Kräftiger Leisetreter
Unter der Motorhaube des Bentayga Diesel treten gleich drei Lader den Dienst an.
Das Design, na ja. Schwülstig und betont auffällig, also genau so, wie es der Zielgruppe gefällt. Das Platzangebot, na ja. Vorne hui, hinten vor allem dann pfui, wenn man den Fehler gemacht hat, die dritte Sitzreihe mitzubestellen. Der Preis, na ja. Rund 30.000 Euro günstiger als der noch fettere W12, aber schlechter ausgestattet. Der mit vielen Extras vollgepackte Testwagen war knapp 240.000 Euro teuer. Obwohl Geld in Bentley-Kreisen offenbar kaum eine Rolle spielt, haben die Engländer mit dem V8-Diesel jetzt erstmals einen, sagen wir, Arme-Leute-Motor im Angebot. Was natürlich nur bedingt stimmt, denn abgesehen vom kurzlebigen Audi-6,0-Liter-V12-TDI gibt es weltweit aktuell keinen aufwendigeren Selbstzünder als den Hightech-Diesel aus Crewe.
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Der Vierliter-Diesel dreht und säuft kräftig

Kräftiger Leisetreter
Teure Materialen, edle Verarbeitung – irgendwie muss der Preis von 240.000 Euro ja zusammenkommen.
Unter der Motorhaube treten gleich drei Lader den Dienst an. Der elektrische Verdichter baut genug Instant-Drehmoment auf, um einen Kavalierstart nach dem anderen auf den Asphalt zu brennen. Der kleinere von zwei Abgasturbos wird ab 2200 Touren von einer weiteren Drucksache unterstützt, die sich nahtlos ein- und ausklinkt. Der 4,0-Liter-Treibsatz dreht locker bis 6000/min, aber das macht kaum Sinn, denn der Drehoment-Querbalken liegt zwischen 1000 und 3500/min bei beeindruckenden 900 Nm. Schaltbare Ein- und Auslassnocken wechseln betriebsbedingt zwischen Zweiventil- und Vierventilbetrieb. Das verbessert den Durchzug und reduziert den Verbrauch. Den gibt Bentley mit 7,9 Liter an, was auf eine Reichweite von 1000 km schließen läßt. Doch grau ist die Theorie, und rot vor Scham war am Ende des Tages der Testwagen, der sich im Hoppla-jetzt-komm-ich-Modus satte 14,7 Liter hinter die Binde kippte.

Der Diesel ist ein beinahe perfekter Leisetreter

Der Bentayga V8 D (das Typschild bleibt auf Wunsch in der Schublade) ist ein nahezu perfekt geräuschgedämmter Leisetreter, der um sein Grundnahrungsmittel ein großes Geheimnis macht: kein Nageln, kein Nachdieseln, kein Vibrieren, kein Stinken. Fehlen nur noch der Duftspender im Tankstutzen und ein paar Mulliner-Handschuhe, um einen standesgemäßen Boxenhalt am Truck Stop zu inszenieren. Die Fahrleistungen sorgen vor allem im manuellen Schaltprogramm dafür, dass die Bremsscheiben schnell warm werden. Trotz elektrischer Wankstabilisierung kommen auch die mit großen Schräglaufwinkeln gestraften Pirelli All-Season-Reifen schnell auf Temperatur. Mit dem Fahrwerk in Komfort und dem Antrieb in Sport findet der Bentayga mit dem Kennzeichen D spontan die goldene Mitte zwischen souveränem Gleiten und engagiertem Carven. Für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h nennt der Hersteller einen Wert von 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 270 km/h.

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Fazit

von

Georg Kacher
Wem ein Cayenne Turbo S zu prollig und der Mercedes G65 AMG zu martialisch ist, der könnte mit dem Bentayga V8 Diesel in die große Drehmomentschlacht ziehen. Doch Vorsicht: Der sozialverträgliche Motor nimmt dem extrovertierten Auftritt nichts von seiner Schärfe.

Von

Georg Kacher