Urlaubszeit, Reisezeit. Jetzt werden sie wieder wahr, die Albträume der Autodesigner. Mühsam schufen sie einst in endlosen Windkanalstunden die optimale Karosserieform. Die dem Fahrtwind möglichst wenig die Stirn bietet und dabei noch elegant aussieht. Und was macht der Autofahrer damit? Die Fahrzeuge werden beladen und mit Anbauten verschandelt, dass manchem Betrachter Zweifel kommen, ob hier der Urlaub vorbereitet wird oder sich das Fahrzeug in einen Flüchtlingstreck einreihen soll. So werden im Hand umdrehen aus modernen Spritsparwundern üble Energievernichter. Gerade die ganz besonders umweltverträglichen dürren Drahtesel werden auf Langstrecke zu üblen Klimakillern. Fahrräder, die auf dem Dach stehend transportiert werden, entwickeln einen Luftwiderstand wie ein Bremsfallschirm. Unsere Versuchsreihe mit einem Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi (140 PS) zeigt, wie unterschiedliche Transportaufgaben den Dieseldurst des sparsamen Selbstzünders nach oben peitschen. Mit 160 km/h über die Strecke gejagt, wurden fast sechs Liter mehr verbraucht.

Bei "Bodenblech" sind Verbrauchswerte über 40 Liter möglich

Luftdruck prüfen
Luftdruck checken: Dauert knapp fünf Minuten. Erhöht die Sicherheit, schont die Reifen und reduziert den Verbrauch.
Neben der Beladung wirken sich natürlich auch andere Faktoren auf den Verbrauch aus. Am auffälligsten der rechte Fuß des Fahrers. Kennt der nur die Stellung "Bodenblech", dann sind Werte über 40 Liter nicht mehr unmöglich. Es geht natürlich auch eine Nummer kleiner. So bringen falscher Luftdruck oder die Klimaanlage zwar nur rund vier Prozent Mehrverbrauch – aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist. Und im Stop-and-go-Verkehr kann die Klimaanlage laut ADAC ruck, zuck auch etliche Liter mehr kosten. Wichtig, wenn auch nur schwer in Euro und Cent zu beziffern: der Schaden für die Umwelt. Allein der Mehrverbrauch einer Urlaubsreise von 2000 Kilometern macht beim Mondeo über 300 Kilo CO2 aus. Nicht nur deshalb lohnt es sich, Fahrräder am Urlaubsort auszuleihen.

So viel kostet Vollgas

Ford Mondeo Turnier mit Dachgepäckträger
Fahrräder gehören nicht aufs Dach. Lieber einen Heckträger benutzen, das spart bis zu 20 Prozent Kraftstoff.
Einmal beherzt Gas geben und die Leistung des Autos ausschöpfen – gelegentlich geht das noch in Deutschland, auch wenn sich das Wetter tückisch gibt und die tempolimitierten Strecken immer besser kontrolliert werden. Doch auch ohne amtliche Zahlungsaufforderung wird der Bleifuß teuer: Vor allem hubraumstarke Achtzylinder, wie zum Beispiel der Jaguar XKR 5.0, werden zu maßlosen Säufern. Bei Vollgas fluten fast 41 Liter Super seine Brennräume – dann kosten 100 Kilo meter 55 Euro! Turbo läuft, Turbo säuft, diese Erkenntnis bestätigt der VW Passat 2.0 TSI. Trotz moderner Einspritztechnik haut er 27,1 Liter weg und hat damit die größte Abweichung gegenüber dem AUTO BILD-Testverbrauch. Günstiger für Schnellfahrer sind Diesel. Ein Vierzylinder liegt zwischen 10,8 (Dacia Logan) und 16 Litern (Skoda Superb), selbst eine schwere E-Klasse gibt sich mit 14,4 Liter Diesel relativ genügsam. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Der $(LB523648:Audi Q7 V12 TDI)$ bringt es auf 36,5 Liter – Diesel, natürlich.

