Elektro-Motorrad: 125er, A1, B196, Versicherung, günstig
Diese 125er-E-Bikes haben mehr Power, als man erwartet
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Wie bei Verbrennern gilt auch für elektrische 125er ein Leistungslimit von 15 PS. Einige der E-Bikes rufen aber wesentlich mehr Power ab. Wie das geht und welche Motorräder dazuzählen, lesen Sie hier!
Bild: Zero Motorcycles
Inhaltsverzeichnis
Bei der Einstufung in die Zulassungs- und Führerscheinklassen zählt für ein Elektro-Motorrad laut Regelung Nr. 85 UN/ECE ausschließlich die Nenndauerleistung. Darunter versteht der Gesetzgeber die maximale Leistung, die ein Motor 30 Minuten lang am Stück abgeben kann. Die mögliche Spitzenleistung taucht an dieser Stelle nicht auf.
Das können Motorradfahrer gebrauchen
Und so gibt es elektrische 125er, die mehr Leistung bieten, als man erwartet; die mit einem kurzzeitig abrufbaren – und legalen – Extra-Kick begeistern. In manchen Fällen bewegt sich diese Mehr-Power, die über das 125er-Limit von 15 PS hinausgeht, im Rahmen von wenigen PS.
Bei einigen Bikes ist das Plus an Kraft aber gewaltig, da liegen in der Spitze auch schon mal 59 PS (!) an. Die Vorstellung, dass 16-Jährige mit so einem Zweirad zur Schule fahren, ist irritierend. Faszinierend und gefährlich zugleich? Wir stellen fünf Fahrzeuge vor und ordnen sie und ihre Zusatz-Power ein!
Die E-Choppers SR sprengt die Konventionen. Und das nicht nur, weil es sich um einen elektrischen Chopper handelt. Das cleane Äußere ist ebenso ein Blickfang wie der mächtige 240er-Hinterreifen. Der Motor entwickelt 109 Nm maximales Drehmoment und leistet in der Spitze 59 PS. Das ist beim überschaubaren Gewicht von 248 Kilogramm durchaus eine Ansage.
Der Schweizer Peter Fässler hat die SR in Eigenregie entwickelt und bietet sie nun in einer Kleinserie für satte 63.650 Euro an. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 135 km/h beziffert. Bei 1,80 Meter Radstand dürfte Erfahrung gefragt sein, um die SR zu bewegen. Und das trotz ABS.
Der hohe Preis wird die meisten davon abhalten, dieses Fahrzeug zu kaufen – erst recht Eltern von einem 16-jährigen Fahranfänger.
E-Bike? Pedelec? Motorrad? Wer vor dem eRockit steht, kratzt sich vermutlich erst mal ratlos am Kopf. Nicht wegen der abgefahrenen Optik des einzigartigen Geräts. Sondern wegen des Konzepts, das dahintersteckt. Man muss nämlich wie beim Fahrrad in die Pedale treten und tut so etwas für die Gesundheit. Die Pedale funktionieren aber wie der Gasgriff beim Motorrad und geben dem E-Motor Impulse.
Der treibt das Hinterrad kurzzeitig mit bis zu 21,7 PS an und macht den eRockit schnellstraßentauglich. Die Dauerleistung liegt bei "nur" 5 kW (6,8 PS). Damit darf der eRockit mit dem B196-Führerschein gefahren werden. Der Fahrspaß ist groß, der Preis hoch: Es geht bei 11.850 Euro los, die zusätzliche Power ist vertretbar.
Motocrosser und Enduro-Freunde bekommen leuchtende Augen, wenn sie die Buchstaben K, T und M lesen. Die meist in Orange gehaltenen Maschinen der Österreicher enthalten die komplette KTM-Offroadkompetenz. Die perfekte Mixtur aus einer Enduro zum Durchs-Gelände-Pflügen und einer Trial-Maschine fürs komplizierte Klettern heißt KTM Freeride.
Und die gibt es auch elektrisch. Mit bis zu 24,5 PS (Dauerleistung: 12 PS), 111 Kilo Gewicht und einer Fahrzeit von 90 Minuten. Danach lädt man die Freeride E-XC entweder in 110 Minuten wieder auf oder tauscht den Akku. Wer gerne durch den Dreck heizt, ist bei der E-XC also an der richtigen Adresse. Preis: 11.199 Euro. Auch die Zusatz-PS der KTM ist überschaubar und damit im Rahmen.
Zero aus Kalifornien hat 2006 als erste Firma damit begonnen, elektrische Motorräder zu bauen. Die Bikes der Amerikaner betören Technik-Fans mit ihren Details – zum Beispiel hohle Rahmenteile zur Reduktion des Gewichts. Eine der momentan günstigsten Möglichkeiten, eine Zero zu fahren, ist die Supermoto FXE ab 13.650 Euro.
Die FXE fährt auf 17-Zoll-Rädern und lädt je nach Ladegerät in 1,8 bis 9,7 Stunden. Sie wird von Zeros schwächstem Motor mit 33 kW angetrieben. Die notwendige Energie stellt der kleinste Akku aus dem Portfolio des Hersteller mit 7,2 kWh zur Verfügung. Eine A1/B196-konforme Version mit einer Dauerleistung von 11 kW gibt es, aber auch die kommt auf 44 PS Spitzenleistung – zu viel des Guten!
Ähnliches Bild bei der Schwester Zero DS. Sie ist das Modell der Kalifornier mit der längsten Tradition. Die DS kann wie ihre Schwester dank elf kW Dauerleistung mit der A1-Lizenz bzw. mit dem B196-Führerschein gefahren werden. Sie leistet in der Spitze aber echte 56 PS, beschleunigt wie ein Golf GTI und hat mehr Durchzug als eine Suzuki Hayabusa! Sehr heikel!
Die Zero DS empfiehlt sich mit ihren Stollenreifen und ihren langhubigen Federn fürs Motorradwandern auf Schotterstraßen. Die Akkus haben standardmäßig 14,4 kWh, optional sind 18 kWh möglich. Bemerkenswert: Zero gibt fünf Jahre Garantie auf alle Akkus, und das ohne Kilometerbegrenzung. Preis: ab 16.540 Euro.
Fazit
Bei aller verständlichen Faszination wirft die Leistung mancher der genannten Motorräder Fragen auf. Über ein paar Zusatz-PS, die kurzfristig zur Verfügung stehen, kann man sich vermutlich einfach freuen. Ist es dagegen empfehlenswert, dass 16-jährige Führerscheinneulinge und unerfahrene Auto-Umsteiger sprinten können wie mit einem Superbike? Heikel. Moralisch ist das nicht ideal.
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