Elektroauto-Reichweite: So verlief ein Sommer-Test in Norwegen
Viele E-Autos fahren weiter, als die Hersteller zusichern

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Wie groß ist die Reichweite von E-Autos, wenn man ihren Akku komplett leer fährt? In Norwegen ergab jetzt ein Sommer-Test, dass viele Elektroautos weiter kommen, als erwartet.
Bild: XPENG INC.
Ob ein Elektroauto auch Langstrecken problemlos und ohne lange Pausen überwindet, spielt eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung zwischen E-Auto und Verbrenner. Dabei sollte man sich nicht allein auf die Herstellerangaben verlassen: Die Autohersteller versprechen zwar "bis zu XXX Kilometer". Doch diese Höchstwerte werden auf dem Prüfstand ermittelt und lassen sich im Alltag nur unter besten Wetterbedingungen auf geeigneten Strecken erreichen – oder überhaupt nicht. Knallharte Praxistests sind also gefragt – so wie Tests zur maximalen Reichweite von Elektroautos bei AUTO BILD.
E-Auto-Reichweiten bei 130 km/h im AUTO BILD-Test
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Das norwegische Autoportal Motor.no hat nun 32 brandneue Elektro-Modelle im Sommer-Test auf ein- und dieselbe Strecke geschickt. Dabei stellte sich heraus: Die Leistungsfähigkeit der Akkus ist teilweise noch besser, als offiziell von den Herstellern versichert wird. Elf Elektroautos konnten mehr Kilometer fahren, als die WLTP-Norm ihnen bescheinigt. Das beste Ergebnis liefert das chinesische SUV Xpeng G9 mit 13 Prozent über dem Normwert.

Der Tesla Model S Long Range fährt laut WLTP bis zu 634 km weit mit einer Akkuladung. Testergebnis: 672 km, das sind plus 6 %.
Bild: Tesla
In Norwegen gelten besondere Testbedingungen
Allerdings muss man die Testbedingungen kennen: Beim Test auf öffentlichen Straßen herrschten ideale Verhältnisse. Es war windstill, die für die Akku-Gesundheit so wichtigen Außentemperaturen lagen zwischen 15 und 20 Grad. Zudem genießen Elektroautos in Norwegen besonders Akku-freundliche Verkehrsregeln: Es gilt ein Autobahn-Tempolimit von 100 km/h, auf Landstraßen darf man sogar nur maximal 80 km/h fahren.
Da ist es kein Wunder, dass von den 32 Kandidaten die überwiegende Mehrheit zufriedenstellende Ergebnisse erzielte. Nur neun Elektroautos lagen mehr als fünf Prozent unter den prognostizierten Akku-Reichweiten. Auch absolut absolvierten die getesteten E-Autos beachtliche Entfernungen. Keins schaffte weniger als 360 Kilometer. Das lag aber auch an der Auswahl: Durchweg waren große Elektroautos mit voluminösen Energiespeichern dabei.

Der Nissan Ariya hat eine WLTP-Reichweite von 533 km. Das Testergebnis in Norwegen ergab: 580,8 km, das sind plus 13 %.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Diese E-Autos fahren weiter, als die Norm verspricht
Neben Nissan Ariya, Nio ET7, Xpeng G9 und Tesla Model S übertraf auch der Xpeng P7 das Versprechen als Kilometerfresser deutlich: plus 10,3 Prozent und 52 Bonus-Kilometer. Das Hersteller-Versprechen mehr als eingelöst haben auch Tesla Model X Plaid (+ 0,6 %), Mercedes-Benz EQB (+ 1,8 %), MG 4 (+ 1,1 %), Kia EV6 GT (+ 0,1 %) und MG 5 (+ 4,2 %). Der Vojah Free (+ 2 %) ist derzeit in Deutschland noch nicht erhältlich.

Das Mercedes EQS-SUV 580 4matic mit 108,4 kWh großem Akku kommt offiziell (nach WLTP) 577 km weit. Testergebnis: 577 km.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Diese Modelle bleiben weit unter der WLTP-Angabe
Aber es geht auch anders: Der BYD Han unterbot den Hersteller-Wert um 13,2 Prozent – nur 452 statt versprochener 521 Kilometer. Auch der BYD Atto blieb Reichweite schuldig (minus 13,3 Prozent, 364 statt 420 Kilometer). Ähnlich sah es beim Nio EL7 aus (das große Nio-SUV): minus 12,8 Prozent zu WLTP, 443,9 statt 509 Kilometer. Dieses Ergebnis wurde noch vom Toyota bZ4x (mit Vorderrad-Antrieb) unterboten: 13,7 Prozent Abweichung, 434,2 statt 503 Kilometer. Ähnlich erging es dem baugleichen Subaru Solterra: minus 13,3 Prozent, das entspricht 360,5 statt 416 Kilometer.

Einziger VW im Test war der ID.Buzz mit einer WLTP-Reichweite von 408 km. Im Test erreichte der Elektro-Kleinbus 396 km. Das sind minus 2,9 %.
Bild: Volkswagen AG
Fazit des Sommer-Tests in Norwegen
Bei Tests wie diesen schneiden Fahrzeuge mit großem Akku generell besser ab, kommen schon automatisch weiter. Diese Elektroautos sind dann aber leider meistens auch teurer – beim E-Auto ist die Traktionsbatterie das teuerste Bauteil. Das spannende Ergebnis abseits der Akkugrößen: Während einige Dauerläufer sogar ihre WLTP-Werte übertreffen konnten, blieben andere weit unter den Herstellerangaben.
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