Vorstellung: Sprinter-Design von Mercedes-Pkw inspiriert

Neuauflage des Mercedes Sprinter: Anders als den Vorgänger haben die Stuttgarter Ingenieure die neue Generation des Transporters ohne VW-Unterstützung entwickelt. Beim Design lässt sich der Transporter von den Pkw der Marke inspirieren. Das Gesicht bekommt feinere Linien – besonders fallen die im Vergleich zum Vorgänger deutlich schmaleren LED-Scheinwerfer auf, optional mit Voll-LED-Technik. Der Kühlergrill steht weniger hervor und fügt sich stimmig in die Front ein. Je nach Ausstattung gibt es eine unlackierte oder eine in Wagenfarbe lackierte Stoßstange. Seitlich findet sich stets eine Rammschutzleiste aus schwarzem Plastik. Der Transporter kommt mit drei verschiedenen Radständen und vier verschiedenen Aufbaulängen zum Händler. In Verbindung mit den unterschiedlichen Getriebevarianten, Motoren und Ausstattungen sollen laut Mercedes bis zu 1700 Kombinationen möglich sein.

Innenraum: Ein Nutzfahrzeug wird bequem

Mercedes Sprinter (2018): Erste Infos
In einem gut ausgestatteten Sprinter vergisst man leicht, in einem Nutzfahrzeug zu sitzen.
Wer an den Innenraum eines Nutzfahrzeugs denkt, der stellt sich ein möglichst funktionales, unspektakuläres Cockpit mit viel grauem Plastik vor. Das trifft beim neuen Sprinter aber nur in der Basisversion zu, dort herrscht graues Hartplastik. Das Lenkrad ist ergonomisch geformt. Die Seriensitze sind für einen Transporter aber ungewöhnlich bequem. Der Fahrersitz lässt sich siebenfach verstellen, der Co-Pilot dagegen muss mit einer einfachen Verstellung nach vorne und hinten vorliebnehmen. Die Serie besitzt kein Radio, eine Vorbereitung mittels eines verblendeten DIN-Schachts ist aber wählbar. USB-Buchsen ermöglichen das Handy-Aufladen während der Fahrt. Aber was soll beim neuen Sprinter denn jetzt alles anders sein, wie Mercedes verspricht? Nachdem das Nutzfahrzeug auch als Shuttle oder Campingfahrzeug genutzt wird, sind die höheren Ausstattungen der Clou. Hier vergisst der Insasse, dass er gerade in einem Fahrzeug sitzt, mit dem man Ziegelsteine oder Werkzeug kutschieren könnte. Der Innenraum ist hochwertig gestaltet. Der Fahrer steuert den großen Transporter mit einem Multifunktionslenkrad, ähnlich dem der E- und S-Klasse. Bei Automatikfahrzeugen wandert der Fahrstufenwahlhebel nun auch im Sprinter hinter das Volant. Dahinter befinden sich zwei klassische, analoge Rundinstrumente, getrennt von einem hochauflösenden Bildschirm. Die Mitte des Armaturenbretts beheimatet je nach Wunsch einen 7- oder 10,25 Zoll großen Touchscreen, gerahmt in Klavierlackoptik. Beide Bildschirme zusammen bringen das aus der neuen A-Klasse bekannte Infotainmentsystem MBUX in den Sprinter. Neben klassischen Funktionen wie der Navigation oder der Freisprecheinrichtung kommt so eine intelligente Sprachsteuerung in den Sprinter. Besonders interessant wird das System für Camper. MBUX soll in Zukunft auch die Schaltzentrale des Wohnmobils werden. Mittels einer App lassen sich dann auch der Wasserstand oder die Ladung der Zweitbatterie auf dem Handy überprüfen. Die Komfortsitze in der hohen Sprinterausstattung sind noch bequemer als die Basissitze. Sie lassen sich elektrisch verstellen und besitzen eine Memoryfunktion für bis zu drei Fahrer.

