Noch bevor das erste Elektro-Auto in Serie gegangen ist, hat das Wettrüsten begonnen. Mercedes SLS gegen Audi R8, VW E-Mini gegen die stromernde Kleinwagen-Konkurrenz aus Japan. Auf der IAA 2009 zeigen die deutschen Autohersteller, dass sie in der Krise nicht nur schwarzmalen, sondern vor allem grün denken. Endlich! Wer auf den Saft der Steckdose verzichtet, backt kleinere Brötchen. Sparsame Motoren, kleinere Modelle wie der BMW X1 – es gibt noch Luft nach unten. Bei Peugeot führt dieser Trend sogar aufs Fahrrad. Lieber gegen diese Zeiten anstrampeln als wegbleiben. Viele Japaner sparen sich die IAA, um später in Tokio (ab dem 23. Oktober 2009) zu glänzen. Für Frankfurt bleiben natürlich trotzdem noch jede Menge Highlights übrig.

Bei Alfa Romeo stehen der neue 149 und sparsame Motoren im Fokus

Alfa 149
Italienischer Romeo: Alfa bingt den Nachfolger des 147 nach Frankfurt.
Zum Beispiel aus Italien: Der Alfa 149 besticht durch seine Form. Er soll den 147 beerben und gegen den Golf antreten. Länge: 4,35 Meter. Gebaut wird er auf der neuen Plattform für das C- und D-Segment. Die Alfa-Niere steht signifikant senkrecht im Bug. Sein Heck legt sich breit auf die Straße. Große, tropfenförmige Rückleuchten sorgen für einen sehr eigenständigen Auftritt. Geplant ist er zunächst nur als Fünftürer. Ob er tatsächlich 149 heißen wird oder die Italiener sich für den emotionaleren Namen "Milano" entscheiden, steht noch nicht fest. Das Motorenspektrum der quer eingebauten Triebwerke reicht von 120 bis später 270 PS. Wichtigstes Technik-Thema auf dem Alfa-Stand sind die Multiair-Motoren. Statt per Nockenwellen werden die Einlassventile elektrohydraulisch gesteuert. Das spart rund 25 Prozent Sprit. Davon wird früher oder später auch der überarbeitete Fiat Grande Punto profitieren, den die Italiener in Frankfurt an den Start bringen. Thema Italiener: Da wäre ja auch noch der Ferrari 458 Italia, den die Scuderia am Main enthüllen wird. 570 PS stark und rassig schön – ein würdiger Nachfolger für den F430.

Audi und BMW wollen mit Elektro-R8 und X1 punkten

Sportlich, sportlich, sportlich – auf dem Audi-Stand dominieren dynamische Autos. Wie zum Beispiel das teures Millionärsspielzeug namens R8 Spyder, bei dem aber leider das geöffnete Stoffverdeck den Blick auf den hübschen Mittelmotor verdeckt. Zukunftsmusik ist eine R8-Studie mit Elektromotor. Ohne Lithium-Ionen-Akkus geht es auch bei Audi nicht mehr – das deutsche Gegenstück zum Tesla Roadster. Der viertürige A5 Sportback kombiniert praktische Avant-Tugenden mit dem Fahrgefühl eines Coupés und ist ähnlich gestrickt wie der 5er GT von BMW. Die Preise starten bei 36.050 Euro (2.0 TDI mit 170 PS). Und wer hat den Kleinsten? Nach X5 und X3 möchte in Frankfurt einmal mehr BMW den Trend setzen und präsentiert den X1 in seiner endgültigen Form. Das Schrumpf-SUV ist schon ab 27.200 Euro zu haben. Dann hat er zwar nur Hinterradstatt Allradantrieb, ist aber trotzdem eine klare Kampfansage an den VW Tiguan. Eine neue Wagengattung will darüber hinaus der 5er GT begründen. Er ist ein Mix aus Stufenhecklimousine, Kombi, SUV und Coupé. Vom Start weg im Herbst gibt es drei Motoren: 530d GT (245 PS, 55.200 Euro), 535i GT (306 PS, 55.700 Euro) und das Topmodell mit V8 (407 PS, 75.300 Euro). Preise, über die man bei Rolls-Royce nur milde lächeln kann. Der Ghost kommt mit Preisschild nach Frankfurt: Rund 230.000 Euro.

T-Modell und Flügeltürer

Bloß keine schlechte Laune aufkommen lassen, so lautet das Motto beim krisengeschüttelten Stern. Daher betont Mercedes bei fast jeder Gelegenheit, wie erfolgreich die neue E-Klasse in den Markt gestartet ist. Auf der IAA soll die Marke mit dem T-Modell weiter nach vorn fahren. Auf 4,89 Meter Länge bietet es einen XL-Kofferraum von 700 bis 2000 Litern. Die Preise beginnen bei rund 43.000 Euro. Den größten IAA-Auflauf wird der SLS AMG erzielen. Die Neuauflage des legendären Flügeltürers von 1954 hat einen 6,3-Liter-Achtzylinder mit 571 PS. Für den Sprint von null auf 100 km/h gibt Mercedes 3,8 Sekunden an. Die Spitze soll bei 315 km/h liegen. Preis: 165.000 Euro. Für die Zukunft gerüstet ist der Blue Zero E-Cell plus: Wenn der Benziner unterwegs die Batterien nachlädt, schafft das Elektromobil bis zu 600 Kilometer Reichweite. Noch streng geheim dagegen ist der S 300 Hybrid Plug in. Die Stuttgarter Luxuslimousine arbeitet wie der bereits erhältliche S 400 Hybrid mit E-Motor-Unterstützung, kann aber zusätzlich über Nacht seine Lithium-Ionen-Akkus an der Steckdose nachladen.

