Großer Verbrauchstest
Was Autos zu Säufern macht

—
Bleifuß oder Beladung – beides zieht den Sprit aus dem Tank. Wie viel genau, hat AUTO BILD exakt nachgemessen. Bei Vollgas werden selbst Spritspar-Autos zu hemmungslosen Säufern. Großer Verbrauchstest mit 21 Modellen.
Urlaubszeit, Reisezeit. Jetzt werden sie wieder wahr, die Albträume der Autodesigner. Mühsam schufen sie einst in endlosen Windkanalstunden die optimale Karosserieform. Die dem Fahrtwind möglichst wenig die Stirn bietet und dabei noch elegant aussieht. Und was macht der Autofahrer damit? Die Fahrzeuge werden beladen und mit Anbauten verschandelt, dass manchem Betrachter Zweifel kommen, ob hier der Urlaub vorbereitet wird oder sich das Fahrzeug in einen Flüchtlingstreck einreihen soll. So werden im Hand umdrehen aus modernen Spritsparwundern üble Energievernichter. Gerade die ganz besonders umweltverträglichen dürren Drahtesel werden auf Langstrecke zu üblen Klimakillern. Fahrräder, die auf dem Dach stehend transportiert werden, entwickeln einen Luftwiderstand wie ein Bremsfallschirm. Unsere Versuchsreihe mit einem Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi (140 PS) zeigt, wie unterschiedliche Transportaufgaben den Dieseldurst des sparsamen Selbstzünders nach oben peitschen. Mit 160 km/h über die Strecke gejagt, wurden fast sechs Liter mehr verbraucht.
Bei "Bodenblech" sind Verbrauchswerte über 40 Liter möglich

So viel kostet Vollgas

Mit Dachträger wird's teuer
Sportfreunde, aufgepasst. Klar, am Urlaubsort mit dem eigenen Bike durch die Landschaft radeln ist eine super Sache. Allerdings: Je weiter die Anreise und je höher das Reisetempo, desto unwirtschaftlicher wird dieses Vergnügen. Im schlimmsten Testfall (160 km/h, vier Fahrräder am Fahrzeug plus Dachbox) schluckte der Mondeo über fünf Liter mehr als ohne Außenanbauten. Da macht es mehr Sinn, die Drahtesel am Urlaubsort zu leihen. Das schont die Umwelt und nicht zuletzt auch die eigenen Fahrräder. Wenn es aber unbedingt die eigenen Bikes sein müssen, dann ist der Transport am Fahrzeugheck die einzig richtige Alternative. Bei 160 km/h liegt der Unterschied zwischen zwei Fahrrädern auf dem Dach oder am Fahrzeugheck immerhin bei 2,7 Litern. Also gut 30 Prozent Mehrverbrauch. Wer die Kosten für die teure Anhängekupplung scheut, kann aus einem großen Angebot an Anbauträgersystemen wählen. Auch die windschlüpfige Dachbox ist keine Spardose. Bei 100 km/h stört sie zwar die Aerodynamik der Karosserie kaum und fordert nur 0,26 l zusätzlichen Energieeinsatz. Wird aber das Tempo forciert, ist der Extraschluck aus der Dieselpulle deutlich größer: 1,2 Liter bei 160 km/h. So viel muss bei diesem Tempo auch für den Transport per Heckträger eingeplant werden. Knapp vier Liter mehr schlucken die Bikes als Dachtransport.
So hat AUTO BILD getestet

Fazit
Eigentlich eine Binsenweisheit: Wer viel Gas gibt, zahlt an der Tanke kräftig drauf. Das gilt auch bei modernen Fahrzeugen mit so vielversprechenden Zusätzen wie "Efficient", TDIe oder Blue TDI noch. Zum Beispiel schluckt ein Passat Blue TDI mit 143 PS im normalen Testzyklus nur 5,4 Liter Diesel, bei Topspeed (210 km/h) aber glatte zwölf Liter. 6,6 Liter mehr! Ähnlich teuer wird es auch, wenn die ausgeklügelte Aerodynamik der Autos vorsätzlich durch Außenlasten zerstört wird. Dachboxen, Fahrradträger und ähnliches Transportgut treiben den Durst unserer Fahrzeuge in dramatische Höhen. Besonders der Transport von Fahrrädern auf dem Dach leert den Tank im Zeitraffer. Da werden bei zwei Rädern schon mal vier Liter mehr auf 100 Kilometer verheizt. Zur Schonung des Geldbeutels im Alltag wie im Urlaub gilt in jedem Fall: Runter vom Gas – das schont obendrein die Nerven.
Service-Links