BMW 2er Active Tourer (2014): Fahrbericht und Kaufberatung
So fährt der neue BMW-Van
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BMW bringt im September den 2er Active Tourer. Der erste Van der Münchner kommt mit Frontantrieb! Erster Fahrbericht plus Kaufberatung.
Video: BMW 2er Active Tourer im Test
BMW-Van im ersten Vergleich
Ein Jahr lang hat BMW das Publikum auf das Undenkbare vorbereitet, jetzt kommt endlich die Stunde der Wahrheit: AUTO BILD fährt zum ersten Mal den 2er Active Tourer – den ersten Van, den ersten Fronttriebler der Marke. Wir stiegen aus, schauten uns an und es war wie beim Zahnarzt: Hat ja gar nicht weh getan. Was sollte das ganze Theater im Vorfeld? Die Bayern sind halt Opfer des eigenen Markenclaims, der den Hinterradantrieb im 1er immer als einzigartig und sportlich hochgelobt hat. Dass Gölfe oder Allradler den BMW sowohl im Alltag als auch auf der Rennpiste regelmäßig abbügeln, übersahen Macher wie Fans nur zu gerne.
Kaufberatung: Vans bis 40.000 Euro
Vorne sitzt man im 2er Active Tourer leicht eingemauert, wie man es von BMW kennt.
Und weil das überlegene Prinzip der vorne angetriebenen Räder seit dem Mini im Hause verfügbar ist, kommt nun also Undenkbares wie der Active Tourer. Der bringt alles mit, was man von einem kompakten Raumauto hinter dem Propeller erwarten kann. Den typischen Look mit Niere und Doppelaugen, dezente Keilform und eine Dynamik im Blech, die im Zweifel der Schönheit den Vorzug gibt vorm schnöden Kasten. Vorne sitzt man leicht eingemauert, wie man es von BMW kennt, hinten luftiger als im 3er auf einer Rückbank, die sich längs gegen 300 Euro Aufpreis verschieben lässt. Transportaufgaben erledigt der 2er mit reichlich Platz (468 bis 1510 Liter Laderaum), allerdings wird bei den saftigen Preisen niemand dreckige Farbeimer rumkutschieren.Viel wichtiger: Wieviel Active steckt im Tourer? Reichlich, denn BMW hat aus dem Frontantrieb das Sportlichste rausgeholt. Die direkte, manchmal fast zickige Lenkung ist mit nur 2,6 Umdrehungen sehr kurz übersetzt und lässt den 2er um die Ecken pfeifen. Das Fahrwerk schluckt trotz kurzer Federwege erstaunlich viel weg, mit den flachen 18-Zoll-Rädern ist ohnehin kein Komfortwunder zu erwarten. Und was ist mit dem berüchtigten Frontkratzen? Ja, auch BMW kann die Physik nicht außer Kraft setzen. Der Debütant hält lange sauber die Spur, bevor er auf Nässe mit den Hufen scharrt oder in zu schnellen Kurven mit der Nase nach außen drängt. Zarte Versuche mit ausgeschaltetem ESP zeigten immerhin, dass der Active Tourer beim Gaswegnehmen mit dem Heck eindreht.
Die direkte, manchmal fast zickige Lenkung lässt den 2er um die Ecken pfeifen.
Die Fans erkennen Willen und Botschaft. Vor dem Vergnügen müssen sie jedoch eine zweite schmerzhafte Hürde nehmen: die Preisliste. Denn dort lauern Kleingedrucktes und Aufpreise, da BMW von der Attraktivität seines ersten Raumautos so überzeugt ist, wie ein bayerischer Bauer von der Mitgift für seine Tochter. Es geht bei 27.200 Euro los, dafür gibt es einen Dreizylinder-Turbobenziner mit 136 PS in Basisversion. Wer jedoch mehr Extras will, muss zwingend 1350 Euro in den besseren Advantage investieren. Der getestete 218d mit 150 Diesel-PS (31.050 Euro) kostet 3850 Euro mehr als ein gleich starker 1er – da heißt es tapfer sein.
