➤ Vorstellung: Der Micra bekommt wieder Charakter
➤ Interieur: Modernes Cockpit, Platz im Kofferraum
➤ Fahren: Querdynamisch stark, Abzüge bei der Geschmeidigkeit
➤ Connectivity: Touchscreen und Satelliten-Navi
➤ Ausstattung: Rundumkamera und Assistenten
➤ Motoren: Neues Aggregat mit 90 PS
➤ Technische Daten und Preise: Fünf Ausstattungslinien im Micra (Update!)
➤ Gebraucht: Micra ab 6000 Euro

Vorstellung: Der Micra bekommt wieder Charakter

Play

Video: Nissan Micra (2017)

Micra mit Selbstzünder

Schluss mit dem braven (Aller-)Weltauto-Look! Der Nissan Micra wird stylisher und eindeutig auf den europäischen Markt zugeschnitten. Früher war der kleine Japaner ein pfiffiger Begleiter, ein modischer Flitzer – und plötzlich wurde er kreuzbrav. Jetzt kommt ein mutiges Design mit tief heruntergezogenem, V-förmigem Grill, schmalen Scheinwerfern, einer markanten, ansteigenden Seitenlinie und einem flachen Dach. Die hinteren Türgriffe des Fünftürers verstecken sich in den C-Säulen. Das Heck sieht schon fast mehr nach Kompaktem denn nach Kleinwagen aus.

Neuer Micra ist um 17,4 Zentimeter gewachsen

Anleihen nimmt der Micra bei der Studie Sway, die auf dem Autosalon Genf 2015 stand. Radstand und Gesamtlänge des neuen Micra wachsen im Vergleich zum Vorgänger. In der Länge legt der Micra 17,4 Zentimeter zu und streckt sich nun auf 3,99 Meter. Das bedeutet, dass der kleine Nissan etwa einen Ford Fiesta deutlich überragt. Damit schließen die Japaner die Lücke zum Pulsar, der mit einer Außenlänge von 4,39 Metern fast schon aus der Kompaktklasse ragt. Auch der Radstand hat um 7,5 Zentimeter zugelegt, die Breite um 7,7 Zentimeter.

Bildergalerie

Neue Kleinwagen (2019, 2020, 2022 und 2023)
Neue Kleinwagen (2019, 2020, 2022 und 2023)
Neue Kleinwagen (2019, 2020, 2022 und 2023)
Kamera
Neue Kleinwagen (2019, 2020 bis 2023)

Interieur: Modernes Cockpit, Platz im Kofferraum

Kleines Auto, ganz groß
Der Platz im Fond ist für kleinere Menschen völlig ausreichend, mit 1,86 Metern wird es eng.
Der Fahrer sitzt vor einem modern gestalteten Cockpit, das ebenso wie die Außenhülle mit verschiedenen Farben und Dekoren gestaltet werden kann. Bunte Stoffe und vernünftige Materialien bringen Pepp in den Kleinen. Ein acht Zoll großes Infotainment-System thront in der Mitte, alles ist an seinem Platz. Gut auch, dass das Lenkrad jetzt in der Tiefe verstellbar ist, ebenso lässt sich der Fahrersitz nun in der Höhe justieren. Während Fahrer und Beifahrer im Micra sehr bequem auf gut geschnittenem Gestühl sitzen und viel Bewegungsfreiheit haben, ist es hinten naturgemäß im Kleinwagen enger. Der Micra hat insgesamt 55 Millimeter an Höhe verloren und die Dachlinie fällt nach hinten ab – das werden Fondpassagiere merken, die über 1,80 Meter groß sind. Bei 1,86 Meter Körpergröße wurden der Kopf des Autors und der Dachhimmel jedenfalls eins. Kinder und kleinere Menschen werden aber keine Probleme haben. Der Kofferraum ist mit 300 Litern Volumen deutlich größer als im Vorgänger – wenn die Ladekante überwunden ist. Auch innen ist eine deutliche Kante – Nissan sollte da nachlegen und zumindest gegen Aufpreis einen doppelten Ladeboden anbieten. Zumal beim Umlegen der 60:40 teilbaren Rücksitzbank eine Stufe entsteht. Die Rundumsicht ist grundsätzlich okay, die C-Säule ist allerdings recht breit geraten.

Fahren: Querdynamisch stark, Abzüge bei der Geschmeidigkeit

Der Micra macht sich lang
AUTO BILD-Mitarbeiter Georg Kacher ist den neuen Micra gefahren.
Die technische Basis des neuen Micra ist im Prinzip noch die alte, aber sie fühlt sich an wie nach einer Frischzellenkur: straff, agil, wendig, gutmütig. Was der Micra nicht wirklich kann, ist geschmeidig abrollen und so schön federn wie der Polo. Auch Tempo machen andere besser – kein Wunder, bei maximal 90 PS. Der 0,9-Liter-Dreizylinder-Benziner ist mit 150 Newtonmeter schwach auf der Brust, läuft aber 175 km/h Spitze. Die Haupttugenden heißen Oho-Straßenlage, Aha-Grip und Sieh-mal-an-Stabilität. Auch die Bremse zeigt kaum Schwächen. Zwei neue, serienmäßige elektronische Helferlein machen den Nissan selbst bei flotter Fahrt zum handzahmen Carver. Active Ride Control glättet durch sanften Bremseneingriff auf Bodenwellen die extremen Höhen und Tiefen. Trace Control nimmt den Wagen durch einseitige Verzögerung in engen, schnellen Kurven an die kurze Leine. Funktioniert, aber natürlich nicht ganz so gut wie verstellbare Dämpfer und echtes, variables Torque Vectoring über Drehmomentverteilung. 

