Öko-Autos im Test
Die Wahrheit über Öko-Modelle

—
Alle reden vom Sparen. Klar, ist wichtig für das Klima. Dabei helfen etliche Sparmodelle: Die Saubermänner versprechen das Blaue vom Himmel, leisten sich aber Schwächen. AUTO BILD guckte genauer in den Auspuff von BlueMotion & Co.
Bild: Ralf Timm
Die Hersteller treiben es zurzeit ganz schön bunt. Für die besonders sparsamen und sauberen Varianten ihrer Modelle setzen sie auf blaue Technik und grüne Linien. BlueMotion und GreenLine zum Beispiel sind Namen für besonders CO2-arme Modelle von VW und Skoda. Von fast allen Marken gibt es besonders verbrauchsoptimierte, besonders saubere, besonders günstige Typen. Gut so. Schließlich sind wir froh über jedes eingesparte Gramm CO2, das die Autos nicht in die Luft pusten. Wir freuen uns über das steigende Angebot an rundum sauberen Selbstzündern – wie beim neuen Audi Q7 Clean Diesel. Wir begrüßen moderne Technik wie den effektiven Toyota Prius und nehmen (endlich) spritzige Erdgastypen wie den Zafira CNG Turbo dankbar an.
Aber: Warum gibt es das nicht alles zusammen? Ein kleiner, günstiger Diesel, mit unter fünf Liter Verbrauch, dazu mit blitzsauberem Euro-6-Prädikat – das hat keiner im Programm. Ist doch klar: Um beispielsweise einen starken TDI auf stickoxidarme Abgase zu trimmen, braucht der Motor eine aufwendige Katalysatortechnik – teils inklusive Zusatztank für eine reinigende Harnstofflösung. Das wird teuer, wer soll das bei kleinen Modellen bezahlen? Und dem reinen Spar-Ziel steht die zusätzliche Technik (und ihr Gewicht) sowieso im Wege – wo doch allein durch Leichtbau um jeden Zehntelliter Sprit gekämpft wird. Dazu kommt, dass der Diesel grundsätzlich teurer ist – mit Nachteilen für die Gesamtkostenbilanz. Speziell die kleineren Modelle stürzen da ab. Denn was nützt der Spatzendurst eines Fiesta TDCI, wenn der erst zigtausend Kilometer fressen muss, bevor sich der Mehrpreis zu einem herkömmlichen Kleinwagen egalisiert? Wir haben die wichtigsten Öko-Parolen abgeklopft. Und festgestellt: Eine wirklich weiße Weste trägt keiner.
Aber: Warum gibt es das nicht alles zusammen? Ein kleiner, günstiger Diesel, mit unter fünf Liter Verbrauch, dazu mit blitzsauberem Euro-6-Prädikat – das hat keiner im Programm. Ist doch klar: Um beispielsweise einen starken TDI auf stickoxidarme Abgase zu trimmen, braucht der Motor eine aufwendige Katalysatortechnik – teils inklusive Zusatztank für eine reinigende Harnstofflösung. Das wird teuer, wer soll das bei kleinen Modellen bezahlen? Und dem reinen Spar-Ziel steht die zusätzliche Technik (und ihr Gewicht) sowieso im Wege – wo doch allein durch Leichtbau um jeden Zehntelliter Sprit gekämpft wird. Dazu kommt, dass der Diesel grundsätzlich teurer ist – mit Nachteilen für die Gesamtkostenbilanz. Speziell die kleineren Modelle stürzen da ab. Denn was nützt der Spatzendurst eines Fiesta TDCI, wenn der erst zigtausend Kilometer fressen muss, bevor sich der Mehrpreis zu einem herkömmlichen Kleinwagen egalisiert? Wir haben die wichtigsten Öko-Parolen abgeklopft. Und festgestellt: Eine wirklich weiße Weste trägt keiner.
Das Versprechen: Öko-Modelle sind sauberer
BlueMotion, GreenLine, Econetic – die Saubermänner mit den blumigen Namen sind meist Sparvarianten mit Dieselmotor. Gut für den CO2-Ausstoß. Doch ohne aufwendige Abgasreinigungssysteme wie SCR-Katalysatoren haben die Selbstzünder einen besonders hohen Stickoxidausstoß: Sie pusten teilweise 20-mal mehr NOX (Stick- oder Stickstoffoxide, entstehen bei Verbrennungen und wirken reizend und giftig) raus als ein kleiner Benziner mit ähnlicher Leistung – ein dunkler Fleck auf der Weste der angeblichen Saubermänner (siehe Tabelle unten). Das spiegelt sich auch in der Abgasnorm wider. Das Beispiel Ford Fiesta Econetic zeigt: Mit seinen Emissionswerten erreicht der TDCI gerade die Euro-4-Norm, während der etwas schwächere Benziner in allen Abgasbestandteilen bereits fit für Euro 6 ist. Gute Vorbilder sind die Benziner mit Öko-Stempel (zum Beispiel Mercedes A 160 Blue Efficiency, BMW 116i Efficient Dynamics). Die erreichen sowohl gute NOX- als auch niedrige CO2-Werte. Dafür steigt dann wieder ihr Kohlenmonoxid-Wert (CO). Zudem schwächeln viele Öko-Modelle beim Komfort. Für eine bessere Aerodynamik werden die Spartypen oft durch kürzere Federn tiefergelegt. Dazu kommen steife Reifen mit hohem Luftdruck, die den Rollwiderstand senken sollen. Das spüren die Passagiere als hartes, stuckeriges Abrollen. Zudem drücken längere Getriebeübersetzungen die Fahrleistungen, spezielle Leichtlaufreifen verlängern die Bremswege. Fakt ist: Die Spardiesel stinken. Jedes Gramm eingespartes CO2 zählt, hier sind die Ökos vorbildlich. Aber beim Diesel kommt viel Stickoxid (NOX) aus dem Auspuff.
Das Versprechen: Öko-Modelle schonen den Geldbeutel