Bildergalerie
Vans und Kompaktvans im Dauertest
Bei den Motoren gibt's auch nicht viel zu sparen, denn der Basisdiesel mit 116 PS erfüllt den Van wohl eher mit Tourer statt mit Active, der mittlere Benziner, ein 220i, kommt mit seinen 192 PS auf der Autobahn ins Schlucken. Vom 225i ganz zu schweigen. Was kann man sich schenken? Das Glasdach zum Beispiel bringt 1250 Euro, die Sportsitze weitere 490 Euro. Beim Abstandsregeltempomaten greift der kluge Mensch auf das körpereigene System Auge zurück, eigentlich ist auch die längs verschiebbare Rückbank überflüssig. Beim Golf Plus hat VW die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden die Sitze nie verschoben haben – oder gar nicht davon wussten! Doch solche Käufer dürfte BMW nicht haben – oder ist auch das jetzt denkbar?
Technische Daten BMW 218d Active Tourer • Motor: 2,0 Liter Vierzylinder Turbodiesel • Leistung: 150 PS • Drehmoment: 330 Nm • Leergweicht: 1450 kg • Höchstgeschwindigkeit: 205 km/h • CO2: 109 g/km • Verbrauch: 4,1 l Diesel/100km.
Einen Vergleichstest zwischen BMW 218d Active Tourer, Mercedes B 200 CDI und VW Golf Sportsvan lesen Sie in AUTO BILD 29/2014, ab 18. Juli im Handel. Weitere Themen im neuen Heft: SUV-Coupés von Audi, BMW und Mercedes; Fahrbericht Mercedes C 200 T-Modell und C4 Cactus gegen ix20 Crossline, Soul, Juke und Capture.
Von
Joachim Staat
Vans und Kompaktvans im Dauertest
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Vans und Kompaktvans im Check: So haben Mercedes B-Klasse, VW Golf Sportsvan, Seat Alhambra und Co im Dauertest über 100.000 Kilometer abgeschnitten*.
*Stand: April 2020
Bild: Uli Sonntag / AUTO BILD
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Platz 12:BMW 218i Active Tourer • Bei 36.331 Kilometern stellte die Werkstatt ein defektes Kurbelwellenlager fest. Seit April 2015 verbaut BMW ein stärkeres Lager. Unser Dauertester aus der frühen Produktion bekam nach neun Monaten einen Austauschmotor, der auch nicht klaglos lief. Zweimal ...
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
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... fiel der Dreizylinder nach dem Start ins Notprogramm. Das Ergebnis der abschließenden Untersuchung bei Testende: Zu wenig Kältemittel in der Klimaanlage oder ein feuchter Ladeluftschlauch mögen Peanuts sein, doch die verfärbte Kupplungsdruckplatte zeigt schon starke Abnutzung. Sie hätte beim Motortausch ...
Bild: Roman Raetzke / AUTO BILD
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... mit gewechselt werden müssen, sagt BMW. Und der Rost, den wir an hinterer Tür und Heckklappendämpfern gefunden haben? "Rein oberflächlich", heißt es aus München. Korrosion und sichtbare Schäden über die Lebensdauer könne das Werk ausschließen. Fehlerpunkte: 39. Note: 4.
Platz 11:Chevrolet Orlando LT + 2.0 TD • Ja, der Orlando hat praktische Seiten: sieben Sitze, reichlich Platz, gute Übersicht, dazu ein kräftiger, leiser Diesel. Doch zu viele Details zeigen den Einfluss des Rotstifts. Die Automatik schaltete viel zu grob, ...
Bild: Roman Raetzke
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... die Klimaanlage konnte nicht ausreichend heizen, die Scheinwerfer erinnern an Oldtimer-Funzeln. Und dann musste der Chevi noch zweimal außer der Reihe in die Werkstatt. Bei rund 50.000 Kilometern musste eine gerissene Antriebswellen-Manschette ...
Bild: Roman Raetzke
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... gewechselt werden. Und bei Tachostand 71.000 ging die Heckklappe nicht mehr auf, weil der Druckschalter versagte. Bei der finalen Zerlegung zeigte sich zudem, dass die Sechsstufenautomatik stark gelitten hat. Fehlerpunkte: 35. Note: 4+.
Platz 10:Ford Grand C-Max 2.0 TDCi Titanium • Ford baut solide, praktische und clevere Autos, wie der Grand C-Max mit den ungewöhnlichen Schiebetüren beweist. Leider hat bei diesem Testauto wieder mal der Fehlerteufel in der Elektronik zugeschlagen. Kein Einzelfall, ...
