Vorstellung: Bester GT der Welt?
Interieur: Ein Hauch von James Bond
Fahren: Auf der Rennstrecke
Ausstattung: Alles ist möglich
Connectivity: Assistenzsysteme vom Bentayga
Motor und Technische Daten: Neuer W12-Motor
Gebrauchtwagen: Bentley fahren für unter 40.000
Fahrbericht: Nicht alles ist perfekt (Update!)

Vorstellung: Der neue Bentley soll der beste GT der Welt sein

Der Continental GT ist nicht nur ein luxuriöses Auto, sondern auch ein edler Retter. Er hat Bentley das Überleben gesichert. Seit 2003 haben die Briten über 66.000 GT verkauft und auch wenn der Großteil an Fußballer und Rapper ging, hat Bentley damit das Segment des luxuriösen Grand Tourer wiederbelebt. Die dritte Generation soll ab 2018 nicht weniger als der beste Gran Turismo der Welt sein. Dazu wurde nicht bloß die in die Jahre gekommene Plattform des VW Phaeton gestrichen, sondern auch das Design grundlegend überarbeitet. Während der optische Schritt zwischen der ersten (seit 2003) und zweiten Generation (seit 2011) des Continental GT auch als Facelift durchgehen könnte, macht der neue GT einiges anders.
Luxus-Coupé auf Diät
Die Front des neuen Continental GT ist modern und erinnert an die Studie EXP 10 Speed 6.
Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Vorderachse um 13,5 Zentimeter nach vorne versetzt, was eine längere Haube und eine flacher designte Front ermöglicht. Beides erinnert direkt an den EXP Speed 6 von 2015 – Bentley hat also Wort gehalten und Designelemente der Studie in die Serie übernommen. Trotz verlängertem Radstand und fünf Zentimeter mehr Breite ist der GT unverkennbar ein Bentley. Dafür sorgen der extrabreite Kühlergrill und die klassischen vier Scheinwerfer. Nur der aufgesetzte Kennzeichenhalter in Wagenfarbe ist ein Fremdkörper im ansonsten stilsicheren Design. Den gewonnenen Platz zwischen Radhaus und Türausschnitt füllt Bentley mit einem eleganten W12-Logo – soll ja jeder wissen, dass man das 635 PS starke Topmodell fährt. Auch das Heck wurde stärker überarbeitet als beim vorherigen Generationswechsel. Seit dem ersten GT 2003 sind die Rückleuchten immer weiter geschrumpft. Ab 2018 haben sie eine komplett neue Ellipsenform, die ganz bewusst das Design der Endrohre aufnimmt. Es wirkt, als habe Bentley die Auspuffendrohre auf die Rückleuchten gespiegelt. Ähnlich wie bei Porsche gibt es jetzt einen Bentley-Schriftzug unterhalb des geflügelten "B". Die Produktion des neuen Continental GT startet im September 2017 nach vier Jahren Entwicklungszeit. Zum Marktstart im ersten Quartal 2018 bringt Bentley den GT ausschließlich mit dem prestigeträchtigen W12 mit jetzt 635 PS. Den V8S mit Porsche-Motor und den Conti GT mit Plug-in-Hybrid liefert Bentley nach. AUTO BILD schätzt, dass der neue Bentley Continental GT mit knapp 200.000 Euro rund 20.000 Euro weniger als der gleichstarke GT Speed der auslaufenden Generation kostet.

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Interieur: Ein Hauch von James Bond im Innenraum

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Video: Bentley Continental GT (2017)

Bester GT der Welt?