Mit Dachträger wird's teuer

Sportfreunde, aufgepasst. Klar, am Urlaubsort mit dem eigenen Bike durch die Landschaft radeln ist eine super Sache. Allerdings: Je weiter die Anreise und je höher das Reisetempo, desto unwirtschaftlicher wird dieses Vergnügen. Im schlimmsten Testfall (160 km/h, vier Fahrräder am Fahrzeug plus Dachbox) schluckte der Mondeo über fünf Liter mehr als ohne Außenanbauten. Da macht es mehr Sinn, die Drahtesel am Urlaubsort zu leihen. Das schont die Umwelt und nicht zuletzt auch die eigenen Fahrräder. Wenn es aber unbedingt die eigenen Bikes sein müssen, dann ist der Transport am Fahrzeugheck die einzig richtige Alternative. Bei 160 km/h liegt der Unterschied zwischen zwei Fahrrädern auf dem Dach oder am Fahrzeugheck immerhin bei 2,7 Litern. Also gut 30 Prozent Mehrverbrauch. Wer die Kosten für die teure Anhängekupplung scheut, kann aus einem großen Angebot an Anbauträgersystemen wählen. Auch die windschlüpfige Dachbox ist keine Spardose. Bei 100 km/h stört sie zwar die Aerodynamik der Karosserie kaum und fordert nur 0,26 l zusätzlichen Energieeinsatz. Wird aber das Tempo forciert, ist der Extraschluck aus der Dieselpulle deutlich größer: 1,2 Liter bei 160 km/h. So viel muss bei diesem Tempo auch für den Transport per Heckträger eingeplant werden. Knapp vier Liter mehr schlucken die Bikes als Dachtransport.

So hat AUTO BILD getestet

Zeigt alle Daten auf einen Blick: das MD/eco von Modern Drive.
Zeigt alle Daten auf einen Blick: das MD/eco von Modern Drive.
Für die Fahrversuche mit unterschiedlicher Beladung haben wir das Hochgeschwindigkeitsoval im Contidrom, dem Versuchsgelände der Continental AG, genutzt. Auf dieser 2,8 Kilometer langen Strecke ist es möglich, lange Messstrecken bei gleichbleibendem Tempo zurückzulegen. Jede Testfahrt ging über fünf Runden oder 14 Kilometer. Die Geschwindigkeit (100/130/160 km/h) wurde dabei über den Tempomaten des Mondeo eingehalten. Zur Verbrauchsermittlung setzen wir einen MD/eco-Fahrdaten-Recorder von Modern Drive ein. Dieses Gerät im Format mobiler Navigationsgeräte wird an der Frontscheibe befestigt. Es bietet auf einen Blick die wichtigsten Informationen wie zurückgelegte Wegstrecke, Fahrzeit, Durchschnitts- und Momentanverbrauch sowie CO2-Ausstoß pro Kilometer.

Fazit

von

AUTO BILD
Eigentlich eine Binsenweisheit: Wer viel Gas gibt, zahlt an der Tanke kräftig drauf. Das gilt auch bei modernen Fahrzeugen mit so vielversprechenden Zusätzen wie "Efficient", TDIe oder Blue TDI noch. Zum Beispiel schluckt ein Passat Blue TDI mit 143 PS im normalen Testzyklus nur 5,4 Liter Diesel, bei Topspeed (210 km/h) aber glatte zwölf Liter. 6,6 Liter mehr! Ähnlich teuer wird es auch, wenn die ausgeklügelte Aerodynamik der Autos vorsätzlich durch Außenlasten zerstört wird. Dachboxen, Fahrradträger und ähnliches Transportgut treiben den Durst unserer Fahrzeuge in dramatische Höhen. Besonders der Transport von Fahrrädern auf dem Dach leert den Tank im Zeitraffer. Da werden bei zwei Rädern schon mal vier Liter mehr auf 100 Kilometer verheizt. Zur Schonung des Geldbeutels im Alltag wie im Urlaub gilt in jedem Fall: Runter vom Gas – das schont obendrein die Nerven.