Bild: Roman Raetzke
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... wie unsere Erfahrungen mit Ford zeigen. Beim Grand C-Max blieb einmal das Navi ohne Bild, dann sorgte ein korrodierter Stecker für falsche Impulse an der Turboladersteuerung. Bei der Demontage fiel besonders der rostige Motorblock auf (im Bild). Die Kosten ...
Bild: Werk
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... für einen ordentlichen Schutzlack hätte Ford der Kundschaft zuliebe gern investieren dürfen. Fehlerpunkte: 30. Note: 3-.
Platz 9:Kia Carens 1.7 CDTi Spirit • Schon im Zwischenbericht nach den üblichen 100.000 Kilometern hatte der Carens nur eine 3+ erzielt: Parksensoren und ein Radlager defekt, einmal Starthilfe. Da die Koreaner ...
Bild: Christian Bittmann
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... ihre extralange Garantie geben, haben wir den Test auf die versprochenen 150.000 Kilometer verlängert. Erst dann folgte die Zerlegung, wobei ein unerwartetes Problem ans Tageslicht kam: Rost im Heckklappenausschnitt. "Oberflächlich", beteuert ...
Bild: Christian Bittmann
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... der Hersteller. Auch im AUTO BILD-Kummerkasten gibt es keine Leserklagen über Korrosion. Die Technik des Carens ist grundsätzlich zuverlässig. Allerdings hatte der Van mehr Defekte als andere Kia-Dauertester zuvor, zudem wurden sie teilweise nicht von der Garantie abgedeckt. Fehlerpunkte: 29. Note: 3-.
Platz 8:Opel Meriva 1.7 CDTI Color Edition • Mit dem Meriva ist Opel auf einem guten Weg, an alte Tugenden anzuknüpfen. Motor und Getriebe wirkten bei Testende taufrisch. Das ausgeklügelte Variabilitätskonzept konnte in der Praxis jedoch ...
Bild: Toni Bader
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... nicht immer überzeugen. Im Stich gelassen hat uns der Meriva nie. Nur mehrere kleine Defekte vermiesen ihm die Bilanz. Die Bordelektrik gab sich zickig, und wegen ihrer Zipperlein häufen sich am Ende einige Fehlerpunkte an. Mal gab eine Glühlampe ...
Bild: Toni Bader
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... den Geist auf, mal fiel der Bremslichtschalter aus. Dann musste die elektrische Heckklappenentriegelung getauscht werden, weil sie plötzlich die Klappe nicht mehr öffnen mochte. Fehlerpunkte: 21. Note: 3+.
Platz 7: Opel Zafira Tourer 2.0 CDTI Innovation • Ein echter Familienfreund bleibt der flotte, relaxte Zafira – obwohl ihm effektive Modellpflege fehlt. Mit starkem Diesel, komfortablem Fahrwerk ...
Bild: Kolja Ensthaler
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... und guter Ausstattung liefert der Van viel Auto fürs Geld. Defekte Vibrationsdämpfer an der Hinterachse und ein Ausfall der Klimaanlage – ansonsten ...
Bild: Kolja Ensthaler
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... nervt der Zafira nur mit Kleinigkeiten wie einer klappernden Mittelkonsole. Fehlerpunkte: 20. Note: 2-.
Platz 6: Mercedes B200 CDI • Ein variabler Kompakter mit ordentlich Platz und einem Stern am Kühler - wer danach sucht: Bitte! Ein Mercedes muss aus unserer Sicht trotzdem mehr bieten. Denn ...
Bild: Roman Rätzke
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... die störrische Elektronik verhinderte einen pannenfreien Betrieb. Dazu kommen keine Schäden - das ist großartig! - aber einige Schwächen wie die Automatik mit Anfahrstottern oder das scheppernde Abschirmblech. Fazit: Eine ordentliche Zuverlässigkeit ...
Bild: Christoph Boerries
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... wollen wir der B-Klasse nicht absprechen. Unsere Erwartungen hat sie dennoch nicht erfüllt. Ein Mercedes für 46.000 Euro muss komfortabel und souverän fahren - auch dann, wenn es keine E-Klasse ist! Und da war die B-Klasse nur Mittelmaß. Fehlerpunkte: 18. Note: 2-.
Platz 4:Seat Alhambra 2.0 TDI • Der Alhambra reist mit uns fünfmal um die Welt und zeigt sich am Ende in einem beeindruckend fitten Zustand. Nein, spurlos sind die 200.000 Kilometer nicht an ihm vorbeigegangen. Das wäre ...
