Tanktourismus: Spritkosten, Benzin, Diesel
Ab wann lohnt sich zum Tanken die Fahrt ins Nachbarland?

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In Zeiten hoher Spritpreise zieht es viele zum Tanken über die Grenze ins Ausland. Was kostet der Sprit in den Nachbarländern? Wie viel darf man kaufen? Was gilt für Transport und Lagerung? AUTO BILD liefert die Antworten!
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Inhaltsverzeichnis
- In Polen und Österreich ist Kraftstoff viel günstiger
- Wie viel Kraftstoff darf ich in Reservekanistern mitnehmen?
- Wie viel Sprit darf ich über die Grenze nach Deutschland bringen?
- Ab wann lohnt sich die Fahrt ins Nachbarland?
- Wie viel Kraftstoff darf in der Garage maximal gelagert werden?
- Wie lange ist Treibstoff haltbar?
- Diese Regeln gelten für den Kanister
Die Spritpreise brechen alle Rekorde! Benzin und Diesel kosten inzwischen flächendeckend über 2 Euro. Benzin (Super E10) lag laut ADAC am 10. März im Schnitt bei 2,202 Euro, beim Diesel ging es noch rasanter nach oben: bei 2,321 Euro stand der Liter einen Tag später.
Offensichtlicher Grund für die Preissteigerung: massiv gestiegene Ölpreise wegen Putins Krieg in der Ukraine. Trotzdem ist in den Nachbarländern der Sprit teilweise viel günstiger.
Beispiel Österreich: Benzin kostete dort zu Wochenbeginn 1,69 Euro. Zu Polen sind die Unterschiede noch größer, seit Warschau die Mehrwertsteuer auf Kraftstoff von 23 auf 8 Prozent gesenkt hat.
Die Folge der enormen Preisunterschiede: Tanktourismus boomt! Aber ab wann rechnet sich der Spritkauf im Nachbarland? Und was ist eigentlich erlaubt?
AUTO BILD fasst wichtige Infos zum Tanken im Ausland zusammen
AUTO BILD hat bei ADAC, Zoll und Mineralölwirtschaftsverband nachgefragt und erklärt, was man darf – und was nicht.
Innerhalb Deutschlands darf in Privatfahrzeugen die Gesamtmenge von 60 Liter je Reservebehälter und insgesamt 240 Liter nicht überschritten werden.

Innerhalb von Deutschland dürfen maximal 60 Liter Kraftstoff pro Reservekanister transportiert werden.
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Ein Reservekanister muss dicht, fest verschließbar und bruchsicher sein. Für die Behälter gibt es feste Normen, mehr dazu weiter unten.
Bei einem Grenzübertritt gelten andere Regeln: Aus EU-Nachbarstaaten darf ein Auto mit vollem Tank und 20 Litern im Kanister zurück nach Deutschland fahren. Wer mehr dabeihat, begeht eine Steuerstraftat. Außerdem wird der gesamte Sprit in Kanistern eingezogen, auch die erlaubten 20 Liter.
ACHTUNG: In manchen Ländern ist es verboten, Sprit in Kanistern zu transportieren. So zum Beispiel in Luxemburg – dort ist maximal der gefüllte Tank möglich. Bei den anderen direkten Nachbarn Deutschlands gibt es keine Probleme.
Aus Nicht-EU-Ländern (z. B. der Schweiz) sind neben dem vollen Tank zusätzlich 10 Liter in einem Reservekanister abgabenfrei, wenn der Kanister mit dem Auto eingeführt wird.
Je mehr der Sprit in Deutschland kostet, desto attraktiver wird die Fahrt zur Tankstelle im Ausland. Ob es sich wirklich rechnet, ist natürlich von mehreren Faktoren abhängig:
▶︎ Preisunterschied im In- und Ausland
▶︎ Entfernung zur Auslands-Tankstelle
▶︎ Kraftstoffmenge, die gekauft werden soll
▶︎ Verbrauch des Autos
▶︎ Entfernung zur Auslands-Tankstelle
▶︎ Kraftstoffmenge, die gekauft werden soll
▶︎ Verbrauch des Autos
Im Grunde ist die Rechnung simpel: Die Ersparnis beim Kauf muss in jedem Fall höher sein als die Spritkosten, die man auf dem Tank-Trip verfährt.
Hier eine Beispielrechnung: Angenommen, der Preisunterschied beträgt 50 Cent (2 Euro Spritpreis in Deutschland und 1,50 Euro im Ausland). 60 Liter sollen im Ausland gekauft werden – es winkt eine Ersparnis von 30 Euro (0,50 Euro mal 60).

