Herrlich, diese Farben. Das Auto von Mercedes schimmert in sommerfrischem "Elbaitgrün metallic", Audi hat den Testwagen in knalliges "Arablau Kristalleffekt" getaucht. Das freut den Fotografen, und kleinen Stadtindianern steht so etwas ohnehin. Aber, halt! Schimmert da etwas Rötliches durch? Tatsächlich. Die stechende Farbe von einem ganz bestimmten Stift. Das berüchtigte Sparinstrument gnadenloser Kalkulierer hat seine roten Spuren hinterlassen. Ausgerechnet im flammneuen Audi Q2 finden wir eiskalte Kostensenkungsmaßnahmen. Welche, verraten wir noch.
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Mit dem Q2 steigt Audi ins Segment der Mini-SUVs ein

Audi Q2
Neuling mit bekannter Technik: Der 4,19 Meter kurze Audi Q2 nutzt die Plattform des VW Golf.
Erst einmal Grundsätzliches: Mit dem Q2 entert Audi ab sofort die Liga der Mini-SUVs. Technisch nah am Golf, dem Trend entsprechend mit rustikalem Karosserieschutz gepolstert und ordentlich in die Höhe gestemmt – so soll der 4,19 Meter kurze Audi künftig die etwas spendierfreudigere Hochsitzfraktion versorgen. Ab 32.150 Euro ist zum Beispiel ein 2.0 TDI mit Allradantrieb und Automatik zu haben. Happig? Ja. Aber nicht abgehoben. Denn damit nähert sich der Q2 schließlich den Grenzen von Mercedes-Land. Die Schwaben steigen in die SUV-Welt mit dem kompakten – immerhin rund 20 Zentimeter längeren – GLA ein. Als 200 d mit 4Matic-Allradsystem und Doppelkupplungsgetriebe kostet der stämmige Baby-Benz ab 36.967 Euro. Stellen wir die beiden nebeneinander, fällt der Größenunterschied gar nicht so sehr auf. Wir spüren aber eine Charakter-Differenz.
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Das Raumgefühl des GLA ist fast schon beklemmend

Mercedes GLA
Der Mercedes GLA gibt eher den Crossover, er ist weniger übersichtlich und noch enger als der Audi.

Der GLA wirkt muskulöser und flacher, gibt so viel mehr den Crossover. Übrigens mit entsprechenden Schwächen in Sachen Raumökonomie. Im Fond kneift es gewaltig, die Übersicht ist mäßig, das Raumgefühl fast schon beklemmend. Dem Q2 hat Audi deutlich markantere SUV-Erkennungsmerkmale eingestanzt. Hohe Flanken, aufrechte Verglasung, steile Front – den Kleinen darf man optisch gern in die Blutslinie seines mächtigen Bruders Q7 rücken. Beim Platzangebot natürlich nicht – auch der Q2 kneift im Fond bedenklich. Motorisch kommt im Audi ein 150 PS starker Vierzylinder mit satten 340 Nm Drehmoment zum Einsatz. Mercedes liefert ein ähnliches Aggregat für den GLA – jedoch leistet der 2.1er hier 136 PS (Drehmoment: 300 Nm). Ein theoretischer Vorteil für Audi also. Doch bevor es ab auf die Bahn geht, zunächst noch wie versprochen die Rotstiftanalyse des Audi.
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Im Innenraum erwarten uns zum Beispiel mäßig befestigte Abdeckungen oder auch schlichte Kunststoffe. Speziell die knallharten Türverkleidungen inklusive mäßig entgratetem Griff beleidigen das haptische Empfinden beim Zupacken. Tock, tock – hohl klingendes Hartplastik in dieser Preiszone? Muss nicht sein.

Bei der Haptik zeigt der Audi Schwächen

Audi Q2
Ungewohnte Lässigkeiten: Im Q2-Cockpit fällt hartes Plastik auf, das Head-up-Display wirkt billig.
Auch das Head-up-Display (600 Euro Aufpreis) zeigt auf Sparflamme an, die Piktogramme werden nämlich nicht direkt auf die Windschutzscheibe, sondern auf ein separates Fensterchen oberhalb der Armaturen gespiegelt. Den Vordersitzen mangelt es an Oberschenkelauflage, eine Neigungsverstellung hat sich Audi ebenfalls gespart, und außerdem hakelt die Längsverstellung der Sitze ungebührlich. So, genug Schelte für Audi. Mercedes ist schließlich auch noch dran. Dem attestieren wir vor allem außen kleine Unsauberkeiten. Kaum eine Karosseriefuge fügt sich gleichförmig eng ins Bild, die Heckklappe steht so schief eingepasst in ihren Angeln. Das kann Audi an dieser Stelle besser, überhaupt wirkt der Q2 rundum sehr gestrafft und fein zusammengesetzt. Schade: Das war es erst einmal an Feinheit. Die Komfortausstattung bewerten wir nämlich als rustikal schlicht. Ein Temporegler kostet Aufpreis, selbst Bordcomputer oder beheizte Außenspiegel liefert Audi nicht ab Werk. Mercedes dagegen schon.

An der Tankstelle geben sich beide Konkurrenten bescheiden

Audi Q2 Mercedes GLA
Der Audi zeigt sich etwas agiler und ausgewogener als der Mercedes, beide SUVs verbrauchen 5,7 l/100 km.
Die Stuttgarter sichern den GLA zudem besser ab. Ein Knieairbag fährt immer mit, eine Notruffunktion ist serienmäßig an Bord. Unfälle dürften ohnehin selten passieren, denn der GLA liegt spurstabil, sein ESP arbeitet wach und feinfühlig, die Bremsen wirken im Bereich um 37 Meter. Audi kann das noch besser. 34,2 Meter benötigt der Q2, um aus Tempo 100 anzuhalten – das schaffen manche Sportler nicht. Der Q2 lässt sich trotz Hochbau an der Karosserie agil dirigieren, sein TDI-Motor packt freudig zu, das Getriebe sortiert die Gänge passend zum Charakter. Schön: Trotz seiner hohen Handlingfreude federt der Audi nicht bockhart. Im Grunde arbeitet der Q2 Bodenwellen sogar erwachsener ab als der größere und schwerere GLA. Den Benz bringen große Bodenwellen aus dem Tritt, zu sehr staucht er dann beim Eintauchen die Passagiere in ihre Sitzflächen. Außerdem läuft der CDI-Motor brummiger, zu hören ist die Maschine quasi in jeder Drehzahl- und Lastlage. Gangwechsel hat das Siebengang-DCT (so nennt Mercedes seine Doppelkupplungsautomatik) ebenfalls etwas hemdsärmeliger im Griff, zu unentschlossen reagiert die Automatik zudem auf Kick-down-Befehle.
Also: Lieber sanft mitschwimmen, das bekommt auch dem Verbrauch. Beide SUVs trinken nur 5,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer – sehr ordentlich. Etwas irritiert: Die AdBlue-Anzeige im Q2 (sie informiert über den Füllstand des für die Abgasreinigung wichtigen Harnstoffs) scheint nach dem Würfelprinzip zu arbeiten. Die 8500 Kilometer Reichweite schmolzen im Laufe von knapp 400 Kilometern forscher Testfahrt überraschend auf 7500 Kilometer zusammen. Klingt wie ein blaues Wunder.

Fazit

Audi traut sich den Schritt in das recht junge Segment der ganz kleinen SUV und macht fast alles richtig. Deutlich gewinnt der Q2 diesen Vergleich – gegen den größeren Mercedes.