Koenigsegg TGF Dreizylinder (2020): Technik
600 PS aus gerade mal drei Zylindern

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Der Gemera wird neben seinen E-Motoren vom leistungsstärksten Dreizylinder der Welt befeuert. AUTO BILD erklärt das Aggregat.
Mit dem Gemera hat die schwedische Sportwagenschmiede Koenigsegg sein neuestes Hypercar vorgestellt. Der Gran Turismo ist nicht nur optisch brutal, auch die Leistungsdaten können sich mehr als sehen lassen. 1700 PS und 3500 Nm Drehmoment befördern den Viersitzer in 1,9 Sekunden auf Landstraßentempo. Erzeugt wird diese Leistung aus drei Elektromotoren und einem Dreizylinder-Benzinmotor. Der kleine Benziner allein erzeugt bereits 600 PS und 600 Nm Drehmoment. AUTO BILD erklärt den sogenannten "Tiny Friendly Giant".

Der Zylinderkopf ist durch den Wegfall der Nockenwellen niedriger als bei anderen Motoren.
Bild: Koenigsegg Automotive
Statt auf klassische Nockenwellen setzt der schwedische Hersteller auf unabhängige Ventile. Möglich macht es die "Freevalve"-Technik. Herkömmliche Ventile werden über die Nocken auf der Nockenwelle betätigt. Beim TFG ersetzen Aktuatoren diese Nocken. Damit können die Ingenieure alle Ventile unabhängig voneinander steuern. Bisherige Systeme zur Nockenwellenverstellung waren immer an einen gewissen Kurbelwellenwinkel gekoppelt. Das "Freevalve"-System kann die Leistung steigern und den Verbrauch senken. Ein weiterer Vorteil: Eine Drosselklappe ist nicht notwendig, die Gemischbildung findet direkt im Zylinder statt.
Das "Freevalve"-System unterstützt außerdem den besonders effizienten "Miller-Zyklus". Bei ihm schließt das Einlassventil beim Ansaughub deutlich vor Erreichen des unteren Totpunkts. Dadurch entsteht ein gewisser Unterdruck, der mit weniger Gemisch im Zylinder mehr Energie aus der Explosion holt. Außerdem ist das Abgas kälter, was den beiden Turboladern hilft.

Gerade einmal 70 Kilogramm soll der Motorblock wiegen. Anbauteile wie die Turbolader schlagen hier nochmal drauf.
Bild: Koenigsegg Automotive
Die Firma "Freevalve" ist mittlerweile eine hundertprozentige Tochter von Koenigsegg und arbeitet seit dem Jahr 2000 an nockenwellenfreien Motoren. Den Durchbruch erreichten die Schweden zusammen mit der chinesischen Firma Qoros. Für sie entwickelten die Schweden den Camfree Motor, der 2016 auf der Guanghzhou Auto Show präsentiert wurde. Da die Technik so komplex ist, reicht eine klassische, über Kennfelder definierte, Motorsteuerung nicht aus. Freevalve setzt daher auf Artificial Intelligance (künstliche Intelligenz).

Die Abgasanlage stammt von Akrapovic. Der Sound soll für einen Dreizylinder satt und kräftig sein.
Bild: Koenigsegg Automotive
Auspuffanlage: Gemera mit Akrapovic-Anlage
Trotz nur drei Zylindern verspricht die schwedische Sportwagenschmiede, dass der TFG gut klingen soll. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen, denn Koenigsegg hat sich bei der Abgasanlage an die Profis von Akrapovic gewandt. Der Klang soll "triumphal" und "offen" sein. Außerdem lässt sich der Sound dank der einzeln ansteuerbaren Ventile sogar feintunen.
Mit dem "Tiny Friendly Giant" hat Koenigsegg nach eigenen Angaben einen der leistungsstärksten Verbrennungsmotoren dieser Größe entwickelt. Das ist mehr als bescheiden, denn der TFG ist für einen Dreizylinder im Fahrzeugbau konkurrenzlos. Nur Nissan zeigte 2014 einen 1,5-Liter-Dreizylinder mit 400 PS, der beim 24h-Rennen von Le Mans in einem Rennwagen eingesetzt wurde. Allerdings war dieser Motor nur für den Einsatz auf dem Rundkurs konzipiert. Die Serienfertigung sah der kleine Japaner dagegen nie.
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