Connectivity: Touchscreen und Satelliten-Navi

Das Infotainment mit acht Zoll großem Touchscreen beherrscht satellitengestützte Navigation, andernfalls koppelt es auch Apple CarPlay.

Ausstattung: Rundumkamera und Assistenten

Neben einer Vielzahl an Individualisierungsmöglichkeiten bietet der Micra optional eine Menge Assistenten, die das Fahren und Rangieren leichter machen. Eine 360-Grad-Rundumkamera beispielsweise zeigt das Umfeld, der radarbasierte Notbremsassistent mit Fußgängererkennung schützt vor Kollisionen. Der Spurhalteassistent bremst beim Verlassen der Straße sanft die Räder ab und bringt den Kleinen wieder auf Spur, beim Überholen hilft der Totwinkelwarner.

Motoren: Neues Aggregat mit 90 PS

Für den Micra bietet Nissan drei Motoren an. Einen 0,9 Liter große Dreizylinder-Turbobenziner mit 90 PS, einen 1,5 Liter großen Vierzylinder-Diesel, der ebenfalls 90 PS entwickelt und einen 75 PS starken Benziner ohne Turbo. Der Micra läuft im französischen Renault-Werk in Flins vom Band und ist bereits bestellbar, der Verkauf in Europa startet im März 2017. Basispreis: rund 13.000 Euro. Das Modell Acenta mit 90 PS, Klima, Infotainment, Tempomat kostet 17.190 Euro.
Gebrauchtwagentest: Nissan Micra (K 13, seit 2010)
Bekommt ein Facelift: Der Bestseller Nissan Qashqai

Technische Daten und Preise: Fünf Ausstattungslinien im Micra

Nissan Micra 1.0Motor: Dreizylinder-Benziner • Hubraum: 998 cm³ ● Leistung: 54 kW (73 PS) • maximales Drehmoment: 95 Nm bei 3500 U/min • Getriebe: 5-Gang Schaltgetriebe • Verbrauch: 4,6-4,9 l/100 km • Beschleunigung von 0-100 km/h: 15,1 s • Ausstattung "Visia": 12.990 Euro; Ausstattung "Visia Plus": 14.590 Euro; Ausstattung "Acenta": 15.990 Euro.
Nissan Micra 0.9 I IG-T • Motor: Dreizylinder-Benziner • Hubraum: 898 cm³ ● Leistung: 66 kW (90 PS) • maximales Drehmoment: 140 Nm bei 2250 U/min • Getriebe: 5-Gang Schaltgetriebe • Verbrauch: 4,4-4,6 l/100 km (mit Start-Stopp-Automatik) • Beschleunigung von 0-100 km/h: 12,1 s • Ausstattung "Visia": 16.190 Euro; Ausstattung "Visia Plus": 15.790 Euro; Ausstattung "Acenta": 17.190 Euro; Ausstattung "N-Connecta": 18.590 Euro; Ausstattung "Tekna": 19.990 Euro.
Nissan Micra 1.5 dCi • Motor: Vierzylinder-Diesel • Hubraum: 1451 cm³ ● Leistung: 66 kW (90 PS) • maximales Drehmoment: 220 Nm bei 2000 U/min • Getriebe: 5-Gang Schaltgetriebe • Verbrauch: 3,2-3,5 l/100 km (mit Start-Stopp-Automatik) • Beschleunigung von 0-100 km/h: 11,9 s • Ausstattung "Visia": 16.190 Euro; Ausstattung "Visia Plus": 17.790 Euro; Ausstattung "Acenta": 19.190 Euro; Ausstattung "N-Connecta": 20.590 Euro; Ausstattung "Tekna": 21.990 Euro.
(Stand: Januar 2017)

Micra als Gebrauchtwagen: Mängel kommen im Alter

Der Micra macht sich lang
Die aktuelle Generation des Micra ist optisch eher unauffällig, dafür technisch solide.
Die aktuelle Generation des Micra wird seit 2010 gebaut und wurde als "Weltauto" entworfen. Mit Leistungen von 80 bis 98 PS ist der Kleine ausreichend motorisiert, der Kompressor gibt dem etwas durchzugsschwachen Motor den nötigen Punch. Im Vergleich zur Konkurrenz fallen ein hoher Verbrauch, rau laufende Dreizylindermotoren und ein unharmonisches Fahrwerk auf. Doch Qualität und Verarbeitung sind solide, kleine Mängel gibt es nur im Bereich Achsaufhängung und Beleuchtung. Zu einem Preis von 6000 Euro ist er derzeit mit einer Laufleistung von rund 80.000 Kilometern gebraucht zu haben. Sein Vorgänger mit der niedlich-knubbeligen Form (2003 bis 2010) fällt allerdings mit Elektronikproblemen auf, zudem hatten die 1,2-Liter-Benziner Probleme mit der Steuerkette. Auch Ölverlust ist ein großes Thema – jeder dritte Micra ab neun Jahren fällt mit "erheblichen Mängeln" durch die Hauptuntersuchung, auch die Lenkung sollte vor einem Gebrauchtwagenkauf gründlich gecheckt werden. Ein Exemplar aus dem Jahr 2006 kostet ab 2500 Euro.

Von

Georg Kacher
Christopher Clausen