Große Bildschirme, intuitive Sprachsteuerung und immer online dank Mobilfunkanbindung – moderne Autos können bereits jetzt mehr als nur von A nach B zu kommen. Was sich im Bereich der Connectivity aber für die Zukunft tut, wird traditionell auf der CES in Las Vegas Jahr für Jahr präsentiert. Im Zuge der diesmal digitalen Messe hat sich AUTO BILD mit Harman unterhalten, einem der weltweit führenden Zulieferer in Sachen Car-Entertainment. Diese fünf Trends werden die Cockpits der Zukunft prägen:

1. Einheitlichkeit

Beinahe jedes neue Auto kommt mittlerweile mit einem mehr oder minder intelligenten Infotainmentsystem zum Kunden. Allerdings sind die Systeme nicht einheitlich aufgebaut und fordern jedes Mal aufs Neue ein Einarbeiten. Klar, wer sein Fahrzeug lange behält, wird diesen Umstand weniger stark bemerken, wer aber öfter Carsharing betreibt, oder oft im Mietwagen unterwegs ist, kennt dieses Problem. Hier unterscheidet sich das Auto bislang deutlich vom Smartphone. Beim Telefon spielt es fast keine Rolle, welches Betriebssystem einem geläufig ist, die Menülogik ist bei Apple oder Android beinahe gleich. Diese logischen Gemeinsamkeiten werden auch im Automobilbereich zwingend erforderlich sein, um Kunden ein Gefühl der Verbundenheit mit dem Fahrzeug zu vermitteln.

2. Künstliche Intelligenz (KI) und Artificial Intelligence (AI)

Mercedes MBUX Hyperscreen
Der Hyperscreen des Mercedes EQS nutzt bereits KI zum Bereitstellen wichtiger Infos auf dem Bildschirm.
Bild: Daimler AG
Künstliche Intelligenz ist der Megatrend
in der Tech-Branche. Auch im Auto spielt er immer mehr eine Rolle und wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil von Infotainmentsystemen sein. Erklärtes Ziel soll dabei die Vereinfachung der Bedienung sein. Mithilfe künstlicher Intelligenz und unterschiedlichen Sensoren im Auto soll es möglich werden, Aktionen der Insassen vorherzusehen und so die Benutzeroberfläche individuell und vereinfacht anzupassen. Funktionen wie Eyetracking könnten dabei sogar erlauben, Inhalte mit einem kurzen Blick drauf anzuwählen. Dabei lernt das System seine Nutzer Stück für Stück besser kennen (AI) und liest somit förmlich ihre Gedanken. Der Hyperscreen von Mercedes soll sich einen Teil dieser Technik schon heute zunutze machen. In Zukunft soll KI und AI aber ein essentieller Bestandteil von Autos werden.

3. Skalierbarkeit

Fast alle Autohersteller werben mit ihren besonders intelligenten Infotainmentsystemen. Viele der gezeigten Funktionen sind aber oft nur in den Premiummodellen verfügbar. Die benötigte Rechenleistung und die Displays kosten Geld, das sich die Hersteller gerne bei der zahlungswilligen Kundschaft teurer Autos holt. Künftig wird aber eine Skalierbarkeit auf günstigere Produktgruppen unabdingbar sein. Der Zugang zu hochwertigem Entertainment in günstigeren Volumenmodellen steigert zum einen die Kundenzufriedenheit und bringt zum anderen eine riesige Menge an Nutzungsdaten. Diese Daten füttern die Clouddienste der Hersteller und verbessern damit die Intelligenz der Dienste für alle Kunden einer Automarke. Mercedes und BMW haben beispielsweise ihre Systeme auf alle Produktlinien übertragen und auch Volkswagen hat mit dem Golf 8 ein Kompaktmodell mit seinem besten System ausgestattet. Viele A-Klassen füttern so das System, was auch S-Klasse-Fahrer freuen dürfte. Wichtigster Aspekt für die Zukunft ist aber, klar zu definieren, welche Fahrzeugklasse welche Funktionen bekommt und welche Rechenschritte dafür bereits im Auto nötig sind.

4. Der neue Mobilfunkstandard 5G

Continental und Inmarsat kooperieren für ganzheitliche Fahrzeugvernetzung
Fahrzeugvernetzung wird immer wichtiger. 5G wird hier seinen Anteil leisten.

Bild: Continental AG
Autos können nur intelligent sein, wenn sie mit dem Internet verbunden sind. Die Cloud spielt beim smarten Auto eine entscheidende Rolle und damit auch der neue Mobilfunkstandard 5G. Hier wird vor allem in Deutschland in den kommenden Jahren spannend, wie sich das Verhältnis von 5G fähigen Autos zum voranschreitenden Netzausbau verhalten wird. Unter Idealbedingungen unterstütz die Cloud das Auto aber bei den Rechenaufgaben des Infotainments und macht das Erlebnis im Auto damit flüssiger und schneller. Allerdings spielt die Rechenleistung des Autos selbst weiterhin eine wichtige Rolle. Verzögerungen bei der Übertragung und die immer wechselnde Netzverfügbarkeit während der Fahrt werden auch mit 5G weiterhin bestehen. Datenpakete die verschickt werden müssen daher so klein wie möglich gehalten werden, ansonsten droht eine Enttäuschung der Nutzer. Das geht nur mit der erforderlichen Rechenleistung im Fahrzeug selbst.

5. Augmented Reality

Virtual Reality ist für die meisten seit der Verfügbarkeit von VR-Brillen im Elektrohandel ein Begriff. Augmented Reality (AR) folgt einem anderen Einsatz und blendet virtuelle Elemente in die Wirklichkeit ein. Wer ein iPhone besitzt, kann schon seit längerem Gegenstände mit seinem Telefon ausmessen, im Auto wird diese Technik bald viel präsenter sein. Bereits jetzt experimentieren Hersteller mit dem Thema, so blendet die A-Klasse unter anderem dynamische Abbiegehinweise in ein echtes Kamerabild im Zentraldisplay ein. In großen Head-up-Displays wird die Technik noch nützlicher sein. Dabei ist die Zeit für Spielereien nun endgültig vorbei. Nachdem Zulieferer und Autobauer in den letzten Jahren mit ihren Studien zum Teil viel zu viel Informationen auf die Insassen einwirken ließen, soll AR in Zukunft nur wichtige Aspekte hervorheben und so den Blick auf das Wesentliche schärfen.