Platz 1 mit 549 von 800 Punkten: Mercedes GLA 250 e. Sicher, komfortabel, für hohe Reiseschnitte gut. Kleine Schrullen irritieren im Umgang.
Platz 2 mit 524 von 800 Punkten: Mini Cooper SE Countryman. Motor, Getriebe und Elektroeinheit harmonieren. Engeres Auto, auch betulicher – dafür günstiger.
Ginge es nach Drehmoment oder Durst, dann hätte der Diesel jetzt auf den ersten Blick keine Chance. Ein SUV also lieber halb elektrisch nehmen als voll nagelig? So einfach ist es nicht. Spricht man beim Plug-in-Hybriden von großer Kraft, ist im Grunde das Systemdrehmoment gemeint. Und das liegt nicht unbegrenzt an. Auch der Verbrauch ist ein Wert, der einen gehörigen Anteil an elektrischer Fahrt berücksichtigt. Ist ein PHEV also gar nicht so praktisch? Wir prüfen das! In einem Duell der neuesten Ableger dieser Gattung SUVs mit Doppelherz. Es stehen parat: der neue Mini Cooper SE Countryman und der Mercedes GLA 250 e.

Die Batterie im Mini ist deutlich kleiner als beim Benz

Mini Cooper SE Countryman
Der Mini Countryman schafft rein elektrisch knapp 30 Kilometer, im Mercedes GLA sind es immerhin 50.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Beide tragen einen Akku im Kofferraumboden, der üppig genug ausgelegt ist, um die SUVs ein ganzes Stück weit rein elektrisch vorwärts zu bringen. Allerdings kommt der Mercedes weiter. Sein 15,6 kWh großer Akkublock reicht im Winter für rund 50 Kilometer Fahrt per E-Motor. Der Mini schafft nur 28 Kilometer – sein Batteriepaket ist mit 10 kWh Energieinhalt deutlich kleiner. Im Mini arbeiten ein Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum und eine Sechsstufenautomatik konventioneller Bauart mit der E-Maschine zusammen. Letztere schickt Drehmoment an die Hinterachse, der Benziner ist mit den Vorderrädern verknüpft. Mercedes kombiniert den elektrischen Pfad mit einem 1,33-Liter-Vierzylinder, der seine Kraft über eine Achtgang-Doppelkupplungsautomatik an die Vorderräder schickt. Von den versprochenen gut eineinhalb Liter Durchschnittsverbrauch sind beide SUVs (nach unserer praxisorientierten Verbrauchsprüfung) weit entfernt.

Beim Verbrauch enttäuschen beide SUVs

Mercedes GLA 250 e
Statt der versprochenen 1,5 Liter braucht der Mercedes 7,9 Liter – und der Mini ist noch durstiger.

Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Mini trinkt 8,3 Liter Super im Schnitt, der Mercedes immerhin fast einen halben Liter weniger auf 100 Kilometer. Als echten praktischen Nachteil stufen wir ein, dass der Mini Countryman keine Anhänger ziehen darf – eine Vorrichtung ist für den Cooper SE nämlich nicht vorgesehen. Dafür hat Mini das rundere Antriebspaket geschnürt. Der sonore Dreizylinder lässt sich verschliffen vom E-Motor helfen, das Anfahren gelingt seicht. Der Mini zieht linear durch, verliert jedoch auf der Autobahn bald an Druck. Hier zieht der GLA viel kräftiger an. Allerdings: Mercedes hat Benziner und E-Aggregat eher lieblos aneinandergeschmiegt. Immer wieder spürt der Fahrer die Übergänge der beiden Drehmomentpfade, eine gleichförmige Kraftabgabe beim sanften Beschleunigen findet selten statt. Mal ist der Akku zu erschöpft, mal benötigt der Beschleunigungsvorgang als Anschubhilfe den vollen Ladedruck – der Fahrer hat gefühlt kaum Einfluss auf diese Vorgänge in den Tiefen der Motorsteuerung.

Noch viel irritierender als die Leistungsabgabe ist das Fahrgeräusch. Der Mercedes GLA führt seine Abgase mittig ab. Für einen Endschalldämpfer im Heckbereich fehlt der Platz (hier sitzen die Akkus). In der Folge rauscht es unter der Mittelkonsole wie bei einer Fahrt über Schotter. Trost: Den Rest des Benz finden wir hervorragend. Das Auto ist enorm sicher abgestimmt, das ESP arbeitet außerordentlich zuvorkommend (besser geht's nicht!), die Federungsabstimmung ist gelungen, und das Bediensystem erlernt jeder im Handumdrehen. Außerdem sitzt man bestens.

Mercedes langt beim Preis so richtig kräftig zu

Mini Cooper SE Countryman          Mercedes GLA 250 e
Teuer: In vollem Testornat kostet der GLA satte 52.165 Euro – der Mini ist mehr als 10.000 Euro günstiger.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Im Mini drücken die eng stehenden Seitenwangen der Sitzfläche, das Einsteigen in den Fond gleicht einer Yogaübung, und dem Fahrwerk täte eine sensibler ansprechende Federung gut – so schüttelt es den Fahrer auf schlechten Strecken in kurzen Hüben durch. Außerdem fühlt sich das Auto nervöser an. Leichtgängige Lenkung, hoher Karosserieaufbau und die heftige Masse von fast 1,8 Tonnen passen nicht zusammen – das Auto lässt sich letztlich trotz direkterer Lenkung nicht so präzise dirigieren wie der GLA. Und die Preise? Ein GLA ist bereits in der Basis rund 7000 Euro teurer als ein Countryman. Mercedes klebt zudem nur kleine Trostpflaster drauf. Ungleich mehr Assistenztechnik, eine höherwertigere Komfortausstattung sowie ein deutlich pralleres Paket aus Multimedia, Navigation und Telefontechnik relativieren die Summe nur ansatzweise. Denn im Gegenzug packt Mini mehr Sicherheitstechnik ins Auto.

Bildergalerie

Mercedes GLA 250 e           Mini Cooper SE Countryman
Mercedes GLA 250 e
Mini Cooper SE Countryman
Kamera
Zwei SUVs mit Plug-in-Hybrid im Test
So bauen die Münchener LED-Licht ab Werk ein, ein Head-up-Display ist in Verbindung mit dem größeren Navigationssystem (heißt "plus") enthalten. Im GLA kosten diese beiden Extras zusammen rund 2000 Euro zusätzlich. Außerdem ist ein Mini auch günstiger in der Wartung und bei den Fixkosten. Mini bietet also mehr Plug-in-Auto fürs Geld, Mercedes sammelt mehr Punkte. (Unterhaltskosten berechnen? Zum Kfz-Versicherungsvergleich)
Das Fazit: Auch wenn die Antriebseinheit nicht zu den technischen Paradestücken aus dem Hause Mercedes gehört – als Auto ist der GLA gelungen. Klar, die Fabelverbräuche der WLTP-Norm bringt er nicht, der Mini aber auch nicht. Zudem wirkt der Countryman wie ein Auto aus einer kleineren Liga. So also glasklarer Sieg für den GLA.

Von

Berend Sanders