Eine gute Nachricht aus Wolfsburg: VW spendiert dem Passat 2.0 TDI ein modernes Common-Rail-Herz mit 170 PS. Das war auch bitter nötig. Denn der bisherige Pumpe-Düse-Diesel hatte maßgeblichen Anteil am Dauertest-Desaster unseres Passat Variant TDI. Unser "Ewiger Patient" war leider kein Einzelfall, wie die Flut von Leserpost beweist: Viele Fahrer klagen ebenfalls über Probleme mit Pumpe-Düse-Motoren, monieren Leistungsverluste, verkokte Pumpe-Düse-Elemente, Risse in den Zylinderköpfen oder defekte Turbolader, mitunter sogar kapitale Motorschäden. Der neue Zweiliter-TDI mit Common-Rail-Technik muss nun die Kastanien aus dem Feuer holen und Vertrauen aufbauen. Im ersten Vergleich trifft er gleich auf starke Konkurrenz. Es geht gegen den Ford Mondeo Turnier mit 175 Diesel-PS und den Citroën C5 Tourer mit 170 PS. Wie schlägt sich der Passat mit dem neuen Herz?

Der neue Common-Rail-TDI verblüfft mit feinen Manieren

VW Passat Variant 2.0 TDI
Ford und Citroën treten beide mit einem leichten Hubraumvorteil an, der aber für die Laufkultur keine Rolle spielt. Hier punktet – etwas überraschend – der Passat: Sein neuer Common-Rail-TDI verblüfft mit ausgesprochen feinen Manieren, nagelt selbst beim Kaltstart nur sehr dezent. Bei warmer Maschine geht das dieseltypische Laufgeräusch nahezu vollständig unter. Man fragt sich tatsächlich: Hat der überhaupt einen Dieselmotor? So vibrationsarm läuft der Zweiliter. In keinem Drehzahlbereich ärgern lästige Dröhn- oder Brummfrequenzen. Kein Vergleich zum ungehobelten Pumpe-Düse-Vorgänger, das ist wie der Sprung von der Vinylplatte zur CD. Auch die Drehfreude überzeugt: Der Common-Rail-TDI kurbelt ausgesprochen munter und willig bis in den roten Bereich. Umso mehr ärgert der flaue Antritt aus niedrigen Drehzahlen. Den subjektiven Eindruck einer ausgeprägten Anfahrschwäche untermauern die Messwerte aber nur bedingt. Beim Spurt auf Tempo 100 hat der Passsat sogar die Nase vorn. Nur beim Durchzug, beim Überholen auf der Landstraße, muss er sich dem hubraumstärkeren Mondeo geschlagen geben.

Beim Durchzug liegt der Ford Mondeo Turnier ganz vorne

Ford Mondeo Turnier 2.2 TDCi
Wie im Citroën arbeitet auch unter der Haube des Kölners ein akustisch zurückhaltender 2,2-Liter-Diesel. Beide Common-Rail-Motoren ziehen ohne lästiges Turboloch harmonisch und druckvoll aus dem Drehzahlkeller. Beim Ford hält der kraftvolle Eindruck über den gesamten Drehzahlbereich an, er reagiert am spontansten auf Gasbefehle und glänzt mit den besten Zwischenspurtwerten. Nicht ganz so temperamentvoll wirkt der Bi-Turbo-HDi des Citroën, seine Fahrleistungen hinken den beiden deutschen Kontrahenten etwas hinterher. Was vor allem an seinem üppigen Gewicht liegt: Der C5-Testwagen wiegt 78 Kilo mehr als der Mondeo und sogar 204 Kilo mehr als der Passat. Auch wenn’s um Temperament geht, kann der Franzose sein Übergewicht nicht kaschieren. Er wirkt behäbiger; die leichtgängige, aber unpräzise und wenig Rückmeldung bietende Lenkung animiert nun wirklich nicht zu sportlicher Gangart. Schade, dass trotz des etwas entkoppelten Fahrgefühls gröbere Stöße bis ins Lenkrad durchdringen.
Auf Langstrecken entpuppt sich der C5 als souveräner Reise-Gleiter. Die beim 170-PS-Diesel serienmäßige Hydropneumatik verwöhnt auf kurzen und langen Wellen mit tollem Komfort und gut gedämpften Aufbaubewegungen. Nur Querfugen und Brückenabsätze nimmt der Citroën plötzlich so hart, als hätte er alles verlernt. Noch kompromissloser gibt der Test-Mondeo Stöße an die Passagiere weiter. Der mit optionalem Sportfahrwerk und 18-Zöllern ausgestattete Test-Mondeo übertreibt es mit der Härte und verlangt von seinen Insassen auf holprigen Strecken ganz schöne Nehmerqualitäten. Zudem laufen seine breiten 235er-Reifen gern Spurrinnen nach. Sportler kommen jedoch voll auf ihre Kosten: Handling und Agilität des Kölners überzeugen, ebenso die direkte Lenkung. Was jedoch nichts daran ändert, dass der Ford mit dem Standard-Fahrwerk wesentlich harmonischer fährt. Zwischen dem komfortablen Franzosen und dem sportlichen Kölner findet der Passat die goldene Mitte. Maßgeblichen Anteil haben daran vor allem die präzise Lenkung und das empfehlenswerte DCC-Fahrwerk mit verstellbaren Dämpfer-Kennlinien (1025 Euro). Dass alle drei Diesel-Renner bei Höchstgeschwindigkeit ausgezeichnet geradeaus laufen, dass ESP den wachsamen Schutzengel spielt und die Bremsen perfekt zupacken – das ist inzwischen selbstverständlich.

