Mit dem Anfang der Bike-Saison kommt die Versuchung – ein neues Motorrad soll es sein. Gern gebraucht, ist günstiger. Die Internetbörsen sind voll von Angeboten. Dumm nur: Keinem Angebot kann man so einfach unter die Ölwanne schauen. Was ist ein Schnäppchen, und von welchem Bike sollte ich besser die Finger lassen?
Als Erstes sollte sich jeder Interessierte ein paar grundlegende Fragen stellen. Für welchen Zweck ist die Maschine gedacht: Straße? Gelände? Kurzstrecke oder doch lange Reise?

Das brauchen Motorrad-Fahrer

Nützliches für Motorradfahrer

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Dann kommt das Budget ins Spiel. Dabei sollten nach Möglichkeit die laufenden Kosten wie Steuer und Versicherung mit eingerechnet werden. Ein Notgroschen für unerwartete Reparaturen ist ebenfalls nicht verkehrt. An diesen Notgroschen schließt sich gleich der nächste Punkt an: Gibt es in der Nähe eine versierte Motorradwerkstatt?

Wo sollte man sein gebrauchtes Traum-Motorrad kaufen?

Grundsätzlich ist es kein Fehler, beim Händler zu kaufen. Er gibt Gewährleistung und in vielen Fällen auch noch eine Garantie. Nicht so beim Privatkauf. Also ist eine genaue Besichtigung extrem wichtig, gerne in Begleitung eines Experten. Vier Augen sehen mehr als zwei.

Grundsätzlich gilt: misstrauisch sein!

Ralf Graumann, Motorradschrauber und Meister bei Petrick KG Automobil- und Motorradvertrieb in Hamburg, kennt sie alle – die Tricks der Verkäufer und die Schwächen der einzelnen Modelle. "Bleibt cool und misstrauisch!", meint Graumann. "Niemand hat etwas zu verschenken, vermeintliche Schnäppchen entpuppen sich nicht selten als teure Ruinen." Und: "Macht euch eine Checkliste, ergänzt dabei Standard-Prüfpunkte wie Lenkkopflager durch modellspezifische Schwachpunkte."

Hier kommen die wichtigsten Punkte für die Besichtigung

Die wichtigsten Prüfpunkte hat AUTO BILD MOTORRAD hier zusammengefasst. Hinweise zu typischen Mängeln einzelner Modelle finden sich meist im Internet. Ein weiterer Tipp: Das Bike möglichst bei gutem Wetter besichtigen.

Eine frische TÜV-Plakette ist gut

Meister Graumann: "Plant genug Zeit ein, und macht immer eine ausgiebige Probefahrt. Achtet auf eine frische TÜV-Plakette, eventuelle Mängel wurden dann schon vom Verkäufer repariert."

Gebrauchtes Bike: Darauf sollten Sie beim Kauf achten

Instrumente

Die Warnleuchten müssen beim Starten leuchten und auf den ersten Metern der Probefahrt ausgehen. Passt der Zustand des Motorrads zur Laufleistung?

Bremsflüssigkeit

Ist sie trübe, kann Wasser im System sein. Der Stand ist zu niedrig? Dann sind die Beläge verschlissen, oder die Anlage ist undicht.

Schläuche und Bremssättel

Gibt es Feuchtigkeit an den Sätteln? Sind Schläuche porös oder rissig? Wie sehen die Bremsbeläge aus?

Bremsscheiben und Bremsbeläge

Auf Bremsscheiben ist oft die Mindestdicke geprägt. Mit Messschieber oder Bügelmessschraube prüfen. Wie dick sind die Bremsbeläge?

Gabelringe

Tauchrohre werden abgewischt, um Verschleiß zu vertuschen. Wer unter die Kappe sieht, findet die Wahrheit.

Lenkanschlag

Ein Sturzindikator. Ist er verbogen oder hart angeschlagen, hatte das Motorrad wahrscheinlich einen Unfall.

Bügel, Griffe, Rasten, Sitzbank

Sie können Hinweise auf Unfallschäden geben. Oft verrät das Kratzerbild: Das Bike ist lediglich umgefallen. Ist die Sitzbank verschlissen? Wenn ja, warum?

Lenkkopflager

Mittels Ständer das Vorderrad entlasten. Beim Lenken aus der Mittellage darf kein Rastpunkt spürbar sein.

Schwingenlager

Motorrad steht auf dem Hauptständer, Hinterrad seitlich bewegen, es darf kein Spiel spürbar sein.

Kette und Ritzel

Die Kette darf sich nur leicht vom Ritzel abheben lassen. Sehen die Zähne der Ritzel gleichmäßig aus?

Reifen

Das Profil muss laut StVO bei über 1,6 Millimetern liegen. Die Reifen sollten nicht älter als sechs Jahre sein.

Auspuffanlage

Passt die Lautstärke zum Motorrad? Zubehör-Anlagen benötigen ein Prüfzeichen und eventuell ein Gutachten.

Motor und Motoröl

Sind irgendwo Undichtigkeiten zu erkennen? Wie steht es um die Laufkultur? Bei Ölmangel ist Vorsicht angebracht. Wartungs-Ignoranten sorgen so schnell für teure Folgeschäden.

Batterie und Generator

Die Ruhespannung der Batterie sollte bei über 12,5 Volt liegen, die Lichtmaschine mit rund 14 Volt laden.

Umbauten oder Tuning

Gibt es Veränderungen am Motorrad? Sind sie im Fahrzeugschein eingetragen oder die notwendigen Bescheinigungen vorhanden?

Papiere und Rechnungen

Wurde der Pflegezustand des Motorrads im Scheckheft dokumentiert? Falls nicht: Gibt es Werkstattrechnungen, mit denen erfolgte Arbeiten belegt werden können?

Probefahrt

Fünf Kilometer sollten es sein: Zieht der Motor sauber? Auf Gerassel, Vibrationen und Fahrverhalten achten. Kommen Sie mit dem Bike klar? Stehen beide Füße an der Ampel plan auf dem Boden? Reichen die Arme bei vollem Lenkeinschlag noch an die Griffe?

Kaufvertrag und Kauf

Bestehen Sie auf dem Ausstellen eines Kaufvertrags, auch zwischen Privatpersonen, ggf. sogar Familienmitgliedern. Das sichert beide Seiten ab. Stimmt die Fahrgestellnummer des Bikes mit der Nummer im Fahrzeugbrief überein? Ist der Verkäufer der Besitzer des Motorrads?

So lautet das Fazit vom Experten

"Verschleiß ist normal, bei manchen Macken sollte man aber vorsichtig sein", rät Ralf Graumann. AUTO BILD MOTORRAD ergänzt: Keine Frage, abgefahrene Reifen müssen ersetzt werden. Aber die sind, wie Bremsbeläge oder Ketten, normaler Verschleiß und gut zu kalkulieren.

Bildergalerie

Scheinwerferkontrolle beim Motorrad
Gebrauchte Motorräder Meister Graumann
Gebrauchte Motorräder Meister Graumann
Kamera
Gebraucht-Motorrad: Worauf beim Kauf achten?

Anders sieht es mit einer rasselnden Steuerkette oder einem verbogenen Lenkanschlag aus. Hier kann der Kettenspanner defekt oder der Rahmen krumm sein. Dann drohen teure Reparaturen!