Die Zahl der Hersteller hochwertiger Motorradreifen ist relativ überschaubar. Ein paar Herstellernamen sind aus dem Autobereich bekannt, etwa Bridgestone, Michelin, Continental oder Pirelli. Darüber hinaus gibt es Unternehmen, die auf Reifen für Zweiräder spezialisiert sind, zum Beispiel Heidenau und Metzeler. Das Sortiment von Bridgestone reicht vom Enduro-Reifen bis zum Motorradreifen für den Rennsport, gleiches Bild bei Michelin und Co. Das Reifenwerk Heidenau gehört zu den wenigen Herstellern, die auch Winterreifen für Motorräder anbieten. Zu DDR-Zeiten war der sächsische Betrieb Teil des VEB Reifenkombinat Fürstenwalde (Pneumant).
Welcher Reifentyp ist der richtige?
Grob können Motorradreifen in drei Gruppen unterteilt werden, Diagonalreifen, Diagonal-Gürtelreifen und Radialreifen. Jede Gruppe zeichnet sich durch eine eigene Bauart, Profilgestaltung und Gummimischung aus.
Ein sportliches Motorrad wie diese BMW S1000 RR sollte idealerweise auf Radialreifen fahren.
Diagonalreifen mit schräg zur Laufrichtung angeordneten Gewebelagen und einer Karkasse aus Ryan oder Nylon sind am gebräuchlichsten. Ihre Seitenbereiche sind stabil und weisen einen hohen Schlagschutz auf. Das macht sie langlebig und sie eignen sich gut fürs Gelände. Allerdings lässt ihre vergleichsweise einfache Konstruktion Höchstgeschwindigkeiten jenseits der 240 km/h nicht zu. Radialreifen sind besonders auf hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Sie haben einen zusätzlichen, unter der Lauffläche angebrachten Gürtel, der die Ausdehnung bei 200 km/h auf wenige Millimeter begrenzt. Ihre Seiten bestehen zudem aus weniger Material als beim Diagonalreifen. Das verringert die Erwärmung.
Diagonal-Gürtelreifen sind eine Zwischenstufe. Auch sie haben einen Gürtel unter der Lauffläche, dafür aber diagonal angeordnete Karkassenfäden. Auf den drei Gruppen basiert eine große Palette Misch- bis Spezialreifen, die von der sonntäglichen Ausfahrt bei gutem Wetter bis zum Motocross oder Straßenrennen eingesetzt werden können.
Was bedeutet die Reifenfreigabe?
Hersteller von Zweirädern und Zweiradreifen testen häufig gemeinsam, wie gut sich bestimmte Fahrzeug- und Reifenmodelle miteinander kombinieren lassen. Für die harmonischsten Verbindungen erteilen sie Reifenfreigaben beziehungsweise geben Unbedenklichkeitsbescheinigungen (UBB) heraus. Ältere Motorräder werden ebenfalls getestet. Solche Reifenfreigaben erweitern die Liste der im Fahrzeugschein aufgeführten Reifen. Für sie ist keine Einzelabnahme nötig. Das liefert Besitzern einen wertvollen Anhaltspunkt, welcher Reifen sich für ihr Motorrad oder ihren Roller besonders gut eignet.
Davon unabhängig gibt es nämlich noch die sogenannte Reifenbindung. Sie bedeutet, dass in Deutschland die Bezeichnung der Reifen mit den Daten der Zulassungsbescheinigung Teil 1 übereinstimmen muss. In manchen Fällen muss darüber hinaus eine spezielle Kombination aus Vorder- und Hinterreifen beachtet werden. Einige Motorradhersteller schreiben Marke und Modell des zu verwendenden Reifens sogar exakt vor.
Am einfachsten lässt sich die Profiltiefe mit so einem Messgerät checken.