Im Citroën C5 Tourer haben die Passagiere am wenigsten Platz

Citroën C5 Tourer HDi 170
Keine Überraschungen auch im Karosserie-Kapitel: Der stattliche Mondeo bietet Passagieren und Gepäck am meisten Platz, straff gepolsterte Sessel, ein leicht bedienbares Cockpit und eine gute Ausstattung. Die fällt beim Citroën besonders umfangreich aus, während VW traditionell zum Studium der Aufpreisliste zwingt. Trotz der etwas hohen Sitzposition vorn überzeugen im Passat Ergonomie und Platzangebot, Verarbeitung und Übersichtlichkeit. Der solide Citroën kassiert Abzüge für die eingeschränkte Rundumsicht und den engen Fond, wo sich große Mitfahrer schnell eingeengt fühlen. Außerdem fällt der Kofferraum mit maximal 1490 Liter Ladevolumen (Ford und VW bieten 1745 beziehungsweise 1731 Liter) am knappsten aus. Ansonsten gefällt der Franzose mit seiner entspannten Sitzposition und der sehr guten Geräuschdämmung. Er ist halt ein Komfortmeister.
Beim C5 gibt es den 170-PS-Diesel ab Tendance-Ausstattung (30.600 Euro), die mit serienmäßigem CD-Radio, Alu-Rädern und Zweizonen- Klimaanlage sehr üppig ausfällt. Bei Ford und vor allem VW müssen Käufer tiefer in die Tasche greifen. Zudem kosten viele Annehmlichkeiten extra, die beim Franzosen obligatorisch sind. Dafür langen die Versicherer bei C5 und Mondeo kräftig zu. Ins Geld gehen beim C5 auch der höhere Wertverlust und die Spritkosten. Die Gretchenfrage lautet: Wie schneidet der Passat im Verbrauch ab? Der neue Common-Rail-Diesel kommt im Testschnitt mit 6,5 Litern aus, schluckt somit weniger als der alte, rappelige Pumpe-Düse-TDI, der 7,4 Liter brauchte. Ein Fortschritt, der noch mehr beruhigt als die Laufkultur! Damit wird der VW sogar Sparkönig vor Mondeo (7,4 Liter) und Citroën (7,8) – und hat am Ende mit dem neuen Motor die Nase vorn.

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Uli Holzwarth

Mit dem neuen Common-Rail-Triebwerk ist VW in der 170-PS-Dieselklasse wieder bei der Musik. Ein Überflieger ist der Passat trotz der hervorragenden Laufruhe und Drehfreude seines Motors jedoch nicht. Am Ende gewinnt er diesen Vergleich, weil er in Verbrauch und Versicherung günstiger fährt. Bei den Kosten verspielt der Mondeo den Sieg. Seine Stärken: agiles Fahrwerk, üppiges Platzangebot, kräftigster Motor. Knapp dahinter landet der C5. Er ist nahe dran an den Deutschen, Komfort und Geräuschdämmung sind sogar deutlich besser. Wer also keine sportlichen Ambitionen hegt, liegt bei ihm richtig.

Von

Uli Holzwarth