Vorstellung: Dank neuem MQB in die Breite gewachsen

Die fünfte Generation des Ibiza verliert in der Länge zwei Millimeter, knackt aber mit 4,06 Metern immer noch die magische Kleinwagenmarke von vier Metern. Auch bei der Höhe reduzieren die Entwickler, wenn auch nur marginal: minus ein Millimeter. Geht Seat bei den Abmessungen also gegen den Trend und verkleinert?

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Neue Seat und Cupra (2019, 2020 und 2021)
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Video: Seat Ibiza (2017)

Der Vergleich alt gegen neu

Nein, denn der neue MQB lässt den Spanier in die Breite wachsen: Ganze 8,7 Zentimeter misst er mehr von Flanke zu Flanke (1,78 m). Zusätzlich streckt sich der Radstand um 9,5 Zentimeter auf 2,56 m. Was neben dem Innenraum auch der Optik zugutekommt, denn der neue Ibiza steht mit seinen kurzen Überhängen und der scharf gezeichneten Karosserie stämmig da. Fast wie ein verkleinerter Leon. Damit der Look nicht unter zu kleinen Felgen leidet, rollt der Ibiza auf Wunsch auf 18 Zoll-Felgen. Die sportlich geschnittenen Schürzen und die doppelflutige Auspuffanlage (sehen etwas nach Renault Clio aus) sind Kennzeichen der FR-Ausstattung. Unabhängig vom Optionen-Paket gibt es den Ibiza nur noch als Fünftürer. So gerüstet stellt sich der kleine Spanier der Konkurrenz: Der neue Polo und der Ford Fiesta sind bereits präsentiert und die nächste Generation des Opel Corsa ist für 2018 geplant.

Interieur: Aha-Effekt und üppige Platzverhältnisse

Neuer Ibiza mit Leon-Genen
Laut Seat soll die Ladekante etwas tiefer sein. In den Kofferraum passen jetzt 355 Liter (Polo: 280 Liter).
Im Innenraum macht sich das Breitenwachstum des Ibiza naturgemäß am ehesten bemerkbar. Die Platzverhältnisse sind gemessen an der Fahrzeugklasse üppig. Seat gibt an, dass sich die Kopffreiheit vorne um 2,4 Zentimeter vergrößert hat – das Ergebnis ist zufriedenstellend, selbst mit 1,95 Meter bleibt genügend Luft nach oben. Positiv ist, dass der linke Ellbogen nicht abgeklappt werden muss, sondern genug Platz auf der Armablage findet. Die Sitze sind 4,2 Zentimeter breiter als beim Vorgänger. Auch hier gibt es nichts zu Klagen. Das Sportgestühl des FR-Modells sieht schick aus und ist ergonomisch. Für einen Aha-Effekt sorgt der Armaturenträger des neuen Ibiza: Ein mittiges Zierelement zieht sich über die gesamte Breite und beherbergt den unter Glas platzierten acht Zoll-Touchscreen des Infotainments.Schnörkellos und aufgeräumt – top, das könnte auch der Innenraum eines Kompakten sein. Es sei denn, man klopft die Oberschale des Cockpits ab. Das besteht nämlich aus Hartplastik. Genau wie die schlichten Türtafeln. Ein kleiner Wermutstropfen, der aber schnell vergessen ist, wenn man im Fond sitzt. Denn selbst, wenn der Fahrersitz wie im Bild für einen 1,95-Meter-Lulatsch eingestellt bleibt, ist genügend Platz vorhanden. Sitzt vorne ein normal Gewachsener, ist die Rücksitzbank für zwei Erwachsene voll reisetauglich. Passend dazu fasst der Kofferraum des Ibiza jetzt 355 Liter (im Vergleich zum Vorgänger: plus 63 Liter).

