Über den Erfolg kleiner SUVs gibt es nichts mehr zu sagen. Seit seinem Debüt 2017 ist der VW T-Roc aus den Top Ten der meistverkauften Autos in Deutschland nicht mehr wegzudenken, kommt sogar dem Golf gefährlich nah. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Renault Captur und Ford Puma folgten 2019. Höchste Zeit für den Platzhirsch, sich frisch zu machen, um sein Revier zu verteidigen.

Vergleich Ford Puma, Renault Captur, VW T-Roc

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
VW T-Roc 1.5 TSI Style
2.
Ford Puma 1.0 EcoBoost ST Line
3.
Renault Captur TCe 140

Das neue Modelljahr ist äußerlich gut erkennbar an der geglätteten Front, die jetzt mit weniger waagerechten Streben, dafür auf Wunsch mit einem durchgehenden LED-Band zum Kunden rollt. Auf LED-Technik setzt man nun grundsätzlich auch bei Scheinwerfern und Rückleuchten. Letztere sind zudem dunkler getönt und neu gezeichnet. Cleaner, glatter und weniger verschachtelt kommt der T-Roc daher. Einigen vielleicht aber auch weniger kernig – Geschmackssache.

Der Markt der kleinen SUV ist groß

Doch die Auswahl ist bekanntermaßen groß. Der Ford Puma setzt mit großem Kühlergrill und Porsche-Macan-Gedächtnis-Scheinwerfern klar auf Sport. Wirkt sehniger und knackiger als seine Kontrahenten. Der Renault Captur hat sich weitgehend den Charakter des Vorgängers bewahrt. Tritt wie ein Clio aus der Muckibude mit breitem Kreuz auf. Das kann er sich auch leisten. Wenn auch nicht in Deutschland, so zählt er doch in ganz Europa zu den Meistverkauften seiner Art.
 
Ford Puma 1.0 EcoBoost      VW T-Roc 1.5 TSI      Renault Captur TCe 140
Starkes Teilnehmerfeld: Ford Puma, VW T-Roc und Renault Captur treten mit ganz unterschiedlichen Qualiäten zum Test an.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Wir vergleichen die drei Hochstapler so, wie sie auch gekauft werden. Nämlich mit Frontantrieb und 140 (Captur) bis 155 PS (Puma). Kleine Benziner mit ausreichend Reserven. Der T-Roc bietet am meisten Platz und vor allem den besten Einstieg. Da zwickt es bei Captur und vor allem Puma deutlich früher. Gerade der Kölner verlangt beim Ein-und Aussteigen nach einem deutlichen Diener, um Kopfnüsse zu vermeiden. Doch auch der Renault ist nichts für lange Kerle. Immerhin tendiert bei ihm als Einzigem die Beinfreiheit nicht gegen null. Oder anders: Die Beine drücken sich hinter etwas größeren Fahrern nicht sofort in deren Rücken.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor Bauart/Zylinder
Dreizylinder, Turbo
Vierzylinder, Turbo
Vierzylinder, Turbo
Einbaulage
vorn quer
vorn quer
vorn quer
Ventile/Nockenwellen
4 pro Zylinder/2
4 pro Zylinder/2
4 pro Zylinder/2
Nockenwellenantrieb
Zahnriemen
Kette
Zahnriemen
Hubraum
999 cm³
1333 cm³
1498 cm³
kW (PS) bei 1/min
114 (155)/6000
103 (140)/6000
110 (150)/5000
Nm bei 1/min
190/1900
260/1750
250/1500
Vmax
205 km/h
196 km/h
205 km/h
Getriebe
Sechsgang manuell
Sechsgang manuell
Sechsgang manuell
Antrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Trommeln
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
215/50 R 18 V
215/60 R 17 H
225/40 R 19 W
Reifentyp
Continental EcoContact 6
Michelin Primacy 4
Bridgestone Potenza S001
Radgröße
7 x 18"
7 x 17"
8 x 19"
Abgas CO2
136 g/km
138 g/km
141 g/km
Verbrauch*
5,9 l
5,8 l
6,2 l
Tankinhalt
42 l
48 l
50 l
Kraftstoffsorte
Super
Super
Super
Ottopartikelfilter
S
S
S
Vorbeifahrgeräusch
65 dB(A)
68 dB(A)
69 dB(A)
Anhängelast gebr./ungebr.
1100/640 kg
1200/660 kg
1500/660 kg
Stützlast
75 kg
75 kg
80 kg
Kofferraumvolumen
456–1216 l
422–1275 l
445–1290 l
Länge/Breite/Höhe
4207/1805–1930**/1534 mm
4227/1797–2003**/1576 mm
4236/1819–2012**/1584 mm
Radstand
2588 mm
2639 mm
2590 mm
Grundpreis ***
26.800 Euro
24.450 Euro
28.310 Euro
Testwagenpreis *** (wird gewertet)
30.000 Euro
27.700 Euro
36.005 Euro

