Vorstellung: Bullig und viel Chrom

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Video: Infiniti QX80 (2018)

Dicker Sound im QX80

Neben ihm sieht selbst der Bentley Bentayga wie ein Spielzeugauto aus – und auch die deutsche SUV-Elite macht keinen Stich: Mit dem QX80 ist Infiniti in Amerika buchstäblich dick im Geschäft und stiehlt Konkurrenten wie Audi Q7, BMW X5 und Mercedes GLS ganz locker und lässig die Schau. 5,34 Meter misst das Flaggschiff der noblen Nissan-Tochter. Sobald es um die Ecke kommt, setzt man besser die Sonnenbrille auf, so schillert und funkelt es mit seinem Chromornat in der Sonne. Die Japaner haben das Super-SUV im Herbst 2017 gründlich aufpoliert, und AUTO BILD ist bereits über 1500 Kilometer mit dem Tross durch die USA getourt.

Innenraum: Wie im Wohnzimmer

Luxuriöses Sumo-SUV
Bei mehr als drei Metern Radstand bietet die Kabine des QX80 enorm viel Platz.
Auch im Innenraum zeigt der QX80 mächtig Muskeln: Wer erst mal in die Kabine geklettert ist (wofür kleine Menschen eine Trittleiter benötigen), kann sich der Faszination für das feudale SUV nicht mehr entziehen. Bei mehr als drei Metern Radstand bietet die Kabine enorm viel Platz, der QX80 hat satte 4318 Liter Innenraumvolumen. Alle Materialen wirken sehr luxuriös. Vorn wähnt man sich deshalb wie auf einem Thronsessel, die zweite Reihe erinnert mit den großen Fauteuils, den riesigen Bildschirmen in den Lehnen davor und dem Beistelltisch dazwischen ans heimische Wohnzimmer. Und selbst auf der dritten Bank geht es geräumiger zu als bei Mercedes & Co in der zweiten Reihe. Viel bequemer können sieben Personen keinen motorisierten Stadtbummel machen. Die Ausstattung ist auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz.
Zugegeben, der Audi Q7 hat das modernere Cockpit und der Mercedes GLS mehr Assistenzsysteme. Doch was die Finesse angeht, mit der die Japaner den Großraum-Geländewagen ausgeschlagen haben, muss sich Infiniti nicht verstecken. Samtweiches Leder, vornehme Holzkonsolen und unzählige Elektromotoren für die niedrigen Hilfstätigkeiten lassen kaum Wünsche übrig. Der Fahrersitz lässt sich zehnfach verstellen, die Plätze sechs und sieben falten sich auf Knopfdruck in den Wagenboden, auch das Lenkrad verstellt man mit einem leisen Surren. In den Kofferraum passen bei komplett umgeklappten Rückbänken enorme 2693 Liter – werden Reihe zwei und drei für die Personenbeförderung gebraucht, stehen immer noch 470 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung.

Bildergalerie

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Fahren und Motor: Ein Orchester mit allen Tonlagen

