Vorstellung: Vom Superleggera zum Performante
Interieur: Innenraum erinnert an den Aventador SV
Fahren: Der Huracán Performante ist immer einen Tick schneller
Ausstattung: Exklusiver Lack für den Huracán Performante
Motor: V10-Sauger auf dem Leistungsgipfel
Technische Daten und Preis: 0-100 km/h in unter drei Sekunden

Vorstellung: Vom Superleggera zum Performante

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Video: Lamborghini Huracan Performante (Genf 2017)

Die Leichtigkeit der Leistung

Kilos runter, Fahrspaß rauf
Statt 610 PS und 560 Nm leistet der Huracán Performante 640 PS und 600 Nm.
Aus Superleggera wird Performante. Während der Vorgänger Gallardo noch Superleggera hieß, hat Lamborghini den Hardcore-Huracán Performante getauft. Die Formel bleibt gleich: weniger Gewicht, mehr Leistung und extreme Fahrleistungen.
Den Namenswechsel begründet Lamborghini damit, dass der Performante zwar 40 Kilogramm einspart, aber nicht mehr in erster Linie auf Gewichtsersparnis ausgelegt ist. Stattdessen war maximale Performance das Ziel bei der Entwicklung. Dazu haben die Ingenieure dem Zehnzylinder-Sauger noch mal 30 PS mehr aus den Brennräumen entlockt. Die Leistung beträgt jetzt 640 PS und 600 Nm. Und die Maßnahmen scheinen funktioniert zu haben: Laut Lamborghini hält der Huracán Performante mit einer Zeit von 6.52:01 den Rundenrekord für Serienfahrzeuge auf der Nordschleife. Die Italiener hätten damit den 887 PS starken und rund vier Mal teureren Porsche 918 Spyder entthront. Ein Pluspunkt bei der Hatz nach Rekorden ist die aktive Aerodynamik, die Lamborghini "ALA" nennt. Ala bedeutet Flügel auf italienisch und das passt zum Huracán. Kurzer Technik-Exkurs zum "ALA"-System: Durch spezielle Kanäle und Klappen an Front und Heck wird der Abtrieb und damit die Kurvengeschwindigkeit erhöht. Dank Carbon innen und außen konnte Lamborghini zusätzlich 40 Kilogramm einsparen. Das Gewicht geben die Italiener mit 1382 Kilogramm an. Ab Sommer 2017 ist der Huracán Performante zum Basispreis von 232.098 Euro zu haben. Damit ist er rund 30.000 Euro teurer als ein Huracán LP610-4.

Interieur: Innenraum erinnert an den Aventador SV

Rekordhalter im Test
Der Innenraum mit Carbon und Alcantara ist komfortabler und luftiger als gedacht.
Auch wenn der Innenraum nach einer dunklen Carbon- und Alcantara-Höhle aussieht, ist er in Wahrheit komfortabler und luftiger als gedacht. Trotz nur 1,16 Meter Höhe gelingt der Einstieg dank der gewöhnlichen Türen des Huracán problemlos. Fahrer und Beifahrer fallen in die serienmäßigen Vollschalensitze. Das Carbon-Alcantara-Gestühl mit orangen Akzenten erinnert verdächtig an das des Aventador SV und fühlt sich auch genau so an: nämlich bretthart. Für die Rennstrecke sind diese manuellen Sportsitze mit maximalem Seitenhalt die erste Wahl. Wer mit dem Huracán hauptsächlich auf der Straße unterwegs ist, wählt die Komfortsitze. Mittelkonsole, Lüftungsdüsen, Türgriffe und die starren Schaltwippen sind aus dem neuen Hightech-Carbonmaterial gefertigt, das erstmals im extrem limitierten Sesto Elemento von 2010 zum Einsatz kam. Armaturenbrett, Lenkrad und Dachhimmel sind mit feinem Alcantara bezogen.
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Fahren: Der Huracán Performante ist immer einen Tick schneller

