Wenn am 14. April der Große Preis von China und damit das 1000. WM-Rennen über die Bühne geht, dann kratzen Ferrari und Mercedes wieder an der 1000-PS-Marke. Doch die aktuellen Formel-1-Motoren, die über sechs Zylinder, 1,6 Liter Hubraum, Turboaufladung und ein Hybridsystem verfügen, sind noch längst nicht die stärksten Triebwerke der F1-Geschichte.
Diesen Rekord hält BMW mit dem M12/13. Der hatte zwar nur 1,5 Liter Hubraum und vier Zylinder, soll aber 1430 PS abgegeben haben. Genau messen konnte das keiner, nur berechnen. Der Motorprüfstand von BMW konnte den Turbomotor nämlich nur bis 5,1 bar Ladedruck messen. Die Cockpitanzeige endete bei 5,5 bar. Doch das Dampfrad wurde 1986 im Qualifying noch höher gedreht.
Innerhalb von nur drei Jahren hat sich damit die Leistung der Formel-1-Turbomotoren verdoppelt. Gerhard Berger, der für Benetton den BMW-Motor gefahren ist: „Das waren die besten Autos aller Zeiten. Das waren richtige Biester, die Rennen ein Ritt auf der Kanonenkugel. Ginge es nach mir, müsste die Formel 1 wieder viel mehr Leistung haben. Wir sind damals mit unseren mickrigen Sicherheitsvorkehrungen fast 1500 PS gefahren – warum also nicht 2000 PS?“
Berger
Gerhard Berger fuhr den 1430-PS-BMW für Benetton
Mit Ladedruckbegrenzungen und einer Begrenzung des Tankinhalts wurden die Turbomotoren gezähmt. Bis heute erreichte die Formel 1 keine solche Leistungswerte mehr.
Der größte Motor in der Formel 1 war dagegen der H16-Motor von BRM, eingesetzt 1966 und 1967. Auto Union hatte schon in den 30er Jahren erfolgreich einen 16-Zylinder gebaut und BRM war ein Fan großer Motoren. Als 1966 per Reglement der Hubraum auf drei Liter verdoppelt werden durfte, entwickelte BRM wieder einen 16-Zylinder. Die 4x4-Zylindereinheiten wurden nicht zweimal hintereinander, sondern 2x2 übereinander angeordnet, um Baulänge zu sparen. Mit über 400 PS war das Triebwerk durchaus leistungsstark, aber auch 232 Kilogramm schwer. Der BRM-Renner lag daher stets 100 Kilo über dem Gewichtslimit. Nur Jim Clark gewann 1967 im Lotus-BRM einen Grand Prix mit diesem wuchtigen Motor. Der Motor war nicht nur zu schwer, sondern auch anfällig für Defekte.

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Den kleinsten Motor baute übrigens Cooper-JAP. Harry Schell setzt diesen 1,1-Liter-Zweizylinder beim Monaco-GP 1950 ein, schied aber schon am Start beim Massencrash aus.
Lotus-Teamchef Colin Chapman experimentierte 1971 sogar mit einer Gasturbine. Der Gedanke war nicht abwegig: 1963 fuhren Graham Hill und Richie Ginther mit einem BRM-Rover mit Gasturbine starke Rundenzeiten bei den 24 Stunden von Le Mans, Parnelli Jones führte 1967 das Indy 500 mit der SRP-Paxton-Gasturbine bis zum Ausfall vier Runden vor Schluss überlegen an.
Also ließ sich Lotus eine Zweiwellen-Gasturbine von Pratt & Whitney bauen, die ursprünglich als Hubschraubertriebwerk fungierte. Der Motor war mit 475 PS durchaus leistungsstark, aber erstens auch sehr durstig und zweitens sprach er erst mit Verzögerung und sehr ruckartig an. Emerson Fittipaldi erreichte damit beim Italien-GP 1971 immerhin Rang acht. Nach drei Rennen war das Projekt aber schon wieder beendet.
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Von

Michael Zeitler