Im Innenraum hält der neue Continental GT gleich mehrere Überraschungen parat. Der Einstieg ist schonmal kein Problem, die 18-fach einstellbaren Sitze mit Heizung, Belüftung und Massage sind bequem und bieten genügend Auflagefläche. Beim Blick auf den Tacho ein kurzer Schock für wahre "Bentley Boys": der 2018er GT ist der erste Serien-Bentley mit voll digitalen Armaturen. Also Virtual Cockpit statt klassischer Rundinstrumente. Die Briten sprechen von mehr Möglichkeiten (inklusive Umstellung von km/h in mph auf Knopfdruck) und können sich trotzdem nicht ganz von der Tradition loseisen. Denn die eigenständigen Animationen der Tacho-Einheit sollen so analog wie möglich aussehen. Darüber eine weitere Neuheit für den Continental GT: ein Head-up-Display. Herzlich Willkommen im Jahr 2006, Bentley. Wirklich neu ist dafür das drehbare Display in der Mittelkonsole. Bei ausgeschaltetem Motor könnte man denken, dass der neue GT wie Audi R8 oder Lamborghini Huracán nur über das Virtual Cockpit navigiert. Ein Druck auf den Startknopf in der Mittelkonsole und in einer Sekunde fährt das Holz-Panel zurück, dreht sich axial und bringt einen 12,3-Zoll-Touchscreen zum Vorschein.

Display aus dem Porsche Panamera

Das Display ist gestochen scharf und fügt sich nahtlos in das vom Kunden gewählte Furnier ein. Die Spaltmaße sind perfekt. Navi, Medien und mehr lassen sich über den aus dem Porsche Panamera bekannten Bildschirm bedienen. Zusätzlich kann die Klimaanlage auch manuell über die Mittelkonsole gesteuert werden – so hat der Fahrer die Möglichkeit, den Touchscreen zu verstecken. Damit kommen wir zum Partytrick des neuen Conti GT, denn das drehbare Display hat noch eine dritte Einstellung. Dabei kommen drei analoge Rundinstrumente zum Vorschein: Thermometer, Kompass und Laptimer. Klingt technisch hochkompliziert, lässt sich aber einfach verdeutlichen: das Display funktioniert wie das drehbare Nummernschild an James Bonds Aston Martin DB5. Die dritte Variante mit den drei Rundinstrumenten mutiert per Knopfdruck wieder zum Navi-Bildschirm. Dabei dreht sich die analoge Kompass-Rose – auch hier lässt James Bond grüßen. 
Vater Porsche, Mutter Bentley
Das drehbare Display fügt sich perfekt in den edlen Innenraum ein.
Der neue Continental GT ist der erste Bentley, bei dem das Interieur mit Virtual Reality designt wurde. Trotzdem hält Bentley an der Tradition des "Double-wing"-Armaturenbrett fest. Das Cockpit wurde leicht tiefer designt und lässt sich durch beinahe unendlich viele Material- und Farbkombinationen komplett individualisieren. Die Liebe zum Detail ist überall erkennbar. So besteht jedes einzelne Viereck der neuen Diamant-Steppung aus genau 712 Stichen. Und dann ist da auch noch dieses spezielle Bentley-Gefühl. Natürlich ist das Interieur eines Mercedes S-Klasse Coupé auch extrem luxuriös und teilweise moderner ausgestattet. Aber kaum ein Hersteller schafft es, das Gefühl von Luxus so gut rüberzubringen wie Bentley. Ein gutes Beispiel sind die metallischen Türöffner im Innenraum. Die Innenseite ist zwar nicht zu sehen, wurde trotzdem speziell perforiert und fässt sich angenehm an. An solchen Einzelheiten wird klar: ein Bentley ist eben ein Bentley.

Fahren: Direkter Vergleich zwischen neuem und altem GT

Wie heißt es doch so schön? Erst der Vergleich macht Sie sicher. Deshalb lassen wir auf der Rennstrecke von Anglesey dem noch aktuellen Continental GT Baujahr 2017 den Vortritt. Schon nach wenigen Runden heizen sich die Vorderreifen über Gebühr auf, der Wagen beginnt entsprechend früh zu untersteuern, jede Richtungsänderung hat theatralische Aufbaubewegungen zur Folge, die langsam nachlassende Verzögerung zwingt zu immer früheren Bremspunkten, die Lenkung wirkt übertrieben unverbindlich. Selbst mit scharf gestellten Fahrmodi und abgeschalteten Regelsystemen lässt das W12-Coupé keinen Zweifel daran, dass es viel lieber gleitet als hetzt. Obwohl der Motor eine Drehmomentlawine nach der anderen lostritt, ist die Achtgang-Wandlerautomatik vor allem an frühen Hochschaltmanövern und sanften Gangwechseln interessiert.