Fahren: Diesel-Trio für den Ibiza

Seit Sommer 2017 ist die neue Generation des Seat Ibiza auf dem Markt. Bislang gab es den kleinen Spanier nur mit Benzinmotoren – jetzt legt Seat einen 1,6-Liter-Diesel in drei Leistungsstufen nach. Los geht es mit 80 PS. Zumindest beim Drehmoment macht der kleine Diesel einen nicht mehr ganz so schwachbrüstigen Eindruck: Mit 230 Nm, die ab 1400 Umdrehungen anliegen, schafft er gerade mal 20 Nm weniger als seine beiden Brüder. Der Spurt von 0 auf 100 km/h ist dennoch erst in etwas behäbigen 13,3 Sekunden absolviert, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 172 km/h. Den Verbrauch gibt Seat mit 3,8 Litern auf 100 Kilometer an – nicht weniger als die zwei stärkeren Versionen. Der kraftvollste Motor des Diesel-Trios liefert 115 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Nm ab 1500 U/min. Das reicht für einen Spurt von 0 auf 100 km/h in zehn Sekunden und für eine Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h. Er kommt auf einen Durchschnittsverbrauch von 3,9 Liter auf 100 Kilometer.
Die beste Wahl bei den drei Selbstzündern ist der mit der mittleren Leistungsentfaltung: 95 PS haben mit dem 1253 Kilogramm schweren Ibiza ein leichtes Spiel. Und das maximale Drehmoment liegt mit 250 Nm exakt auf dem Niveau des 115-PS-Modells. Die Spurtfähigkeit von 0 auf 100 km/h in elf Sekunden reicht im Alltag durchweg aus. Schaltet man in den Sportmodus, dann sind Überholvorgänge und innerstädtische Spurts erst recht kein Problem. Der Motor hängt willig am Gas, die Beschleunigung ist gleichmäßig, der Geräuschpegel durchaus zurückhaltend – auch wenn man den Diesel deutlich heraushört. Mit 3,8 Litern Diesel auf 100 Kilometer liegt der 95-PS-Diesel gleichauf mit der 115-PS-Version. Real muss man je nach Fahrweise mindestens einen Liter draufschlagen. Vorerst wird der Ibiza Diesel nur mit Handschaltung ausgeliefert, ein DSG-Getriebe (1500 Euro Aufpreis) ist für Ende Januar eingeplant. Aber die manuelle Schaltung mit fünf Gängen (sechs beim 115-PS-Modell),passt schon ganz gut. Die Stufen lassen sich präzise einlegen, die Schaltwege sind kurz, nur ganz gelegentlich und bei hektischem Schalten hakelt es etwas.

Benziner: Mit 150 PS ist der Ibiza schnell unterwegs

Neuer Ibiza mit Leon-Genen
Der Testwagen ist mit dem neuen 1,5-Liter-TSI mit 150 PS und dem FR-Paket samt Sportfahrwerk, Verstelldämpfern und 18-Zoll-Gummis.
Und wie fährt sich der Benziner? Soll keiner sagen, kleine Vierzylinder seien unmusikalisch. Der 150 PS starke 1,5-Liter-Triebling ist ein vielseitiger Alleinunterhalter. Im großen Gang bei 130 km/h sind die Reifen lauter als der Verbrenner. Doch beim Anbremsen, Herunterschalten und Wiederbeschleunigen wechselt im Rhythmus der Strecke die Stimmlage von ungehalten bis enthusiastisch. Engagiert sind auch die Fahrleistungen: von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden, Spitze 215 km/h. Der früh ansprechende Lader formt die Drehmomentkurve zu einem Hochplateau, das so manchem Diesel gut anstehen würde. Im sechsten Gang bei 80 dahintrödeln? Im Ibiza 1.5 TSI kein Problem.
Lenkung? Sehr feinfühliges Einlenken, geringe Haltekräfte, saubere Rückmeldung ohne Filter und Weichzeichner, ordentlicher Wendekreis, selbst in feuchten Zweite-Gang-Ecken kaum Antriebseinflüsse. Bremse? Eine ganze Klasse besser als beim Vorgänger, vom Ansprechverhalten über die Dosierbarkeit bis zur beruhigend nachhaltigen Verzögerung. Fahrwerk? Okay, kurze Querfugen kann er nicht, aber selbst auf dem Flickwerk-Geläuf rund um Barcelona behält der neue Ibiza stets die Fassung. Ein- und Ausfedern ist ein kontinuierlicher Bewegungsablauf, lange Wellen werden geschluckt oder weggedrückt, Schlaglöcher verlieren ihren Schrecken. Die Regelsysteme greifen ungewöhnlich sanft ein, ohne sich dabei in vorauseilendem Gehorsam hervortun zu wollen.
Der Ibiza ist in vielen Disziplinen mindestens so gut oder sogar besser als der Leon. Immer wieder beeindrucken die Grundgeschmeidigkeit, die dezenten Aufbaubewegungen, die geringe Querneigung in schnellen Kurven, der beim Anbremsen und Einlenken stoisch ruhige Vorderwagen. Der Grip ist selbst bei Nässe phänomenal, das Eigenlenkverhalten bleibt bis in den Regelbereich neutral. Man lernt entsprechend rasch, Vertrauen zu fassen, die Lenkung früh aufzumachen und entsprechend früher Gas zu geben. Erst mit deaktiviertem ESP ist Schaulaufen angesagt. Da wird auf Wunsch jede S-Kurve im Ausfallschritt durchmessen, jeder erwachsene Kreisverkehr zum öffentlichen Skidpad, jede Schotterpiste zur privaten Sonderprüfung. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber dieser Ibiza macht einfach kaum Fehler, zeigt kaum Schwächen.