Bild: © Michel de Vries 2008
Das Versprechen: Euro-6-Diesel sind die besten
Der dicke Audi Q7 – sauberer als ein kleiner Polo mit winzigem TDI-Motörchen? Ja. Weil das ausgefeilte Clean-Diesel-Konzept inklusive Harnstoff-Nachbehandlung das Abgas bis auf extrem niedrige Stickoxid-Werte reinigt. Damit unterbietet der 3.0 TDI Clean Diesel sogar die kommende Euro-6-Norm. Die Kehrseite: Der Verbrauch steigt – entgegen der Werksangabe! Nach unseren Messungen legt der saubere Q7 im Vergleich zum identisch motorisierten, rund 50 Kilogramm leichteren Modell um 0,6 Liter zu. Entsprechend steigt der CO2-Ausstoß. Zudem braucht die Harnstoffeinspritzung regelmäßig eine Füllung AdBlue, das erhöht den Wartungsaufwand, kostet Geld. Vom Aufpreis ganz zu schweigen: Beim BMW 330d beispielsweise kostet der Euro-6-Stempel 1190 Euro. Ärgerlich auch, wenn "sauber" grundsätzlich "sparsam" ausschließt. VW etwa lässt Kunden die Wahl: entweder Geiz (Passat TDI BlueMotion und Euro 5) oder Euro 6 (Passat Blue TDI). Beides zusammen gibt's leider nicht. Fakt ist: Alleskönner gibt es nicht. Die Blauen von Audi und Co gehören zu den saubersten Dieseln – klasse! Aber sie sind nicht die sparsamsten. Und sie sind teuer.
Das Versprechen: Die saubere Zukunft heißt Hybrid

Bild: Werk
Das Versprechen: Gas ist die Lösung

Bild: Werk
Das Versprechen: E-Autos machen keinen Dreck

Bild: dpa
Das Versprechen: Grün bedeutet automatisch sauber
Die grüne Plakette auf der Windschutzscheibe heißt: freie Fahrt in der Umweltzone. Daraus wird gern geschlossen: Hier kommt kein Feinstaub, kein Ruß aus dem Auspuff. Das stimmt aber leider nur theoretisch. Ein Beispiel: Den Renault Laguna 1.5 dCi gibt es gleich in zwei Versionen – einmal mit, einmal ohne Rußfilter (heißt bei Renault FAP). Laut Fahrzeugpapieren wird der Filterfreie genauso ausgelegt wie die partikelarme Version, beide Laguna sind nach der Abgasnorm Euro 4 eingestuft. Und das, obwohl der Laguna ohne Filter die Euro-4-Hürde nur knapp schafft, im Vergleich zum Auto mit Filter stößt er sogar elfmal so viel Ruß aus (Laguna 1.5 dCi: 2,0 g/km, Laguna 1.5 dCi FAP: 2,0 g/km). Nur gut, dass Renault das schwächere Rauchmodell ab Herbst 2009 nicht mehr ausliefert. Leider gibt es noch weitere Modelle (Peugeot 206+ HDi, Citroën Berlingo HDi), die trotz schwarzer Fahne am Auspuff die grüne Plakette an der Scheibe tragen dürfen. Fakt ist: Euro 4 für Stinker. Der Renault Laguna zeigt: Per Gesetz trägt der Franzose zwar die weiße Weste, doch in Wahrheit ist er ein ungezogener Raucher.
Fazit
Es war ja schon immer etwas teurer, Bio zu essen. Es ist auch immer etwas teurer, Bio zu fahren. Speziell die auf niedrigen Verbrauch getrimmten Kleinwagen und Kompakten mit Dieselmotor gibt es nur mit – teils happigem – Aufpreis. Das rechnet sich kaum. Was schlimmer ist: Zu den wirklich sauberen Typen gehören diese CO2-Verminderer nicht, speziell die höheren Stickoxid-Werte trüben den Sparerfolg. Nur wenige, noch teurere Modelle mit komplexer NOX-Entgiftung schaffen die strenge Hürde Euro 6 – und die wiederum zählen nicht zu den Knauserkönigen. Auch die Hybriden und die Gas-Alternativen rechnen sich kaum. Hier wird die weiße Weste zu einem teuren Designerstück – man muss es sich leisten können. Dass bei den Ökos jeder Typ für sich ein wichtiger Erfolg ist, soll unbestritten bleiben. Aber wirklich tragbar wird die reine Weste erst, wenn die Ökomodelle auch günstig zu haben sind.
Service-Links