Modellhistorie: Alle BMW 3er im Überblick
Die Evolution des BMW 3er

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Der 3er entwickelte sich vom Einstiegs-BMW zum volumenstärksten Modell und verkörpert die Markenessenz wie kein anderer. Alle Generationen im Überblick!
Bild: BMW Group
Seit seinem Debüt hat der BMW 3er den Ruf als sportlichster Vertreter in der Mittelklasse. Prototypisch mit Hinterradantrieb und gerne mit Sechszylinder und Handschaltung, so fährt BMWs Mittelklasse vors geistige Auge. Das blendet aber aus, wie breit die Palette an Karosserie- und Antriebsvarianten heute ist. Über sieben Generationen vom E21 über E36 bis zum G20 ist der 3er zum absatzstärksten BMW-Modell geworden und bietet vom Familien-Kombi mit kleinem Diesel bis zum über 500 PS starken Allrad-Coupé alles. Hier kommen alle Generationen des BMW 3er im Überblick!

Der 2002 Turbo kam pünktlich zur Ölkrise der 70er und wurde von den Medien geächtet. Heute ist er ein gesuchter Klassiker.
Bild: Angelika Emmerling / AUTO BILD
Den Anfang macht der 3er-Vorfahre namens 02. Mit ihm rundete BMW 1966 das Modellprogramm nach unten ab. Er basierte auf der viertürigen "Neuen Klasse", die BMW ab 1962 vor dem finanziellen Ruin bewahrt hatte. Die ausschließlich zweitürigen 02 begründeten den BMW-Status als Sportlimousinen-Hersteller und ebneten den Weg für den 3er. Über die Jahre gab es offiziell zwei Karosserievarianten von BMW, eine zweitürige Limousine sowie ein Fließheck namens Touring. Die beiden Cabrio-Versionen entstanden beim Karosseriebauspezialisten Baur. Einstiegsmotorisierung war ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit Fallstromvergaser und 75 PS. Ganz oben in der Nahrungskette stand ab 1973 der nur 1672 Mal gebaute 2002 Turbo, das erste deutsche Serienauto mit Abgasturbolader. Der verhalf dem Zweiliter-Vierzylinder-Einspritzer zu sagenhaften 170 PS.
Der E21 als erster "echter" Vertreter der 3er-Reihe war mit knapp 1,4 Millionen produzierten Autos ein großer Erfolg. Er debütierte 1975 und war werksseitig ausschließlich als zweitürige Limousine zu haben. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger 02 gab es den E21 erstmals auch mit Sechszylinder. Der M20 leistete im Top-Modell 323i 143 PS. Die Sechszylinder-Modelle unterschieden sich durch vier statt zwei Frontscheinwerfer von ihren kleineren Geschwistern mit Vierzylinder. Auch vom E21 bot Baur wieder eine Variante mit Verdeck an. Diesmal gab es allerdings nur eine Version mit Überrollbügel, kein Vollcabrio.

Als letzter 3er trug der E30 Doppelscheinwerfer und die nach vorne geneigte "Haifisch-Nase".
Bild: Gem.classic.cars.com
Beim ab 1982 verkauften E30 gab es eine regelrechte Modell-Explosion. Erstmals gab es den 3er ab Werk neben einer zweitürigen Limousine auch als Viertürer, als Cabrio und als Kombi. Das Baur-Cabrio wurde weiterhin angeboten. Auch antriebsseitig stieg die Bandbreite. Mit dem 324d bekam der 3er erstmals einen Dieselmotor, neben dem 524td als zweites BMW-Modell überhaupt. Außerdem war mit dem 325iX erstmals Allradantrieb erhältlich. Vor allem aber brachte die Baureihe E30 den ersten M3 hervor. Dessen S14 B23/B25 genannter Vierzylinder-Sauger leistete bis zu 238 PS im Top-Modell Sport Evolution 3. Je nach Ausbaustufe war der M3 auch als Cabrio zu haben. Mit dem Z1 entstand auf Basis des E30 auch der erste Vertreter der Z-Baureihe. Er besaß den Sechszylinder des 325i und sogar den gleichen Werkscode "E30".