Ausstattung: Digitales Cockpit optional

Neben dem Seat Leon, dem Ateca und Arona, erhält auch der Ibiza das 10,25-Zoll große "Digital Cockpit" optional. Im Konfigurator angekreuzt, ersetzt es das ansonsten analoge Kombiinstrument des spanischen SUV. Das im VW-Konzern schon länger bekannte Display wurde optisch an die Marke Seat angepasst und umfasst drei unterschiedliche Anzeigenstile (Classic, Digital und Dynamic). Je nach gewählter Ansicht werden verschiedene Informationen in den 1280x480 Pixel auflösenden Monitor gespielt. Wichtige Fahrdaten, wie der Spritverbrauch, die gefahrene Strecke oder die verbleibende Reichweite, lassen sich aber in jedem Stil einblenden. Gesteuert wird das System über das Multifunktionslenkrad. Einen Preis nennt Seat noch nicht, im Leon kostet das Display aber 430 Euro Aufpreis. Ab wann es bestellbar ist, geben die Spanier noch bekannt.
Den Ibiza bietet Seat in vier Ausstattungsvarianten an: Reference, Style, FR und XCellence. Das sportlich angehauchte FR-Paket beinhaltet Stoßfänger mit größeren Lufteinlässen und eine sportiv designte Heckschürze, sowie ein Black Pack mit geschwärzten Chromleisten. Dazu gibt es ein Sportfahrwerk mit zwei Dämpferkennlinien (Normal und Sport). Einstellbare Dämpfer hat auch das XCellence-Paket, dann aber mit einer komfortableren Abstimmung. Optional stehen Voll-LED-Scheinwerfer, Stauassistent, Abstandsregeltempomat in der Aufpreisliste.

Connectivity: Vernetzt wie Leon und Ateca

Neuer Ibiza mit Leon-Genen
Dreifach vernetzt: Das Infotainment beherrscht Apple Carplay, Android Auto und Mirror Link.

In Sachen Connectivity rückt der Ibiza zu seinen großen Brüdern Leon und Ateca auf: Mit dem Full Link-System (Apple CarPlay, Android Auto und Mirror Link) ist er dreifach vernetzt. Die Darstellung erfolgt über einen acht Zoll großen Touchscreen, der von zwei Reihen Tastfeldern und zwei konventionellen Dreh-Drückstellern flankiert wird. Auf eine virtuelle Instrumentenanzeige verzichtet Seat – sie bleibt dem neuen Polo vorbehalten.

