehnt der Formel 1 waren die 90er Jahre. 710 der 2679 Unfälle fallen allein auf diese zehn Saisons. Im Schnitt schepperte es im Rennen 4,38 Mal. Das hat mehrere Gründe. In den 50er Jahren mit 168 Unfällen und vor allem in den 60er Jahren mit 141 Crashs waren die Verletzungsrisiken viel höher. Entsprechend fuhren die Piloten ruhiger, kämpften in den Duellen nicht auf Messers Schneide. Dazu kam: Es gab damals schlichtweg deutlich weniger Rennen als in den 90er Jahren.
Heute nehmen die Unfälle ab. In den 2000er Jahren führten nur noch 430 Unfälle zum Ausfall, im aktuellen Jahrzehnt liegen wir bei 278. Am Ende dieser Saison 2019 und damit des Jahrzehnts dürfte sich die Zahl bei 300 einpegeln. Denn 2018 gab es 32 Crashs, die das Rennen der jeweiligen Fahrer beendeten, 2017 waren es 33, 2016 waren es 29. Der Grund für die Abnahme: Die Auslaufzonen bestehen vermehrt nicht mehr aus Kies, sondern sind asphaltiert. Das erhöht die Chancen, dass Fahrer nach einem Unfall weiterfahren können, wenn die Schäden am Auto nicht sehr groß sind. Das war in den 90er Jahren selten der Fall.
Besonders heikel sind Startunfälle. 584 Ausfälle sind nach Startkollisionen verzeichnet. Wenn 20 Fahrer und damit rund 20.000 PS auf einmal losdüsen und sich in der ersten Kurve in ein Nadelöhr einsortieren müssen, ist die Unfallgefahr besonders hoch. Und es erwischt in einer Kettenreaktion oft mehrere Autos. Den größten Massencrash gab es 1998 in Belgien, als 13 Autos involviert waren. Nur neun Boliden konnten dem Chaos entkommen. Schon beim zweiten Lauf in Monaco 1950 ereignete sich ein Massencrash in der Startrunde, als Meerwasser über den Hafen schwappte und zehn Fahrer von der Strecke spülte.

Bildergalerie

Monaco-Unfälle
Collins & Hawthorn
Hawkins
Kamera
Formel 1: Monaco-Unfälle
Am unsichersten sind übrigens die Startplätze elf (43 Crashs in Runde eins), 14 (39) und 13 (38).
Alle bisherigen Teile der Serie zum 1000. WM-Rennen:
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6) Todesfälle und Sicherheitsentwicklung in der Formel 1: Hier klicken
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Von

Michael Zeitler