Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch bei GM, wo alle Premieren und Pressekonferenzen kurzerhand gestrichen wurden. GM zeigt als Quasi-Neuheiten nur den Chevrolet Volt, den Pontiac Solstice als Coupé und das Saab-Konzept 9-X Air. Volt-Designer Bob Boniface steht tapfer neben dem Elektroauto mit Reichweitenverlängerer und sagt: "Trotz allem – es gibt das Auto noch." Wie zum Beweis fasst er es an. Das technisch interessante und bis ins Detail gut gemachte Hybrid-Auto könnte GM tatsächlich retten. Könnte, wenn es denn nicht zu spät kommt. Denn erst in zwei Jahren sollen die ersten Autos vom Band rollen, erstmal 6000 um genau zu sein. Und auch nur dann, wenn es GM überhaupt noch gibt. Fast undenkbar zwar, aber angesichts der ständigen Hiobsbotschaften ist nicht einmal das noch sicher. Sicher sind wir uns auch noch nicht ganz, ob das Umdenken bei GM tatsächlich schon begonnen hat. Schließlich stehen um den Volt noch jede Menge riesiger Trucks, langweiliger Limousinen und ebenso austauschbarer SUV herum. Besonders gefallen hat uns der GMC Sierra, ein mächtiger Truck, der ganz stolz Hybrid-Aufkleber trägt. Mag sein, dass er tatsächlich Hybrid-Technik an Bord hat, aber den Hauptantrieb besorgt immer noch ein sechs Liter großer V8 – man kann sich ungefähr ausrechnen, wie sparsam der unterwegs ist.

LA wie lauter Aktionismus

Etwas einsam: AUTO BILD-Redakteur Hauke Schrieber mit dem Chevrolet Volt.
Bei Chrysler stehen nebeneinander ein Jeep, ein Chrysler und ein Dodge und auf allen drei Modellen prangt hinter dem Namen ein "EV" für Electric Vehicle. Gut, der Dodge war difinitiv mal ein Lotus, aber dennoch: "Wow, drei Elektroautos!", denkt man erstmal. Doch in der kaum beleuchteten Ecke der Messehalle wirkt das alles nur noch traurig. Spärliche Showtafeln erklären die E-Autos fast gar nicht. Auf den zweiten Blick bemerkt man dann, dass es jedes Mal die gleiche Tafel ist – nur ein paar Daten für Beschleunigung, Verbrauch und Reichweite wurden verändert. Wer mehr erfahren möchte, steht auf verlorenem Posten. Ansprechpartner fehlen, Hostessen sind sowieso nicht da. Die drei offensichtlich schnell zusammengebauten Modelle mit diffusen Zukunftsaussichten zeigen exemplarisch, in welcher Schockstarre sich die Autohersteller derzeit befinden. Sollte LA bei Chrysler etwa für Licht Aus stehen?

LA wie langer Atem

Bei Dodge stehen drei Elektro-Autos mit ungewisser Zukunft. Der hier war mal ein Lotus.
Ford tut wenigstens noch so, als gäbe es die Krise nicht. Der frisch gelifete Mustang soll der schlechten Stimmung einfach davonreiten, der Fusion Hybrid den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weisen. Und vor allem sparsamer fahren als sein voraussichtlich wichtigster Gegner: der Toyota Camry Hybrid. Hurra, wir leben noch! Nur, dass die Hybridtechnik nun wirklich eher Pflicht als Kür ist. Auf gefühlt jedem zweiten Modell in Ford-Hallen prangt das H-Wort. Auch der Mercury Milan am Stand nebenan ist zwar alles andere als hübsch, aber wenigstens hybrid. Den nagelneuen Lincoln MKZ wieder einen Stand weiter beachtet schon niemand mehr. Menschenleer hier.

LA wie Liebe Ausländer

Ehrlich, ohne die Hersteller aus Europa und Japan wäre die Auto Show in Los Angeles eine Trauerveranstaltung. Nissan beweist mit dem rasanten 370 Z echten Sportsgeist und mit dem mutigen Cube Sinn für die moderne Würfelform. Die Toyota-Tochter Lexus zeigt mit dem eindrucksvollen SUV RX 350/450h die nächste SUV-Generation mit Hybridtechnik. Die kann man im nächsten Frühjahr kaufen – und eben nicht erst 2010 oder 2011. Ganz ohne Spirtspartechnik kommt der Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder aus, den die Italiener am Start haben. Bezeichnend ist auch, dass die Messe nicht von einem Amerikaner, sondern von Renault/Nissan-Boss Carlos Ghosn eröffnet wurde. Mit einer einstündigen Hymne auf das E-Auto und dem Aufruf, die Regierungen der Wirtschaftsmächte mögen doch die Entwicklung unterstützen, wenn ihnen wirklich etwas an einem Umdenken in der Autoindustrie liege. Das kommt besonders im umweltbewussten Kalifornien sehr gut an.

Und die Deutschen?

Bunt ist es in Los Angeles nur bei den Europäern oder Asiaten. Hier glänzt der neue Porsche Boxster.
VW und Audi präsentieren auf den mit Abstand repräsentativsten, lichtdurchflutesten Ständen jede Menge saubere Diesel. VW zeigt selbstbewusst einen Sport-Prototypen mit V12-TDI und einem geschätzten Federweg von einem Meter, der rein äußerlich einem Touareg ähnelt – mit dem braven SUV aber überhaupt nichts zu tun hat. Ziel des Allrad-Monsters: Mal eben die Baja California gewinnen, eine ultraharte Wüstenrallye in Mexiko. BMW stellt seinen Versuchsträger Mini E vor, Porsche die gründlich aufgefrischten Boxster und Cayman mit hochmodernen Direkteinspritzern und Mercedes ein Zukunftsprojekt, bei dem das Internet wie selbstverständlich das Kommando im Auto übernimmt: Radio, Navigation, Kommunikation.

LA wie Leichtigkeit adé

Am Ende unseres Messerundganges bleibt der Eindruck, dass die Autoindustrie im Moment ihre Leichtigkeit verloren hat. Früher feierten sich die Autobauer zu solchen Gelegenheiten mit Glanz, Gloria und rauschenden Festen. Hier klingt alles ein bisschen wie das Pfeifen im Walde. Und der brennt – nicht nur in Kalifornien. LA wie lausige Aussichten.

Sie haben dennoch Lust auf die automobile Zukunft? Dann werfen Sie mal einen Blick auf die Design Challenge der LA Auto Show 2008.