MEB: Diese drei Buchstaben sollen Volkswagen grundlegend verändern. Die Elektro-Plattform führt das bei VW schon lange gängige Baukastenprinzip in die Neuzeit. Der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) stellt das Grundgerüst aller zukünftiger Elektroautos aus Wolfsburg und den Rest des Konzerns dar. Neben Volkswagen wird in Zukunft auch Ford auf den MEB zurückgreifen. Die beiden Automobilkonzerne teilen sich so unter anderem die Entwicklungskosten. 1,2 Millionen Plattformen sollen die Kölner in sechs Jahren erhalten. AUTO BILD erklärt die VW-Plattform.

Fahrzeuge: Diese E-Autos basieren auf dem MEB

Stück für Stück präsentiert der Konzern neue vollelektrische Fahrzeuge auf dem MEB. Noch ist die Liste überschaubar, sie wird aber ständig aktualisiert.
 
VW:
ID.3
ID.4
ID.5
ID.Buzz
Audi:
Q4 e-tron
 
Cupra:
Born
 
Skoda:
Enyaq iV

Aufbau: Modulare E-Auto-Bodengruppe erlaubt Vielfalt

Wie schon beim Modularen Querbaukasten (MQB) setzt Volkswagen erneut bei einer Bodengruppe auf einen modularen Aufbau und erlaubt damit den Einsatz in unterschiedlichen Fahrzeugklassen. Kernelement des MEB ist der Akku. Je nach Radstand lassen sich unterschiedlich große Akkupakete realisieren. Der Stromspeicher liegt in einem massiven Gehäuse, das die chemischen Bauteile bei einem Unfall schützen soll.
In der Standardkonfiguration ist nur die Hinterachse mit einem Elektromotor ausgestattet, optional wird auch die Vorderachse motorisiert. Die Studie VW ID.Life hat mit einer MEB-Kleinwagenvariante einen reinen Frontantrieb. Mit einer fahrbaren Bodengruppe, die mit einem beliebigen Aufbau versehen werden kann, schafft sich VW einen enormen Freiheitsgrad bei der Gestaltung neuer Modelle.

Akku: 400-Volt-Technik und Pouch-Zellen

VW ID.3 Akku
Der modulare Aufbau erlaubt eine einfache Skalierung an unterschiedliche Fahrzeugklassen.
Bild: Volkswagen AG

Der Stromspeicher ist der Mittelpunkt der MEB-Plattform. Im VW ID.3 ermöglicht er eine Reichweite von bis zu 550 Kilometern nach WLTP, der ID.4 kommt bis zu 520 Kilometer weit. Zusammengesetzt wird der Akku aus vielen Lithium-Ionen-Pouch-Zellen. Diese Art der Batteriezellen wird auch in Notebooks oder Handys verwendet. Die einzelne Zelle ist dabei die kleinste Einheit des Akkus. Beim ID.3 werden beispielsweise 24 dieser Zellen zu einem Modul zusammengesetzt. Je nach Fahrzeug, Einsatzzweck und geplanter Reichweite variiert die Anzahl der eingesetzten Module. Dieser Aufbau erlaubt es VW, flexibel bei der Auslegung des Akkusystems für unterschiedliche Fahrzeuge zu sein. Die Spannung im System beträgt dabei bis zu 408 Volt und ist damit deutlich höher als bei der Haushaltssteckdose.
Skoda Enyaq iV Crystal Face
Der Enyaq ist der erste Ableger von Skoda auf der MEB-Plattform.
Bild: ŠKODA AUTO

Leistung der Motoren und Akkukapazität

Bislang vertreibt VW selbst nur Fahrzeuge auf dem MEB, die mit Heckantrieb ausgestattet sind. Nur Audi nutzt mit dem Q4 e-tron bereits zum Marktstart Allradantrieb. Aktuell liegt die Spitzenleistung im Q4 50 e-tron quattro bei 220 kW (299 PS), der Skoda Enyaq RS iV soll sogar maximal 306 PS leisten können. Darunter gibt es Versionen mit weniger Power. Auch bei den Kapazitäten des Akkus stehen verschiedene Optionen im Konzernregal. Exakte Werte zu nennen, ist wegen des modularen Aufbaus schwer. Im Moment bietet der VW-Konzern aber Akkugrößen zwischen 45 kWh und 82 kWh (Skoda Enyaq iV) an.

Weiterentwicklung für bis zu 700 km Reichweite

Da soll aber wohl nicht Schluss sein. Offenbar arbeitet VW an einer Weiterentwicklung des MEB, die eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern ermöglichen soll. Laut einer Präsentation auf dem UBS Paris Electric Car Day am 12. April 2022 könnte sich auch die maximale Ladeleistung von 170 auf 200 kW steigern, so viel wie beim Tesla Model 3 oder dem Mercedes EQS. Außerdem soll mit der überarbeiteten Version der Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,5 Sekunden möglich sein.
VW Trinity
Der Elektro-Limousine VW Trinity soll 2026 kommen – dann mit weiterentwickeltem MEB und 700 Kilometern Reichweite?
Bild: Bernhard Reichel

Elektromotoren: VW setzt auf Dauermagneten

Volkswagen verwendet für seinen MEB in der ersten Generation an der Hinterachse permanent erregte Synchronmotoren (PSM). Bei ihnen ist der Rotor des Motors mit einem Dauermagneten versehen. Diese Art des Elektromotors ist aktuell die gängigste Bauform im Automobilbereich. Besonders die geringen Abmessungen und der hohe Wirkungsgrad von über 90 Prozent zeichnen diese Motorenart aus. Im MEB übernimmt der Motor neben dem Antrieb auch einen Teil der Verzögerung. So nutzen Fahrzeuge auf der Plattform die Rekuperation des Motors bei möglichst vielen Bremsvorgängen aus. Das schont die Bremsen und gewinnt Strom zurück. Beim Motor findet sich auch die Leistungselektronik. Sie ist so etwas wie das Gehirn des Antriebs, kontrolliert den Stromfluss und wandelt den gespeicherten Gleichstrom in Wechselstrom für den Antrieb um. Allrad-Modelle werden an der Vorderachse um einen Asynchronmotor ergänzt. Er kann beinahe verlustfrei mitlaufen, sollte er gerade nicht gebraucht werden.

Laden: MEB ist schnellladefähig

Fahrzeuge, die auf dem MEB aufbauen, können mit Gleich- und Wechselstrom geladen werden. An der Wallbox zu Hause lässt sich der Akku mit 11 kW laden; nutzt man eine Schnellladesäule in der Stadt oder an der Autobahn, sind bis zu 125 kW möglich. Lädt der ID.3 mit 100 kWh auf, sollen in rund 30 Minuten bis zu 290 Kilometer Reichweite drin sein.
VW ID.3
Mit Gleichstrom lädt der Akku des MEB besonders schnell: Bis zu 125 kW sind möglich.
Bild: F. Roschki
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