Bild: Toni Bader
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... dann auch schon fast unheimlich. Er hat den doppelten Dauertest aber ohne ernsthafte Zwischenfälle gemeistert. Reparaturen: Einmal die Scheinwerfereinstellung korrigiert, ...
Bild: Toni Bader
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... zweimal Bremsscheiben und -beläge vorn, einmal hinten, ein Achslenker-Lager erneuert und den Klimakompressor ausgetauscht. Fehlerpunkte: 12. Note: 2+.
Platz 4:Dacia Lodgy 115 TCe Prestige • Der Korrosionsschutz bei diesem Billigauto vorbildlich – und besser als bei vielen Japanern. Den Dauertest überstand der Dacia Lodgy ohne große Macken. Nur Rost unter der Heckklappendichtung und ...
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
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... ein defekter Lichtschalter verhagelten ihm die Note Eins. Zwei Wermutstropfen bleiben allerdings für potenzielle Käufer: Im Euro-NCAP-Crashtest (drei von fünf Sternen) kam heraus, dass der Insassenschutz beim Lodgy ...
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
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... nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist. Und bei Hauptuntersuchungen fallen ältere Dacia öfter negativ auf als Autos anderer Marken. Letzteres ändert sich vielleicht bald. Unser Dauertest lässt jedenfalls hoffen. Fehlerpunkte: 12. Note: 2+.
Platz 3:Kia Soul 1.6 CRDi Spirit • Immer wieder ein Kaufargument: die siebenjährige Garantie bis 150.000 Kilometer. Nötig hatte sie unser Dauertester nicht. Es gab keine außerplanmäßigen Werkstattbesuche, der Soul spulte die Distanz pannenfrei ab. Ein kleines Ärgernis war der zweimal abgefallene Hebel zur Höhenverstellung des Fahrersitzes, ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... dessen Befestigungsschraube sich leicht löste. Bei der Demontage zeigte der Soul zwar eine solide Substanz, aber keine perfekte. Metallspäne im Getriebe sind das Ergebnis von abgebrochenen Zähnen an Schaltverzahnung und Schaltmuffen zum vierten und sechsten Gang. Ebenso sieht es beim Anlasser aus: Er liegt ungeschützt ...
Bild: Sven Krieger / AUTO BILD
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... im Spritzwasserbereich, seine elektrischen Anschlüsse waren bereits stark korrodiert. Auch Rost an Blechhaltern und Schrauben in den mehrteiligen Stoßfängern, an Schlauchschellen und Scheuerstellen in den Radhäusern zeigen, dass die grundsätzlich gute Qualität noch steigerungsfähig ist. Fehlerpunkte: 10. Note: 2+.
Platz 2:Mercedes V 220 d • Die V-Klasse ist ein Riese in puncto Platz und Reisekomfort. Trotz harter Einsätze gab es keinen Ausfall. Die Qualität ist besser als beim Vorgänger. Doch ihre Robustheit störte, ...
Bild: Roman Raetzke
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... wenn Leichtigkeit gefragt war: Überschwere Sitze begrenzen die Variabilität, einige Klappergeräusche begleiteten den Dauertest. Das passt nicht ganz zu Preis und Anspruch. Bei der Abschlussuntersuchung nach Demontage ...
Bild: Roman Raetzke
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... zeigte der Mercedes aber nur minimale Mängel: oberflächliche Korrosion an den Scharnieren der vorderen Türen, ein loser Lärmschutz und eine lose Ansaugleitung sowie ein abgelöstes Gummilager vom Federteller an der Hinterachse. Fehlerpunkte: 7. Note: 1-.
Platz 1:VW Golf Sportsvan 1.4 TSI Highline • Der Sportsvan spulte seine Kilometer problemlos ab – neben den drei vorgeschriebenen Service-Stopps keine zusätzlichen Werkstattkosten. Einen Fehlerpunkt ...
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
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... gibt es für das ruckelnde Direktschaltgetriebe. Einen weiteren für leichte Rostansätze, die bei der abschließenden Inspektion entdeckt werden. Demontiert ...
Bild: Thomas Ruddies
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... wurde der Golf übrigens noch nicht: Der Dauertest mit dem Sportsvan wird fortgesetzt – 200.000 Kilometer sind jetzt die neue Ziellinie. Fehlerpunkte: 2. Note: 1.