Ferrari arbeitet an einem Vierzylinder mit elektrischem Verdichter – das zeigt eine Patentschrift, die AUTO BILD vorliegt. Die Konstruktion zeichnet sich durch die mechanische Entkopplung von Turbine und Verdichter aus. Ferrari verpasst dem Abgastrakt hinter dem Abgaskrümmers eine Turbine, die einen elektrischen Generator antreibt. Der speist eine Batterie, die mit einem Motor gekoppelt ist, der wiederum einen Verdichter antriebt. Der elektrische Lader erhöht den Druck der Ansaugluft und dient als Ersatz für einen klassischen, abgasgetriebenen Turbolader. Da Turbine und Verdichter nur elektrisch miteinander verbunden sind, können sie auch an unterschiedlichen Orten im Motor verbaut werden. Die Ingenieure sind damit flexibler bei der Dimensionierung dieser Bauteile – bei klassischen Turboladern muss immer ein Kompromiss zwischen der jeweiligen Auslegung von Turbine und Verdichters gemacht werden. Mit Ferraris Lösung kann jedes Teil individuell zugeschnitten werden, ein Turboloch soll es nicht geben. Neben dem Generator und dem elektrischen Verdichter beschreiben die Italiener auch eine kleine E-Maschine, die direkt auf der Kurbelwelle sitzt. Sie bezieht ihren Strom aus der Batterie, die von der Turbine gespeist wird. Damit wird der beschriebene Ferrari-Motor zum Mildhybrid.

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Ferrari 488 GTS
Neue Ferrari (2018, 2019, 2020, 2021, 2022 und 2023)
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Turbine soll den Motorklang beeinflussen

Ferrari lässt den Vierzylinder singen.
Diese technische Zeichnung zeigt den Aufbau des neuen Ferrari-Motors. Lader und Turbine sind getrennt eingebaut.
Bild: Europäisches Patentamt
In der Patentschrift beschreibt Ferrari die Qualität des Auspuffklangs als wichtigen Teil bei der Entwicklung eines Supersportwagens. Angesichts drohender Verbote von Klappenauspuffanlagen wird es für die Entwickler allerdings schwieriger, ihren Motoren den richtigen Klang zu geben. Auch dabei soll der abgasbetriebene Generator in Ferraris neuem Motor helfen: Eine Steuereinheit regelt die Drehzahl der Turbine. Damit verändert sich Ton und Intensität des erzeugten Auspuffklangs. Ferrari beschreibt zwei Möglichkeiten der Regelung. Die erste Variante könnte eine "Open-Loop"-Steuerung sein. Hierbei folgt die Beinflussung des Klangs einem festgelegten Schema. Die zweite, präzisere Variante ist eine "Closed-Loop"-Regelung. Dieser Regelungsvorgang ist abhängig vom jeweiligen Klangergebnis: Das Ergebnis soll durch ein Mikrofon im Innenraum des Autos gemessen werden. Die Ingenieure beschreiben, dass das Mikrofon der Freisprecheinrichtung dafür schon reichen könne. Je höher die Turbine dreht, um so höher ist auch der von ihr erzeugte Ton. Umgedreht erzeugt eine langsam rotierende Turbine ein eher dumpfes Geräusch. Zusammen mit der Auspuffgeometrie soll so ein sportwagentypisches Klangerlebnis erzeugt werden. Es soll feiner einstellbar sein als bei einem Klappenauspuff, der nur "An" oder "Aus" als Betriebszustand kennt.

Einsatzzweck noch unklar

In welcher Baureihe Ferrari den im Patent beschriebenen Motor einsetzen will, ist noch nicht bekannt. Handelt es sich tatsächlich um einen Vierzylinder, dann wäre auch ein Einsatz in kommenden Alfa Romeo-Modellen denkbar. Bei aller Unklarheit, was den Aufgabenbereich des patentierten Antriebs angeht – es dürfte noch einige Jahre dauern, bis Ferrari einen serienreifen Motor nach diesem Patent präsentieren wird.

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