Smart Fortwo EQ (2018): Fahrbericht
Stromer mit Schwächen

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Mutig! Ab 2020 will Smart nur noch Elektro-Autos verkaufen. Drei Tage mit dem aktuellen EQ im vermeintlich grünen Skandinavien zeigen aber: Auto und Infrastruktur haben noch Verbesserungs-Potenzial.

Hoffnungsträger: Smart setzt in Zukunft voll auf den E-Antrieb, die Benziner verschwinden ab 2020 ganz.
Bild: Daimler
Laden mit Hindernissen
Der Schritt ist mutig, denn ob die Infrastruktur in den Städten in nur zwei Jahren fit ist für ein reines E-Angebot, ist fraglich. Stand heute gehören jedenfalls so manche Extra-Runde auf der Suche nach einer freien Ladesäule und mitunter längere Fußmärsche im Regen zum eigentlich Ziel noch fest zum Elektroauto-Fahrer-Alltag – wie wir bei unserem dreitägigen City-Trip, noch dazu im vermeintlich "grünen" Skandinavien zwischen Kopenhagen und Malmö, selbst erfahren haben.
Realistische 120 Kilometer Reichweite
Auch in Europas Norden, wo die E-Mobilität eigentlich schon einen Schritt weiter ist als bei uns, ist ein Elektroauto also vor allem für Pendler geeignet, die einen festen Stellplatz mit Ladesäule haben. Wer dagegen jeden Abend nach einer Steckdose suchen muss, verliert schnell die Lust am Laden. Zumal der E-Smart relativ häufig ans Stromnetz muss: Bis zu 160 Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller, realistisch sind eher 120 Kilometer. Die Konkurrenz wartet inzwischen mit deutlich höheren Werten auf und gönnt ihren Kunden damit auch mal einen ladefreien Abend.
Der Smart EQ ist kein Ampelsprinter

Mit 60 kW/81 PS schafft es der Smart EQ in 4,9 Sekunden auf 60 km/h.
Bild: Daimler
Keine One-Pedal-Funktion
Was dem Smart EQ allerdings fehlt, ist eine sinnvolle Rekuperationssteuerung. Zwar erkennt er per Radar vor ihm fahrende Autos und nimmt über die Energierückgewinnung Tempo raus. Wie stark er beim Loslassen des Gaspedals verzögern soll lässt sich aber nicht richtig einstellen, die Eco-Taste in der Mittelkonsole hat mehr eine An-Aus-Funktion. Und: Selbst im Öko-Betrieb verzögert der Smart durch Rückgewinnung nicht wirklich bis zum Stillstand und lässt sich kaum mit nur einem Pedal fahren. Das ist schade, gerade wegen des One-Pedal-Driving machen E-Autos oft richtig Spaß, und die Bremsen schont es außerdem.
Mehr Komfort im Stromer aber kein Schnäppchen

Das zusärtliche Gewicht der Akkus tut dem Fahrwerk gut, der Smart EQ hoppelt nicht so stark wie seine Benzin-Brüder
Bild: Daimler
Vor allem in Anbetracht des Preises dürfte man etwas mehr Qualität erwarten. Schon der normale Smart ist kein Schnäppchen, für den EQ werden aber mindestens 21.490 Euro fällig. Greift man zum viersitzigen Forfour stehen 22.600 Euro auf der Rechnung, und das mit einer ziemlich lausigen Verdeck-Konstruktion versehene Fortwo Cabrio schlägt sogar mit 25.200 Euro zu Buche. Dass dabei nichtmal ein großer Bildschirm an Bord ist, sondern ein einfaches Monochrom-Display den aktuellen Radiosender anzeigt, ist fast schon eine Frechheit, in Anbetracht des umständlich zu bedienenden 7-Zoll-Touchscreen-Infotainment mit unausgereiftem Tomtom-Navi aber verschmerzbar.
Schnelladen nur gegen Aufpreis

Lange Leitung: Ab Werk liefert Smart nur ein Ladekabel mit, wer Schuko- und Typ-2-Stecker will, muss extra bezahlen.
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Parkmeister: In Sachen Parken und Wenden kann dem Smart immer noch kein anderes Auto das Wasser reichen.
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