Luxuriöses Sumo-SUV
Bei gemächlicher Gangart gibt der QX80 den völlig unauffälligen, stets kultivierten Powercruiser.
Big is beautiful – diesem Motto folgen die Japaner auch unter der Haube. Nicht umsonst säuselt im Maschinenraum ein sündig schöner V8 mit imposanten 5,6 Litern Hubraum. Dank 406 PS und 560 Newtonmetern Drehmoment springt das 2,5 Tonnen schwere Sumo-SUV beim Kavalierstart ordentlich nach vorn. Im Zusammenspiel mit der prima abgestimmten Siebengang-Automatik ist der Motor jedoch ein Orchester mit allen Tonlagen: Bei gemächlicher Gangart gibt der QX80 den völlig unauffälligen, stets kultivierten Powercruiser, der sich auf dem Highway von nichts und niemand aus der Ruhe bringen lässt. Als wäre er komplett in Watte gepackt, muss man deshalb schon sehr genau in den Wagen hineinhören, um überhaupt einen Motor wahrzunehmen. Aber wehe, man tritt zu fest aufs Gaspedal, dann hört man den Sprit laut durch die Zylinder rauschen. 15,6 Liter pro 100 Kilometer gönnt sich der große Infiniti im Schnitt laut Datenblatt. Und siehe da: Unser Bordcomputer wirft am Ende der Testfahrt 16 Liter aus, die Abweichungen unter Realbedingungen sind sehr dezent. Und wir haben den QX80 nicht geschont.
Natürlich macht es einen Heidenspaß, mit diesem SUV durch die USA zu cruisen. Bei einer Sitzhöhe wie in einem Lkw fühlt man sich von ganz alleine wie abgehoben. Und von der Welt da draußen bekommt man bei dem butterweichen Fahrwerk auch nicht viel mit. Auf unbefestigtem Terrain fühlt sich der QX80 genauso wohl wie auf dem Highway. Einzig bei Querrillen wankt er zuweilen zickig in der Seitenbewegung. Ob es der V8 tatsächlich auf 210 km/h schafft, konnten wir wegen des US-Tempolimits nicht feststellen. Es gibt schließlich schönere Fahr-Fotos als die aus der Radarpistole.

Ausstattung: Bluetooth ist obligatorisch

Luxuriöses Sumo-SUV
Über je zwei USB-Buchsen hinten und vorn können Smartphones und Tablets angeschlossen werden.
Für musikalische Freuden oder DVD-Erlebnisse der Hinterbänkler sorgt ein Bose-Soundsystem mit 13 Lautsprechern – Satelliten-Radio "SiriusXM" inklusive. Während vorn die Eltern Nachrichten hören, können die Kinder hinten Sesamstraße gucken. Über je zwei USB-Buchsen hinten und vorn können Smartphones und Tablets angeschlossen werden. Bluetooth-Anbindung ist obligatorisch, die Befehle ans Infotainment werden über einen Achtzoll-Touchscreen eingegeben. Eine Sprachsteuerung für Navigationssystem und SMS-Eingaben ist ebenfalls an Bord. Eine präzise und schnell arbeitende Dreizonen-Klimaautomatik sorgt für angenehme Temperaturen im Innenraum. Und bei Einpark- und Rangier-Manövern verschafft eine 360-Grad-Rundumsichkamera dem Fahrer optimalen Durchblick. Dann sieht er auch den "kleinen" Bentayga rechts hinten im toten Winkel.

Technische Daten

Infiniti QX80 • Motor: 5,6-Liter-V8 • Leistung: 406 PS • maximales Drehmoment: 560 Nm • Antrieb: Allrad • L/B/H: 5,34m/1,93m/2,03m • Verbrauch: 15,6 l/100km • Anhängelst 3865 kg • 4318 Liter •  Kofferaum: 470 Liter minimal, 2693 Liter maximal • Gesamtgewicht 2,57 t, • Tankvolumen 98 Liter.

Fazit

von

Boris Pieritz
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob ein solcher SUV-Riese noch zeitgemäß ist. Das deutsche Straßenbild würde der Infinti QX80 komplett beherrschen. Doch in den USA ist er nicht allein, die großen Pick-ups wie Ford F-150 oder Chevrolet Silverado (nach wie vor Bestseller in den Staaten) sind noch eine Nummer größer. Und seien wir ehrlich: Jeder Autofan bekommt, wenn er von einem V8 befeuert wird und sich aufgrund dieser riesigen Dimensionen wie der "King of the Road" fühlt, einen schnelleren Puls. Doch so rosig die Prognosen für die ganz dicken Dinger in den USA auch sind – bei uns wird man den QX80 so schnell nicht zu Gesicht bekommen.

Von

Timo Gohler
Boris Pieritz