Der Performante-Effekt wird spürbar, sobald sich der rote Alu-Verschlag über dem Starterknopf öffnet und die zehn Zylinder zünden. Der nun folgende Aha-Effekt dreht sich weniger um den Kraftzuwachs oder den Drehmomentzuschlag von 560 auf 600 Nm. Auch der noch aggressiver schaltende Siebengang-Doppelkupplungs-Einpeitscher macht aus dem Huracán noch keinen Performante. Was immer wieder für ungläubiges Kopfschütteln sorgt, ist vielmehr diese außerirdische Straßenlage. Dieser Lambo tackert eine ultraschnelle Spur durch das Kurvengeschlängel, ehe er dicht an der Regelgrenze über die Hinterhand wegschmiert – sauschnell und trotzdem ganz entspannt. Dabei gehen einem Schlagworte durch den Kopf wie Klettverschluss, Sekundenkleber oder Staubsaugereffekt – das kann doch alles nur ein Traum sein.
Hardcore-Huracán im Test
Für die Testfahrt im italienischen Imola stand ein noch getarnter Prototyp des Huracán Performante bereit.
Beim Einlenken im Fahrmodus Corsa gibt es viel Abtrieb für das kurveninnere Hinterrad – das bedeutet zwischen 0,2 und 0,4 g mehr Instant-Grip. Gleichzeitig lässt das Flügelwerk kleinere Lenkwinkel zu, was wiederum den Drang zum Untersteuern mildert. In Sport verschiebt sich das Arbeitsfenster der beweglichen Flaps auf den Tempobereich zwischen 70 und 180 km/h. Erst jenseits von 310 km/h legen alle Aero-Elemente die Ohren an, um den Luftwiderstand so weit wie möglich zu reduzieren. Je nach Fahrsituation öffnen und schließen die Flaps ein- oder beidseitig, nur vorn oder auch hinten. Dieser Lambo ist einfach immer einen Tick schneller: Er verzögert noch prompter, hängt noch gieriger am Gas, kann eine mutigere Linie fahren, mehr Schwung mitnehmen, besser die Spur halten. Zur Feier des Tages haben die Herren Ingenieure die Lenkung neu kalibriert. Der Effekt: etwas steifer in Strada, etwas schneller in Sport, absolut linear ohne Sperenzchen – Porsche-Style – in Corsa.
Fahrkomfort? Dieses Thema spielt im siebten Himmel wirklich keine Rolle. Ebenso wenig wie der Expresszuschlag beim Verbrauch, den man vielleicht beim Finanzamt als Vergnügungssteuer geltend machen sollte. Klar, dass von den härteren Federn und Dämpfern ab sofort eine höhere Gefahr von akutem Bandscheibenvorfall ausgeht.

Ausstattung: Exklusiver Lack für den Huracán Performante

Was aus der Ferne wie schwerer Marmor aussieht, ist extraleichtes Carbon und heißt Forged Composites. Dabei handelt es sich um speziell geschnittene Carbonfasern, die in Harz getränkt sind. Der Vorteil: Das Material ist kostengünstiger als normales Carbon und es lassen sich größere Formen einfacher in einem Stück herstellen. Neben Front-, Heckspoiler, Diffusor und Motorhaube wurde Forged Composites auch großflächig im Innenraum verwendet. Der starre Heckspoiler bleibt dem Performante vorbehalten. Ganz neu ist die mattorange Lackierung des Huracán Performante. Der exklusive Farbton heißt Arancio Anthaeus und harmoniert bestens mit den seitlichen Tricolore-Zierstreifen. Die 20-Zoll-Leichtbaufelgen-Narvi sind ebenfalls neu und auf Wunsch in Bronze erhältlich. Die Krümmerabdeckung in Bronze passt zwar zu den Felgen, ist aber in erster Linie eine Hommage an den Lamborghini Diablo SE 30.

Motor: V10-Sauger auf dem Leistungsgipfel

Hardcore-Huracán im Test
Dass Lamborghini nach wie vor auf Saugmotoren setzt, verdient Anerkennung. Wer weiß, wie lange das noch so bleibt.
Lamborghini bleibt dem Saugmotor auch beim Huracán Performante treu. Der 5,2-Liter-V10 erreicht im Huracán Performante seinen bisherigen Leistungsgipfel. Im Vergleich zum normalen Huracán haben die Ingenieure dem Zehnzylinder-Sauger noch mal 30 PS mehr aus den Brennräumen entlockt. Die Leistung beträgt jetzt 640 PS und 600 Nm. Über 70 Prozent des maximalen Drehmoments liegen bereits bei 1000 U/min an, was in Kombination mit Allradantrieb und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe für eine Sprintzeit von 2,9 Sekunden auf 100 km/h reicht.

Technische Daten und Preis: 0-100 km/h in unter drei Sekunden

Lamborghini Huracán Performante • Motor: V10-Sauger • Hubraum: 5204 ccm • Leistung: 449 kW (610 PS) bei 8000 U/min • max. Drehmoment: 600 Nm bei 6500 U/min • Beschleunigung: 0-100 km/h in 2,9 s • Topspeed: über 325 km/h • Gewicht: 1382 kg • Preis: ab 232.098 Euro.

Jan Götze

Fazit

Der Huracán Performante hat dem übermächtigen Porsche 918 Spyder auf der Nordschleife über fünf Sekunden eingeschenkt. Und das mit einem Saugmotor, ganz ohne E-Unterstützung, über 200 PS weniger und zu einem Viertel des Preises. Die Optik hat Lamborghini noch einmal verschärft, Gewicht eingespart. Dieser Huracán ist eine echte Ansage!

Von

Georg Kacher