Die Fusionsverhandlungen zwischen PSA und Fiat Chrysler Automobile (FCA) waren langwierig, aber erfolgreich. Das Ergebnis heißt Stellantis und besteht aus 14 einzelnen Auto-Marken, für die jetzt einige Veränderungen anstehen. PSA-Chef Carlos Tavares leitet den Konzern. Er ist als harter Sanierer bekannt. Entlassungen und Werkschließungen dürften auf der Agenda stehen.

Renegade und Panda bekommen PSA-Technik

Die technische Gemengelage ist klar und spielt dem neuen Konzernchef beim Gesundschrumpfen in die Karten. Die PSA-Plattformen sind moderner als das, was der FCA-Konzern zu bieten hat. Deswegen werden in Zukunft wohl vor allem die Kleinwagen und kleineren SUVs sowie die Elektroautos auf die Architektur des europäischen Konzernverbundes zurückgreifen. Sie werden auf der Common Modular Plattform (CMP) des PSA-Konzerns basieren.
Jeep Renegade 4xe PHEV
Der Jeep Renegade dürfte in Zukunft ein Technikbruder des Peugeot 2008 werden.
Bild: Fiat Chrysler Automobiles
Modelle wie der Nachfolger des Jeep Renegade teilen sich dann die Technik mit dem Peugeot 2008 oder dem Opel Mokka. Der Nachfolger des Fiat Punto oder auch der Fiat 500X werden ebenfalls die PSA-Technik nutzen, die auch beim nächsten Panda zum Einsatz kommt. Davon soll auch Opel profitieren, die 2021 den neuen Astra auf den Markt bringen, der aber noch auf der aktuellen EMP2-Architektur basiert. Während sich der Astra mit dem neuen Peugeot 308 die Technik teilt, wird der nächste Insignia eine enge Verwandtschaft zum Peugeot 508 haben. Und auch die Elektrifizierung der französischen Modelle geht weiter: Es verdichten sich die Anzeichen, dass Citroën C1 und Peugeot 108 elektrisch werden oder zumindest eine vollelektrische Variante bekommen.

Maserati soll Elektro-Aushängeschild werden

Maserati MC20
Maserati soll zur sportlichen Elektromarke werden. Unter anderem mit einer vollelektrischen Version des MC20.
Bild: Maserati
Die italienischen Edelmarken wie Alfa Romeo und Maserati werden noch nicht unmittelbar von den Auswirkungen der Fusion betroffen sein. Alfa Romeo nutzt beim Crossover Tonale noch die Plattform des Jeep Compass und Renegade. Spätere Modelle dürften dann auf der neuen oder PSA-Architekturen stehen. Die Alfa Romeo Giulia und das SUV Stelvio stehen noch auf der Giorgio-Plattform, die auch der Maserati Crossover Grecale bekommt. Die Dreizack-Marke nimmt ohnehin eine Sonderstellung ein, denn die wird zur Elektro-Speerspitze des FCA-Konzerns, garniert mit dem sportlichen Aushängeschild MC20 und dessen Derivate, darunter auch ein vollelektrisches. Alle weiteren Modelle dürften auf den Prüfstand kommen. Wenn es der Rendite zuträglich ist, könnte auch Maserati eine Radikalkur wie Opel blühen, wo innerhalb kürzester Zeit ein Plattformwechsel vollzogen werden musste. Allerdings haben die Italiener schon viel Arbeit in die Elektromodelle investiert, die dann auch übernommen werden müsste. Dass es aber auch da Synergien in beide Richtungen geben wird, liegt auf der Hand.

Opel soll Brennstoffzellen-Antrieb entwickeln

Die Batterien sollen in Zukunft auch aus Europa kommen, da PSA und Total ein Joint Venture zur Fertigung von Batteriezellen in Europa gegründet haben. Die "Automotive Cells Company" will ab 2023 Batteriezellen im französischen Douvrin und Kaiserslautern fertigen. Damit Opel beim Weltkonzern nicht ins Abseits rollt, sind die Ingenieure in Rüsselsheim unter anderem verantwortlich für die Entwicklung der Vierzylinder-Motoren und der Brennstoffzelle.

Stellantis eröffnet PSA neue Märkte

Grundsätzlich will PSA den Zusammenschluss mit FCA nutzen, um mit Opel und Peugeot auch in den USA zu landen. Spätestens 2026 soll es so weit sein. Mit den FCA-Dependancen wäre ein Händlernetz vorhanden. Auch die kränkelnde Tochter DS soll dort mit dem DS 9 gegen Audi A6, Mercedes E-Klasse oder BMW 5er antreten. Insgesamt werden außerdem durch die Synergieeffekte die Kosten sinken und finanzielle Mittel frei, die dringend gebraucht werden, um in Zukunftstechnologien wie dem autonomen Fahren zu investieren. Außerdem soll Stellantis so auf dem zunehmend hart umkämpften chinesischen Markt Gewinne einfahren.

Von

Wolfgang Gomoll