Beim Kofferraumvolumen muss er sich dann aber doch den Deutschen geschlagen geben. Auch wenn allein sein Fach unterm Ladeboden so manchen Spider-Fahrer glücklich machen würde. Hier wie dort aber gibt es ausreichend Stauraum, der bauartbedingt über hohe Ladekanten gefüllt werden muss. Wer plant, etwas zu ziehen, sollte sich näher mit dem VW beschäftigen, der mit einer Anhängelast von 1,5 Tonnen Ford und Renault mit maximal 1,2 Tonnen locker abhängt.
VW T-Roc 1.5 TSI
Vorteil VW: Auch wenn das Navi "Discover Pro" deftige 1765 Euro kostet, liegt der T-Roc in Sachen Connectivity vorn.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Auch im Kapitel Connectivity liegt VW vorn, hier hat das Facelift gutgetan. Das Navi "Discover Pro" kostet zwar deftige 1765 Euro, wirkt aber flüssig und lässt sich gegenüber den anderen beiden mit "Hallo Volkswagen" aktivieren. Er hat auch als Einziger CarPlay ohne Kabel. Apps gibt es zumindest im Shop, eine Google-Ansicht fehlt aber ebenso wie ein Drehregler für laut/leise. Das System des Renault reagiert leicht verzögert, die Zieleingabe könnte während der Fahrt einfacher sein, dafür passt die Sprachbedienung.
Ford Puma 1.0 EcoBoost
Hübsche, aber unpraktische Linie: Das abfallende Dach des Puma sieht zwar sportlich aus, macht das Einsteigen hinten aber etwas schwierig.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Das Sync-3-System von Ford wirkt simpler. Die Platzierung des Displays sollte mehr dem Fahrer zugeneigt sein. Die kleinen Buchstaben des Navis lassen sich kaum während der Fahrt treffen, Sprachbefehle akzeptiert es nur sehr starr.

Der Captur setzt auf Komfort und Sicherheit

Kuschelig weich ist dagegen das aufpreispflichtige DCC-Fahrwerk des T-Roc. Zumindest im Komfortmodus. Im Sportmodus lässt es dagegen keine Unklarheiten über den Fahrbahnbelag mehr aufkommen. Das Gleiche gilt für die Lenkung, die für jeden Geschmack die notwendige Härte bereithält. Ebenfalls adaptiv, wenn auch grundsätzlich deutlich strammer, ist der Puma ausgelegt. 
Renault Captur TCe 140
Französisch flauschig: Der Renault Captur federt kommod, die Lenkung könnte mehr Rückmeldung vertragen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Der Captur federt französisch kommod. Nur die Lenkung wünschen wir uns etwas entschlossener und rückmeldungsintensiver. Sein eher gemütliches Naturell wird auch auf der Teststrecke deutlich, wo sein ESP – übrigens bei keinem der drei abschaltbar – am rigidesten eingreift und die Fuhre am besten verzögert.
 

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
3,1 s
3,8 s
3,4 s
0–100 km/h
8,6 s
9,8 s
9,0 s
0–130 km/h
13,2 s
16,0 s
14,1 s
0–160 km/h
21,2 s
25,6 s
23,3 s
Zwischenspurt
60–100 km/h
6,6/9,9 s (4./5. Gang)
6,1/8,9 s (4./5. Gang)
7,4/9,4 s (4./5. Gang)
80–120 km/h
9,5/12,9 s (5./6. Gang)
9,3/13,5 s (5./6. Gang)
10,3/13,1 s (5./6. Gang)
Leergewicht/Zuladung
1300/465 kg
1304/495 kg
1350/500 kg
Gewichtsverteilung v./h.
59/41 %
60/40 %
60/40 %
Wendekreis links/rechts
11,0/10,9 m
11,0/11,2 m
10,7/10,8 m
Sitzhöhe
620 mm
680 mm
615 mm
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
37,6 m
35,4 m
38,2 m
aus 100 km/h warm
34,9 m
34,7 m
34,9 m
Innengeräusch
bei 50 km/h
60 dB(A)
59 dB(A)
57 dB(A)
bei 100 km/h
65 dB(A)
65 dB(A)
65 dB(A)
bei 130 km/h
71 dB(A)
70 dB(A)
69 dB(A)
Verbrauch
Sparverbrauch
5,3 l S/100 km
5,4 l S/100 km
5,9 l S/100 km
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
7,0 l S/100 km
(+19 %)
7,0 l S/100 km
(+21 %)
7,7 l S/100 km
(+24 %)
Sportverbrauch
10,2 l S/100 km
9,9 l S/100 km
11,1 l S/100 km
CO2 (Testverbrauch)
167 g/km
165 g/km
182 g/km
Reichweite (Testverbrauch)
590 km
680 km
650 km
Der VW bleibt neutral, setzt ebenfalls voll auf Sicherheit. Eher durchschnittlich ist sein Bremsweg von 38,2 Metern. Kaum besser sind die 37,6 Meter, die sich der Puma gönnt. Zumal bei Ford die Fahrdynamik mittlerweile Tradition hat. So lässt der Puma im Grenzbereich deutlich mehr zu und zuckt ab und an sogar leicht mit dem Heck. Das macht Laune, auch wenn die Käufer es im Alltag in der Regel entspannter angehen lassen dürften. Weitere Details zum Test finden Sie in der Bildergalerie.

Bildergalerie

Renault Captur TCe 140           Ford Puma 1.0 EcoBoost      VW T-Roc 1.5 TSI
VW T-Roc 1.5 TSI
Ford Puma 1.0 EcoBoost
Kamera
Drei kleine SUV im Vergleichstest

Malte Büttner
Der VW T-Roc ist ein perfekter Allrounder mit gutem Platzangebot, kultiviertem Motor und gutem Komfort. Nur die Bremswerte und der hohe Preis enttäuschen. Der fahraktive Puma ist die sportliche Alternative. Er bringt Laune in den Alltag, dürfte aber mehr Platz bieten. Dem ausgewogenen Renault bleibt nur ein sehr guter dritter Platz.