Motoren und Preis: Ibiza startet bei 12.490 Euro

Die Motorenpalette für den Seat Ibiza ist vorerst komplett. Die Spanier bieten den Kleinwagen in neun verschiedenen Leistungsstufen an. Die aktuellen Einstiegspreise:

• 1.0 MPI 55 kW (65 PS); 5-Gang-Handschaltung
ab 12.490 Euro (Basisausstattung)
• 1.0 MPI 55 kW (75 PS); 5-Gang-Handschaltung
ab 14.240 Euro (Ausstattungslinie Reference)
ab 16.190 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 17.790 Euro (Ausstattungslinie Xcellence)
• 1.0 EcoTSI 70 kW (95 PS); 5-Gang-Handschaltung
ab 15.240 Euro (Ausstattungslinie Reference)
ab 17.190 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 18.790 Euro (Ausstattungslinien Xcellence und FR)
• 1.0 EcoTSI 85 kW (115 PS); 6-Gang-Handschaltung
ab 18.090 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 19.690 Euro (Ausstattungslinien Xcellence und FR)

• 1.0 EcoTSI 85 kW (115 PS); DSG
ab 19.590 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 21.190 Euro (Ausstattungslinie Xcellence)
ab 21.270 Euro (Ausstattungslinie FR)

• 1.0 TGI 66 kW (90 PS); 5-Gang-Handschaltung

ab 17.270 Euro
(Ausstattungslinie Reference)
ab 18.720 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 20.320 Euro (Ausstattungslinie Xcellence und FR)
• 1.5 TSI 110 kW (150 PS); 6-Gang-Handschaltung
ab 21.090 Euro (Ausstattungslinie FR)
• 1.6 TDI 59 kW (80 PS); 5-Gang-Handschaltung
ab 17.635 Euro (Ausstattungslinie Reference)
ab 19.465 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 21.065 Euro (Ausstattungslinie Xcellence)
• 1.6 TDI 70 kW (95 PS); 5-Gang-Handschaltung
ab 19.990 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 21.590 Euro (Ausstattungslinien Xcellene und FR)
• 1.6 TDI 85 kW (115 PS); 6-Gang-Handschaltung
ab 20.890 Euro (Ausstattungslinie Style)
ab 22.490 Euro (Ausstattungslinien Xcellence und FR)
Für alle Motoren bis 95 PS ist eine Fünfgang-Handschaltung Standard. Oberhalb der 95-PS-Grenze kommt ein manuelles Getriebe mit sechs Schaltgassen zum Einsatz. Auf Wunsch bietet Seat auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an.

Gebrauchtwagen: Gebrauchte Ibiza ab 3600 Euro kaufen

Ibiza mit Leon-Genen
Das vorherige Modell des Ibiza (Typ 6J) wurde ab 2008 gebaut und zweimal geliftet.
Die Vorgänger-Generation des Ibiza kam 2008 auf den Markt und bekam in den Jahren 2012 und 2015 jeweils ein Facelift. 2010 kam der Kombi ST. Die Leistungsspanne der TSI- und TDI-Motoren liegt zwischen 60 und 180 PS beim sportlichen Spitzenmodell Cupra. Die vierte Generation des Ibiza gilt in den Statistiken als sehr zuverlässig und solide, fällt aber mit Kleinigkeiten wie knarzenden Innenräumen auf – ab und zu spinnt zudem die Elektronik. Schwerwiegender ist das Steuerkettenproblem bei den TSI-Motoren. Der Bremsenverschleiß ist im Schnitt laut AUTO BILD TÜV-Report hoch. Im 100.000-Kilometer-Dauertest von AUTO BILD räumte der Ibiza die Note 1 ab und überzeugte insbesondere durch seine extrem bequemen Sitze und die Dauerhaltbarkeit. Die Preise für einen gebrauchten Ibiza mit einer Laufleistung bis zu 100.000 Kilometer starten ab rund 3600 Euro, Faceliftmodelle von 2012 kosten gut 6500 Euro.
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Von

Georg Kacher
Jürgen Wolff