Noch nie zuvor war der Designsprung so groß wie vom E30 zum E36.
Bild: BMW Group
Wo die beiden vorangegangenen Generationen das Design des 02 weiterentwickelten, stellte die dritte 3er-Generation eine Revolution dar. Der 1990 eingeführte E36 versteckte seine Doppelscheinwerfer hinter Abdeckgläsern und verzichtete auf die nach vorne geneigte "Haifisch-Nase", was den Fußgängerschutz verbesserte. Der E36 büßte den Allradantrieb ein, gewann mit dem kurzen Compact als Vorläufer des 1er aber eine neue Karosserievariante dazu. Das Coupé hatte beim E36 erstmals eine eigenständige Karosserie mit eigenen Proportionen. Zuvor waren die Abmessungen bei Zwei- und Viertürer identisch. Der neue Vierzylinder-Diesel im 318tds mit 90 PS markierte den Einstieg. Am anderen Ende stand wieder der M3, der jetzt den legendären S50/S52-Reihensechszylinder mit bis zu 321 PS und variabler Nockenwellenverstellung VANOS unter der Haube hatte. Erstmals gab es den M3 auch als Viertürer.
Beim 1998 gestarteten E46 war designtechnisch wieder Evolution angesagt. Bis auf das Baur-Cabrio übernahm er sämtliche Karosserievarianten von seinem Vorgänger. Bei der Materialqualität und der Crashsicherheit trennen E36 und E46 aber Welten. Maßgeblichen Anteil daran hatten zahlreiche Fahrhilfen und der Einsatz hochfester Stähle. Motorentechnisch interessant wird es vor allem beim M3. Unvergessen bleibt der Rennstrecken-fokussierte CSL mit 360 PS starkem Reihensechszylinder. Eine Sonderstellung nimmt der M3 GTR ein. Er wurde als Homologationsmodell für die American Le Mans Series je nach Quelle nur etwa zehn Mal produziert und war der erste 3er mit V8.

Der damalige BMW-Design-Chef Chris Bangle verpasste auch dem E90 einen radikal neuen Look.
Bild: Christof R. Schmidt
Mit dem E90 überraschte BMW ab 2005 erneut mit radikal anderem Design. Die von Chris Bangle gestaltete fünfte 3er Generation hat so gar nichts mit ihrem Vorgänger zu tun. Und auch sonst wartete sie mit zahlreichen Neuerungen auf. Erstens übernahm ab jetzt der 1er die Rolle des Compact. Zweitens entstand auf 3er-Basis die erste X3-Generation E83. Drittens setzte das Cabrio jetzt erstmals auf ein Stahlklappdach statt ein Stoffverdeck. Und viertens war der neue 335i – vom 2002 Turbo abgesehen – der erste 3er mit Turbobenziner. Er war auch der erste 3er unterhalb des M3, der mit seinen 306 PS die 300-PS-Grenze durchbrach. Der M3 ersetzte seinen Dreiliter-Reihensechser durch einen Vierliter-V8 mit 420 PS.

Der F30 näherte sich optisch dem größeren 5er an, war erstmals auch mit Dreizylindermotor zu haben.
Bild: AUTO BILD
Gleichzeitig mit der 3er-Generation F30 (ab 2012) führte BMW eine neue Baureihe ein. Das Coupé, das Cabrio und das neue, viertürige Gran Coupé wurden zum 4er geadelt. Das sollte ursprünglich schon beim E90 geschehen, die Pläne wurden aber erst beim F30 umgesetzt. An der 3er-Basis änderte sich freilich nichts. Nach dem 5er gab es nun auch im 3er eine GT-Variante, die Kombi-Platz mit Coupé-Form verbinden sollte. Neu war ein Fahrerlebnisschalter, mit dem die Fahrwerks-, Getriebe- und Motorcharakteristik verändert werden konnte. Saugmotoren waren beim F30 passé, die frei saugenden Sechszylinder wurden durch Vierzylinder-Turbomotoren ersetzt. Erstmals gab es auch einen Dreizylinder mit 136 PS. Wer sechs Zylinder wollte, musste zum 335i/340i oder zum M3 greifen, der als CS-Modell mit 460 PS die Spitze markierte.
2019 wurde die aktuelle 3er-Generation G20 eingeführt, die mit dem 5er und dem 7er auf einer gemeinsamen Plattform basiert. Sie wartet mit modernstem Infotainment und – optional – einem Digitalcockpit auf. Der Dreizylinder verschwand wieder aus dem Programm, ebenso wie die Handschaltung für fast alle Motoren. Ein manuelles Getriebe gibt es nur noch für die kleinsten Diesel 318d und 320d. Optisch die größte Veränderung durchgemacht hat der 4er. Um sich noch stärker vom 3er zu distanzieren, erhalten Coupé, Cabrio und wohl auch das Gran Coupé einen riesigen Nierengrill. Dasselbe gilt für den M4 und auch den M3, der als einziger 3er-Vertreter ebenfalls die großen Nieren bekommt. Die 480 PS starken Basis-Versionen können weiterhin von Hand geschaltet werden. In den Competition-Modellen mit 510 PS gibt es eine Achtgang-Automatik und, eine Neuerung beim M3/M4, einen Allrad-Antrieb. Zudem bestätigte BMW, dass der neue M3 erstmals auch als Kombi zu haben sein wird.
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