Es sind die Rennen, vor denen sich die Großen fürchten. Wenn Regen fällt, dann sind die sündhaft teuren Simulations- und Strategieprogramme am Ende. Dann spielt der Faktor Zufall eine große Rolle. Zur richtigen Zeit auf den richtigen Reifen zu sein, ist gerade bei Mischverhältnissen ein Pokerspiel. Dazu kommt die erhöhte Rutschgefahr und die dadurch erhöhte Fehlerquote der Fahrer.
Wenn es regnet, dann schlägt daher oft die Stunde der Hinterbänkler. Olivier Panis gewann 1996 den Monaco-GP im Ligier-Mugen-Honda von Startplatz 14 aus. Das ganze Jahr über sammelte das Ligier-Team gerade mal 15 Punkte – davon gab es in Monaco zehn auf einen Streich. Panis profitierte davon, dass überhaupt nur drei Fahrer das Ziel erreichten. Er behielt die Übersicht, machte keine Fehler und war da, als ihm die Chance in den Schoß fiel. Nie wieder gewann Panis ein weiteres Rennen.
Vettel
Sebastian Vettel gewann 2008 im Regen sein erstes Rennen
Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf. Beim Belgien-GP 1998 setzte sich Damon Hill im Jordan-Mugen-Honda durch. In einem Rennen, das durch die schlechte Sicht im Regen den bisher größten Massencrash der Geschichte produzierte (dem Thema Unfälle haben wir uns bereits eine Folge unserer Serie zum 1000. Grand Prix gewidmet, siehe Liste unten). Johnny Herbert siegte ein Jahr später völlig überraschend beim Chaosrennen am Nürburgring. 2003 setzte sich Giancarlo Fisichella im Jordan-Ford beim Brasilien-GP 2003 durch. Im Senna-S fiel ein Fahrer nach dem anderen durch Aquaplaning aus. Weil das Rennen vorzeitig abgebrochen wurde, war lange Zeit nicht klar, dass Fisichella das Rennen gewonnen hatte.
Sebastian Vettels Sieg in Monza 2008 kam auch im Regen zustande – und war, weil er damals noch für Toro Rosso fuhr, eine Sensation. Aber kein Zufall. Denn nicht nur für die Überraschungssieger schlägt bei Regen die große Stunde, sondern auch für die Ausnahmekönner. Neben Vettel feierten auch Niki Lauda (Spanien 1974), Alain Prost (Frankreich 1981), Ayrton Senna (Portugal 1995) oder Michael Schumacher (Belgien 1992) ihren allerersten Formel-1-Sieg im Regen.
Schumi erklärte die Faszination Regenrennen einmal so: „Die ganzen Millionen, die in die ausgefeilte Aerodynamik fließen, spielen in solchen Rennen keine Rolle mehr. Das Auto rutscht herum wie auf Seife. Du brauchst den berühmten Popometer, musst die Bedingungen auf der Strecke genau lesen, jede Pfütze studieren. Aber es macht auch am meisten Spaß.“
155 der bisher 998 WM-Rennen waren zumindest zum Teil verregnet. Schumacher gewann allein 21 davon, gefolgt von Hamilton (15) und Senna (13). Seit 2014 hieß der Sieger aller Regenrennen immer Hamilton. Sebastian Vettel hätte ihn in Hockenheim 2018 schlagen können, dann versenkte er seinen Ferrari im Kies. Eines von vielen Dramen, wie sie sich nur in Regenrennen abspielen.
In Belgien (17 Mal), Deutschland (14), Großbritannien (13), Monaco und Brasilien (je 11) gab es bisher die meisten Regenrennen. In sieben Formel-1-Saisons gab es nicht ein Regenrennen. 1981 dafür gleich sieben, 2000 und 2008 sechs. Beim Australien-GP 1991 wurde das Rennen schon nach 24 Minuten abgebrochen. Sieben Fahrer flogen bis dahin von der Strecke. Es war der kürzeste Grand Prix der Geschichte.

Alle bisherigen Teile der Serie zum 1000. WM-Rennen:

1) Der erste GP: So fing alles an: Hier klicken
2) Die Weltmeister – Wer war der Beste? Hier klicken
3) Die schlechtesten Formel-1-Fahrer aller Zeiten: Hier klicken
4) Diese Hersteller waren schon in der Formel 1: Hier klicken
5) Die ältesten Formel-1-Fahrer aller Zeiten: Hier klicken
6) Todesfälle und Sicherheitsentwicklung in der Formel 1: Hier klicken
7) Als ein Dieselmotor auf Pole fuhr: Hier klicken
8) Die 47 deutschen Formel-1-Fahrer: Hier klicken
9) Die 14 deutschen Formel-1-Teams: Hier klicken
10) Warum Großbritannien die Nummer eins ist: Hier klicken
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Von

Michael Zeitler