Auf Wunsch hat der Sprinter modernstes Infotainment an Bord

Sprinter wird voll vernetzt
Das maximale Ladevolumen liegt bei 17 Kubikmetern. Die Ladekante wurde acht Zentimeter abgesenkt.
Optional bietet Mercedes im neuen Sprinter auch USB-C-Buchsen an, daneben gibt es auch einen Spannungswandler fürs Führerhaus. Damit lassen sich die 12 Volt Bordspannung auf 220 Volt transformieren und so Geräte mittels klassischem Steckdosen-Stecker betreiben. Optional stehen bequemere Sitze für den neuen Sprinter in der Preisliste. 
Das gibt es im Laderaum: Der Laderaum lässt sich mit drei verschiedenen Bodenbelägen bestellen. Serie ist der klassische Metallboden. Je nach Anwendungsbereich gibt es zudem auch einen Leichtbauboden aus Kunststoff und einen robusten Holzboden. Der Kunststoffboden spart laut Mercedes bis zu 18 Kilogramm gegenüber dem für extreme Belastungen ausgelegte Holzboden ein. Im neuen Transporter sollen dank der nun beladbaren Radkästen eine Ladefläche von bis zu 17 Kubikmeter zur Verfügung stehen. Gesichert wird die Ladung über Zurr-Ösen. Versionen, die für Personentransport verwendet werden, können mit bis zu 20 Sitzplätzen ausgestattet werden.

Fahren: Ein Komfortabler Lastenesel (Update!)

Mercedes Sprinter (2018): Erste Infos
Bei der ersten Fahrt zeigt sich der neue Sprinter als komfortabler Lastenesel.
Bodenständig lässt sich der mindestens 5267 mm lange Sprinter fahren – fast wie ein Pkw. Was Pkw-Fahrer nervt: die nicht gerade leisen Windgeräusche, die sich vor allem am Türrahmen so ab Tempo 100 bilden. Aber das ist dann auch schon so ziemlich der einzige Krachpunkt: Der Vierzylinder-Diesel mit seinen 2.143 ccm arbeitet laufruhig und im Hintergrund, die großen Wandflächen des Laderaums sind so fest gebaut, dass sie auch auf ruppigeren Straßen und Wegen nicht in Eigenschwingung geraten. Besonders angenehm: Die neue Wandlerautomatik mit neun Schaltstufen, die sich auch manuell über Paddel am Lenkrad steuern lässt. Mit ihr fährt es sich fast wie in einem Elektrofahrzeug: Beschleunigung in einem Zug und ohne spürbare Zugkraftunterbrechung. Dank der diversen Kameras, die den Wagen aus der Vogelperspektive abbilden, gelingt auch das Einparken rückwärts passgenau. Die Federung ist eher komfortabel ausgelegt und schluckt einiges an Unebenheiten weg, der lange Radstand von bis zu 3.924 mm sorgt mit für präzisen Geradeauslauf des Fronttrieblers – auf der Autobahn etwa sind nur wenige Lenkkorrekturen nötig. Auch sonst ist der Sprinter gut ausbalanciert: Selbst bei etwas schneller gefahrenen Kurven gibt es kaum Seitenneigung.

Ausstattung: Frontantrieb für den Sprinter

Der neue Sprinter wird mit Front-, Hinterrad- und zuschaltbarem Allradantrieb auf den Markt kommen. Die Version mit Frontantrieb besitzt wegen der fehlenden Kardanwelle eine 80 Millimeter niedrigere Ladekante als Modelle mit Heck/Allrad-Antrieb. Zudem wiegt der frontgetriebene Sprinter bauartbedingt 50 Kilogramm weniger. Auch an Assistenzsystemen hat Mercedes nicht gespart. Optional erhält der Sprinter Kameras, die eine 360-Grad Ansicht auf dem Display des Infotainments wiedergeben. Auch eine Rückfahrkamera mit Bild im Innenspiegel ist bestellbar. Außerdem verbauen die Schwaben ihre Spurhalte-, Aufmerksamkeits-, Brems- und Abstandsassistenten aus dem Pkw-Segment im neuen Transporter. Serienmäßig ist der Seitenwindassistent. Der Sprinter soll in mehreren Versionen erhältlich sein. Dabei variiert der Radstand zwischen rund 3,25 Meter (3.250 Millimeter) und 4,33 Meter (4.325 Millimeter). Auch eine 5,5-Tonnen-Version wird es wieder geben. Die neue Generation des Sprinter soll laut Mercedes auch den Transport frischer Lebensmittel erleichtern. Innerhalb des Laderaums können drei Klimazonen eingerichtet werden. Damit wird es möglich, in einem Fahrzeug gekühlte, gefrorene und Lebensmittel mit Umgebungstemperatur zu transportieren. Ist die Lieferung beim Kunden angekommen, zeigt ein Lichtsystem dem Fahrer an, welche Produkte er aus welchem Fach holen muss. Zum Marktstart im Juni 2018 wird dieses System jedoch noch nicht verfügbar sein.