Wer zum Tanken ins Ausland fährt, sollte mehr sparen, als er (oder sie) auf dem Weg an Sprit verfährt. Geht diese Rechnung nicht auf, lohnt der Aufwand nicht.
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Angenommen, der Sprit im Tank hat zwei Euro gekostet, dann sind das für den Hinweg 3,5 mal 2 Euro, also 7 Euro. Der Rückweg (mit billigerem Sprit) kostet 3,5 mal 1,50 Euro, also 5,25 Euro. Spritkosten für die Fahrt von 12,25 Euro stehen 30 Euro Ersparnis gegenüber – die Fahrt spart also 17,75 Euro.
ACHTUNG: Die Betriebskosten eines Autos pro Kilometer liegen allerdings etwas höher als die reinen Spritkosten. Verschleiß, Wertverlust des Autos usw. sind in diese Preisrechnung nicht eingeflossen. Und natürlich schadet es auch der Umwelt, wenn aus Kostengründen lange Wege zum Tanken gefahren werden.
Das muss man zum Lagern von Kraftstoff wissen
ACHTUNG: Der ADAC rät dringend davon ab, einen Vorrat an Kraftstoffen anzulegen und im häuslichen Umfeld oder gar im Fahrzeug zu lagern. Von größeren Mengen Treibstoff geht eine erhebliche Brandgefahr aus.
Hier muss unterschieden werden, ob es sich um Benzin oder Diesel handelt. Für die Lagerung von Benzin in Garagen gilt z. B. § 17 der bayerischen Garagenverordnung. Darin steht: "In Mittel- und Großgaragen dürfen brennbare Stoffe außerhalb von Kraftfahrzeugen nur in unerheblichen Mengen aufbewahrt werden. In Kleingaragen dürfen bis zu 200 l Dieselkraftstoff und bis zu 20 l Benzin in dicht verschlossenen, bruchsicheren Behältern aufbewahrt werden."

Diesel darf in größeren Mengen gelagert werden als Benzin. Die Vorschriften sollten lokal erfragt werden.
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Bei Diesel ist deutlich mehr erlaubt als bei Benzin, weil er nicht so leicht entzündlich und deswegen nicht so gefährlich ist. Die Vorschriften in anderen Bundesländern dürften vergleichbar sein, erkundigen Sie sich aber in jedem Fall bei den Behörden am Wohnort.
ACHTUNG: Kraftstoffe daheim zu lagern, kann lebensgefährlich sein – sie enthalten schnell entzündliche Dämpfe, die leicht aus den Reservebehältern entweichen können. Wer trotzdem Sprit in der Garage lagern will, sollte besonders bei Kunststoffkanistern aufpassen, da diese nicht hundertprozentig luftdicht sind. Die Kraftstoff-Eigenschaften können sich dabei verändern. Außerdem besteht Vergiftungsgefahr.
Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands zu AUTO BILD: "Für Benzin, Diesel und auch Heizöl gibt es kein festes Mindest- oder Endhaltbarkeitsdatum. Es kann fest verschlossen, kühl und dunkel gelagert in Tanks oder Kanistern viele Monate und Jahre überdauern. Allerdings gibt Unterschiede bei Sommer- und Winterkraftstoff. Insbesondere kann das Winter-Benzin mit seinem höheren Dampfdruck dazu führen, dass bei höheren Temperaturen ein heißer Motor nicht startet."
Zum Befüllen mit Kraftstoff sind nicht alle Kunststoffmaterialien geeignet – im Kontakt mit Benzin kann es zu Auflösungserscheinungen kommen. Deshalb sind ausschließlich Behälter mit speziellen Eigenschaften und einer entsprechenden Kennzeichnung (RKK-Zulassung) zu verwenden (auch bei Metallbehältern).
Bei Kanistern für den Treibstoff ist einiges zu beachten: Die sogenannte RKK-Zulassung (RKK steht für Reservekraftstoff-Kanister) ist am Behälter eingeprägt oder eingegossen. An dieser Kennzeichnung sind erkennbar: • Hersteller • Nennvolumen • Zulassungskennzeichen (z. B.: 01/BAM/3.10/3/84) • Fertigungsmonat und -jahr • Mindestmaße ohne Verschluss und Zubehör • Text: "Nur für Otto- oder Dieselkraftstoff zum Einzelgebrauch in Kraftfahrzeugen" • Etikett mit Gefahrensymbol Flamme.
Bei Kunststoff-Kanistern lässt das Material mit einigen Jahren nach. Auf den Kanistern ist das Herstellungsjahr aufgeprägt, nach etwa zehn Jahren sollten sie ersetzt werden. Metallkanister auf rostige Stellen überprüfen!
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