Ferrari bringt den GTC4 Lusso mit dem Zusatz T – für Turbo. Die Unterschiede zum regulären Lusso sind schnell aufgezählt: Hinterradantrieb statt Allrad, acht Zylinder statt zwölf, kompakter Turbo statt hubraumstarker Sauger. Das neue 3,9-Liter-Modell ist mit knapp 226.000 Euro gute 35.000 Euro günstiger als der große Bruder mit 6,3-Liter-Motor. Ob die Italiener dafür am Fahrspaß sparen, hat AUTO BILD getestet.

Nur mit Automatikgetriebe

Beim Lusso T ist weniger mehr
Das Design hat Ferrari eins zu eins vom regulären GTC4 Lusso übernommen.
Die Ausstattung des Lusso T ist auf Wunsch bis auf die letzte Kontrastnaht genauso opulent wie beim Zwölfzylinder-Lusso. Das Design wurde eins zu eins übernommen, der Motor klingt weniger rauchig, aber nicht minder stimmgewaltig. Eine Entwicklung macht auch vor Ferraris Sportwagen nicht halt: "Handschalter wird es bei Ferrari nicht mehr geben", verrät Technikvorstand Michael Leiters. "Wer selbst den Gang wechselt, verliert beim Beschleunigen einfach zu viel Zeit." Kein Problem – schließlich kann man mit dem Siebengang-DKG sogar im lernfähigen Automatikprogramm gut leben. Mehr Spaß machen die flinken Schaltpaddel, vor allem in Kombination mit der sportlichsten Chip-Programmierung. Dennoch fehlen diesem Ferrari ein paar Eigenschaften: Der umtriebige Racemodus des F12, die gestaffelte Abschaltmöglichkeit für ESC und ASR, die engere Wendekreise ziehende Gegenlenkmimik der serienmäßigen Hinterradlenkung. Wie immer top: der am Lenkrad platzierte Knopf für die Instant-Dämpferverstellung von kernig auf geschmeidig, der bunte LED-Drehzahlmesser im oberen Lenkradkranz, das aufgeräumte Multifunktionslenkrad mit dem DNA-Wählknubbel (Manettino) und den endlich sauber einrastenden Blinkertasten.

Bildergalerie

Neue Sportwagen (2019, 2020, 2021, 2022 und 2023)
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Kamera
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Unruhiges Heck trotz ESC

Und was macht der Lusso T, wenn das volle Drehmoment die Hinterachse erreicht? Spaß. Sehr viel Spaß sogar! Aber genauso wie der V8-Motor mit 610 PS verändert auch der Heckantrieb den Charakter des GTC4 Lusso. Trotz ESC ist das Heck unruhig. Sobald man den Assistenten ausschaltet, übersteuert der Ferrari unter Last im kleinen Gang und verliert so durch die vielen Gegenlenkmanöver Zeit im Vergleich zum Allrad-Lusso. Obwohl der V8 seine volle Muskelkraft schon bei 3000 Touren entwickelt, wird die Drehmomentzufuhr nur in Stufen, Gang für Gang, auf das Maximum erhöht – der Fahrbarkeit wegen und als Schutz für das Getriebe.

Fahrwerk und Assistenten sind puristisch abgestimmt

Beim Lusso T ist weniger mehr
Den Sprint von 0 auf 100 km/h soll der Lusso T in weniger als 3,5 Sekunden schaffen.
Dass es sich nicht um ein komplett neues Auto handelt, merkt man schon beim Studieren des Datenblatts. Da wird die Antriebstechnik des Lusso T detailliert beschrieben und von beeindruckenden Fahrleistungen geschwärmt (Sprint von 0 auf 100 km/h in weniger als 3,5 Sekunden, Spitze über 320 km/h). Kein Wort verlieren die Texter dagegen über Assistenzsysteme, Teilelektrifizierung oder schaltbare Stabilisatoren. Entsprechend puristisch gibt sich die Abstimmung von Radaufhängung, Lenkung und elektronischen Aufpassern.

Alles spricht für den Turbo

Der Wegfall von vier Zylindern und Allradantrieb reduziert die Vorderachslast um zwei Punkte auf 46 zu 54 Prozent. Dadurch wirkt der heckbetonte Lusso T agiler und kurvengieriger – aber eben auch ungeduldiger und nervöser. Erstaunlicherweise schiebt der aufgeladene V8 mit seinen 760 Nm Drehmoment noch brutaler an als der V12-Sauger, der 697 Nm aus der Kurbelwelle schüttelt. Auch der um fast vier Liter geringere Verbrauch spricht für den 3,9 Liter-Motor.

Fazit

von

Georg Kacher
Dem Trend zum effizienten Downsizing kann sich nicht mal Ferrari verschließen. Doch der 226.246 Euro teure Lusso T ist kein abgespecktes Modell, sondern die noch dynamischere und fahraktivere Variante eines viersitzigen GT, den es in dieser Form nicht noch einmal geben dürfte!

Von

Georg Kacher