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Connectivity: MBUX und Mercedes Pro im neuen Sprinter

Wie in der neuen A-Klasse lässt sich der Sprinter mit dem neuen MBUX Infotainment ausrüsten. Damit wird das Cockpit des Sprinter moderner als das einer S-Klasse! Das MBUX-System bringt einen Touchscreen mit 3D-Grafiken, ein umfangreiches Navigationssystem und eine ausgeklügelte Sprachsteuerung, die dazulernt, in den Transporter. Erhältlich ist das System im Sprinter in zwei Größen: 7 Zoll und 10,25 Zoll. Anders als bei der A-Klasse wird die Tachoeinheit aber nicht gegen einen Bildschirm ersetzt. Der Sprinter wird mit acht Vernetzungspaketen angeboten. Sie umfassen zentrale flotten-, fahrzeug-, fahrer- und standortbasierte Dienste. Alle acht werden unter dem Dienst "Mercedes Pro" zusammengefasst. Mit diesem Service bündeln die Schwaben ihre digitalen Dienste für Gewerbekunden in einem cloudbasierten Onlineportal. Fuhrparkmanager haben innerhalb dieses Portals die Möglichkeit, verschiedenen Fahrern Fahrzeuge zuzuteilen und diese freizuschalten. Sie können den Transporter dann direkt auf dem Betriebshof per Smartphone öffnen. Dadurch, dass die Fahrzeuge regelmäßig Telemetriedaten – also Informationen über den Fahrzeugzustand – an die Cloud melden, sollen sich zum Beispiel Serviceaufenthalte einfacher planen lassen. Alle neuen Sprinter-Modelle werden mit "Keyless Start" ausgestattet sein. Damit möchte Mercedes vor allem den Gewerbekunden den täglichen Umgang mit dem Fahrzeug erleichtern. Dieses Feature passt zur neuen Digitalisierungsstrategie der Nutzfahrzeugsparte von Mercedes.

Motoren und Preis: Netto-Startpreis knapp unter 20.000 Euro

Mercedes Sprinter (2018): Erste Infos
Topmotorisierung ist der Dreiliter-Sechszylinder. Er stellt  190 PS und 440 Nm Drehmoment zur Verfügung.
Zum Marktstart stehen zwei Dieselmotoren mit verschiedenen Leistungsstufen zur Verfügung. Der Dreiliter-Sechszylinder stellt dabei die Top-Motorisierung mit 190 PS und 440 Nm Drehmoment dar. Der kleinere 2,1-Liter Vierzylinder-Diesel kommt in drei verschiedenen Leistungsstufen unter die Haube des Sprinter. Mit Hinterradantrieb ist der Vierzylinder mit 114 PS, 143 PS und 163 PS zu haben. Bei den Modellen mit Frontantrieb leistet die stärkste Version des Diesels nicht 163 PS sondern 177 PS. Sie ist aber nur für Campingfahrzeuge erhältlich. Übersetzt werden die Motoren auf Wunsch über eine neuentwickelte Sechsgang-Handschaltung oder ein Neungang-"9G-Tronic"-Automatikgetriebe. Für die Allradversionen steht erstmals eine Siebengang-Automatik zur Verfügung. Preislich startet der neue Sprinter bei 19.990 Euro. Für Gewerbekunden natürlich ohne Mehrwertsteuer. Rechnet man die 19 Prozent hinzu, landet man bei einem Einstiegspreis von 23.788 Euro. Bestellt werden kann ab sofort, beim Händler steht der neue Sprinter ab Juni 2018.

E-Variante des Sprinter ist für 2019 in Planung

In den kommenden Jahren will Mercedes alle gewerblichen Baureihen elektrifizieren. Neben dem eVito wird es ab 2019 auch einen eSprinter im Portfolio der Nutzfahrzeuge mit Stern geben. Die Komponenten stammen dabei zu großen Teilen aus dem eVito, der Rest aus dem Pkw-Bereich. Je nach Anzahl der Batterieelemente (drei oder vier Stück) soll der große Transporter eine Reichweite von 150 bis 200 Kilometer schaffen. Nachdem die E-Maschine den Verbrennungsmotor unter der Motorhaube ersetzt, ist der eSprinter ein Fahrzeug mit Frontantrieb.

Von

Jürgen Wolff
Katharina Berndt