Opel will auf der IAA den Neuanfang schaffen

Für Opel wird die IAA 2009 ein wichtiger Neuanfang. Befreit von der GM-Bürde, wollen die Rüsselsheimer unter neuem Eigner (Magna?) zeigen, was sie draufhaben. Das Angebot zum Heimspiel verspricht viel: Neben dem Elektroauto Ampera gehört der neue Astra zu den wichtigsten Autos der Messe. Der muss die nächsten Jahre das Geld verdienen, damit Opel eine gesicherte Zukunft hat. Optisch, qualitativ und preislich ist der Astra eine klare Kampfansage an den VW Golf. Sein Cockpit orientiert sich stark am Insignia. Neben der modernen Form will der Astra mit neuem Format überzeugen: Mehr Länge (4,42 Meter) und Breite (1,86) sowie ein längerer Radstand (2,69) werden auch das Platzangebot verbessern. Dazu neue Turbobenziner und auf Wunsch das Flexride-Fahrwerk des Insignia. Mit einer kräftigen Prise Insignia-Technik kommt auch Saab nach Frankfurt. Der neue Saab 9-5 nutzt die verlängerte Insignia-Plattform des Buick LaCrosse.

Rollt Volkswagen ein neues Ein-Liter-Auto auf den Messestand?

VW E-Mini
Spekulation bei VW: Kommt neben dem E-Mini auch das Ein-Liter-Auto?
Es gibt noch keine Fotos, dafür viele Spekulationen: VW soll auf der IAA testen, wie ein Ein-Liter-Auto ankommt. Der Ein-Liter-Star sieht allerdings mehr aus wie ein Auto, sondern mehr wie eine Zigarre. Das andere Ende der Spar-Debatte decken die beiden Edel-Ableger von Volkswagen ab. Bentley zeigt den Grand Bentley, Bugatti eine wahrscheinlich viertürige Studie zum 100. Jubliäum. Zukunft braucht Entdeckergeist, nicht nur bei den Herstellern, sondern auch bei den Kunden. Zum Beispiel, indem sie ihr Auto an der Steckdose tanken. Wie das aussehen soll, zeigt ebenfalls eine Studie. Rein elektrisch fährt der E-Mini, seinen Saft bezieht er während der Fahrt aus einer Lithium-Ionen-Batterie. Weniger gewagt, für den VW-Erfolg aber immens wichtig, ist die dreitürige Version des Polo mit Coupé-Heck, außerdem die Dreiliter-Version BlueMotion. Auch der Golf präsentiert sich mit neuem Hintern. Zwei Jahre nach Einführung des Variant kommt bereits die Neuauflage: Golf-VI-Gesicht, leicht veränderte Rückleuchten. Neue Scheinwerfer erhält wohl auch der T5 – und neue Motoren. Die erfüllen nach der IAA EU 5, die Fünfzylinder werden durch Vierzylinder ersetzt. 

911 Turbo: noch schneller, noch stärker

$(LB581181:Porsche 911 Turbo)$ – ein Name, der für feuchte Hände in der Vollgasfraktion sorgt. Auf der IAA 2009 läutet die Zuffenhauser Sportwagenschmiede für ihren bissigen Elfer die nächste Runde im Kampf um die Publikumsgunst ein. Der Turbo bekommt wie seine "zahmeren" Brüder eine Benzindirekteinspritzung, kann jetzt optional mit Doppelkupplungsgetriebe (PDK) geordert werden. Die Leistung des Sechszylinder-Boxers im Heck steigt nach einer vergleichsweise bescheidenen Kraftkur von 480 auf 500 PS. Laut Porsche soll sich der modellgepflegte Top-Elfer je nach Antriebskonfiguration mit 11,4 bis 11,7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern begnügen und damit bis zu 18 Prozent weniger schlucken als sein Vorgänger. Aber auch nur da ist der Neue sparsamer geworden, bei den Fahrleistungen stand Bescheidenheit naturgemäß nicht im Pflichtenheft. Nach 3,4 Sekunden (mit PDK) erreicht der aufgeladene 911er Tempo 100, erst bei 312 km/h ist Schluss. Und der Preis ist auch schon kalkuliert: Ohne Extras kostet das Coupé 145.871, das Cabrio 157.057 Euro – beide sind ab 21. November 2009 zu haben.
Seat? Chevrolet? Mazda? Welche Autos zeigen die Franzosen? Die Antworten gibt es in der Bildergalerie mit den IAA-Highlights 2009 in alphabetischer Reihenfolge.