Die Reifen eines Zweirads müssen gewechselt werden, wenn sie die Mindestprofiltiefe erreicht haben. In Deutschland sind das 1,6 Millimeter. Der goldene Rand einer Euro-Münze gibt einen ungefähren Hinweis auf die Profiltiefe, genauer lässt sie sich mit einem Profiltiefenmesser bestimmen. Die Maximallaufleistung hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Fabrikat, Typ, Fahrweise, Geschwindigkeit, Reifendruck und Zuladung. Sportreifen bieten durch ihre weichere Gummimischung zum Beispiel ein hohes Level an Haftung, verschleißen dafür aber schneller. Ein weicher Reifen für die Rennstrecke etwa kann schon nach wenigen hundert Kilometern seine Leistungsgrenze erreicht haben.
Zusätzlich zur Profiltiefe gibt die DOT-Nummer Aufschluss über den Reifen. Die Hersteller empfehlen, Reifen unabhängig vom Profil nach fünf bis sechs Jahren zu ersetzen, weil das Gummi aushärtet. Die vierstellige DOT-Nummer ist in die Flanke des Reifens einvulkanisiert und nennt die Produktionswoche sowie das Produktionsjahr. Standschäden durch Wettereinflüsse, übermäßiger Abrieb durch heftiges Beschleunigen und Bremsen oder Beschädigungen durch Einsatz im Gelände können Gründe sein, Reifen bereits vor dem Ablauf ihrer durchschnittlichen Lebensdauer zu wechseln.
Grundsätzlich ist die Reifenmontage nicht kompliziert. Motorradreifen kann jeder bequem im Internet bestellen und es gibt Montagehilfen schon für relativ wenig Geld. Aber es braucht Erfahrung, um den Reifen ohne Kratzer und Schnitte auf die Felge aufzuziehen. Fachwerkstätten und Reifenhändler bieten diesen Service oft auch kurzfristig an.
Was sollte man über Motorradfelgen wissen?
Die Abmessungen der Felge entscheiden darüber, welche Reifendimensionen passen. Normalerweise werden die Parameter Reifendurchmesser, Maulweite, Art der Abdichtung und die Ausführung des Felgenbetts sowie der Felgenhörner festgelegt. Diese Dimensionen sind für alle Felgentypen gleich, egal ob Speichenfelge oder Gussrad.
Die Speichenfelge feiert jüngst ein Comeback, nicht nur durch die Welle der Retro-Bikes. Moderne Werkstoffe machen es möglich, Schwächen der Vergangenheit vergessen zu machen. Damit stehen die leichte Reparierbarkeit der Bauteile einer Speichenfelge und das Plus an Federungskomfort wieder im Mittelpunkt. Nicht umsonst fahren alle Motocross-Maschinen und die Mehrheit der Enduros bis heute auf Drahtspeichen.
Heute können Hersteller Gussfelgen so fräsen, dass sie beinahe wie Drahtspeichen aussehen.
Gussräder haben sich in den vergangenen vierzig Jahren stetig weiterentwickelt. Zunächst waren sie schwer und klobig, weil mögliche Lufteinschlüsse im Material nach extra Festigkeit verlangten. Die ersten Versuche mit Leichtbau und Werkstoffen wie Magnesium krankten an mangelnder Erfahrung und Kontrolle. Frühe Magnesiumlegierungen neigten etwa dazu, sich schon bei kleinen Verletzungen der beschichteten Oberfläche nahezu aufzulösen. Stürze und Unfälle durch zerborstene Räder gehörten damals zur Tagesordnung. Heute ist es möglich, Gussräder so zu fräsen, dass sie beinahe wie Drahtspeichenräder aussehen.
Was bedeutet der Reifendruck fürs Motorrad?
Der richtige Reifendruck beeinflusst Fahrverhalten, Fahrsicherheit und Lebensdauer der Motorradreifen. Funktion, Tragfähigkeit und Stabilität der Reifen hängen direkt vom passenden Luftdruck ab. Der korrekte Reifendruck steht in der Betriebsanleitung des Motorrads, den Papieren der Reifen oder in im Netz zugänglichen Tabellen mit technischen Daten. Manche Zweiradhersteller geben verschiedene Drücke für unterschiedliche Beladungszustände an, andere schreiben einen einheitlichen Reifendruck vor. Die Angaben der Hersteller beziehen sich auf den kalten Zustand des Reifens. Der Druck sollte bei Umgebungstemperatur vor einer Fahrt gemessen werden. Das kann zum Beispiel mit Hilfe des Reifenfüllmessgeräts an der nächsten Tankstelle erfolgen.
Welche Motorradreifen für Enduros?
Wer Enduro fährt, hat grundsätzlich die Auswahl zwischen Straßen- und Offroadreifen. Weil Reiseenduros wie die BMW R 1250 GS gerne als komfortable Langstreckenmaschine eingesetzt werden und den Asphalt manchmal nur selten verlassen, können sie auf Straßenreifen geordert werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Haftreibung und Kurvenstabilität eines Reifens ohne Stollen sind höher, je weniger Profil desto mehr Grip.
Im Gelände ist es wichtig, dass die Stollen des Reifen sich in den Boden krallen und so Vortrieb ermöglichen.
Im Gelände kommt es dagegen auf das Profil des Stollenreifens an. Zu einen, weil sich die Profilklötze in den Untergrund drücken sollen, um die für den Vortrieb notwendige Verzahnung herzustellen. Zum zweiten, weil Schlamm durch die Drehung des Rads aus dem Profil herausgeschleudert werden muss, damit sich das Rad selbst reinigt und nicht "zuschmiert". Für gemischte Einsatzprofile haben viele Hersteller Enduroreifen im Angebot, die sich sowohl für den Einsatz auf der Straße als auch für leichtes Gelände eignen.
Gibt es Winterreifen für Motorräder?
Es gibt Winterreifen für Motorräder. Fahrten bei weniger als sieben Grad sind aber nichts füs Anfänger.
Ja, es gibt Winterreifen für Motorräder. Wenige Hersteller wie das Reifenwerk Heidenau bieten Motorradreifen für die kalte Jahreszeit an. Allerdings passt die Mehrheit dieser Reifen am besten zu den Anforderungen von Reiseenduros und eignet sich schlecht bis gar nicht für sportlich ausgelegte Maschinen. Außerdem muss festgehalten werden, dass das Sturzrisiko mit sinkenden Temperaturen und feuchten Straßen steigt. Ausflüge bei weniger als sieben Grad Celsius sind auf keinen Fall etwas für Anfänger oder Gelegenheitsfahrer.
Die Gesetzeslage ist seit 2017 eindeutig. Für einspurige Kraftfahrzeuge gibt es keine Winterreifenpflicht, weil Reifen mit der passenden Kennzeichnung für die Mehrzahl der betroffenen Fahrzeuge nicht verfügbar ist. Weil das Verkehrsministerium das Risiko von Motorradunfällen im Winter als gering einschätzt und ein generelles Fahrverbot verhindert werden sollte, wurde die Winterreifenpflicht aufgehoben.
Wichtig für Enduro- und Scramblerfahrer ist aber dennoch wichtig, dass grobstollige Reifen mit DOT 2018 nur dann auf die Straße dürfen, wenn der Speedindex von Maschine und Reifen übereinstimmt. Reifen mit der alten M+S-Kennung können bis 2024 genutzt werden, wenn sie eine DOT-Nummer aus dem Jahr 2017 besitzen.
Sollte ich ein Reifenmontiergerät kaufen?
Ob die Anschaffung eines Reifenmontiergeräts fürs Zweirad lohnt, hängt vom persönlichen Geschmack ab. Schon für kleines Geld werden Montiergeräte angeboten. Die Preise für einfache Montagehilfen starten bei weniger als 50 Euro. Profigeräte kosten 1000 Euro und mehr. Jedoch ist es mit dem passenden Werkzeug fürs Montieren nicht getan. So sollten auch Motorradreifen vor der Montage gewuchtet werden.