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Hinterradlenkung erst im GT Speed

Fahrzeugwechsel. Erste Erkenntnis: Wir sind im neuen Conti GT viel zu langsam unterwegs. Die intern BY634 genannte GT-Generation kann deutlich später bremsen und früher beschleunigen, er nimmt etwas mehr Tempo in die Kurve hinein und macht viel mehr Tempo beim Herausbeschleunigen. Dieser Geschwindigkeitszuwachs hat auch in sehr schnellen Biegungen Bestand. Die zuvor leicht sedierte Lenkung ist jetzt direkter abgestimmt und transparenter. Sie reagiert schneller, arbeitet progressiver und vermittelt genau das richtige Maß an Fahrbahnkontakt. Eine Hinterradlenkung im Stil des Panamera ist im Prinzip einsatzbereit, soll aber erst im Continental GT Speed und danach auch im Continental Supersports angeboten werden.
Bentley EXP 10 Speed 6 Concept
Trotz 2,2 Tonnen Gewicht lässt sich der neue Bentley Continental GT einfach querfahren!
Steigungen und Gefälle wechseln sich ab mit schnellen topfebenen Kurven, leicht hängenden Vierte-Gang-Schleifen, einem langsamen S und drei Vollgas-Geraden. Der Bentley zieht präzise seine Bahn – mit nur noch ansatzweisem Untersteuern durch die beiden Rechtsbogen, sauber unterdrückten Aufbaubewegungen über Kuppen und durch Senken, einem klaren Plus an Grip und Rückmeldung. Die jetzt am Lenkrad statt an der Lenksäule befestigten Schaltpaddel sind Geschmacksache, die aktive elektrische Wankstabilisierung sorgt für Ruhe im Karton, die Dreikammer-Luftfederung ermöglicht eine breitere Spreizung zwischen den Extremen Komfort und Sport. Weil die ersten drei Fahrstufen kurz untersetzt sind, lohnt es sich fast überall, die Drehmomentwelle im nächsthöheren Gang abzureiten. Trotz Allradantrieb mit voll variabler Drehmomentverteilung kommt der 2,2-Tonner unter Last sogar bei 160 km/h immer wieder leicht quer. Die hohe Schule des langgezogenen Drifts wechselt sich ab mit mehr oder weniger wilden Dritte-Gang-Slides, die über Gas und Lenkung erstaunlich feinfühlig dosierbar sind. In der Zweite-Gang-Haarnadel zelebriert der Hooligan ein Feuerwerk aus Rauchzeichen, Reifenquietschen und Schwarzmalerei.

Ausstattung: Die Mulliner-Abteilung macht alles möglich

Vater Porsche, Mutter Bentley
Der Schriftzug unter dem geflügelten "B" ist neu und hätte nicht unbedingt sein müssen.
LED-Matrix-Scheinwerfer, 21-Zoll-Felgen, Luftfahrwerk mit 48-Volt-Wankstabilisierung und W12-Motor mit 635 PS: Willkommen in der automobilen Luxusklasse. Fast alles, was gut und teuer ist, ist auf Wunsch für den Continental GT erhältlich. Wer seinen Bentley zum Beispiel mit Holzfurnier wählt, bekommt je nach Ausstattungsumfang gefühlte drei Bäume in das Coupé genagelt. Zusätzlich können Kunden ab Werk zwischen 17 Außen-, 15 Innenraumfarben und zwölf verschiedenen Furnieren wählen. Wobei diese Zahlen genau genommen Makulatur sind, weil Bentleys Individual-Abtielung Mulliner gegen Aufpreis so gut wie jeden Wunsch möglich macht, egal ob Außenfarbe oder Innenausstattung. Für den "besten GT der Welt" hat Bentley gleich drei verschiedene Soundsysteme im Angebot. Neben der Standard-Anlage mit zehn Lautsprechern gibt es eine "Bang & Olufsen"-Version mit 1500 Watt und für audiophile Bentley-Fahrer eine Highend-Version von "Naim" mit 2200 Watt und 18 Lautsprechern. Das drehbare Display kostet übrigens genauso Aufpreis wie 22-Zöller.

Verschiedene Ausstattungspakete zum Marktstart

Zum Marktstart hat Bentley zwei Ausstattungspakete im Angebot: die City-Ausstattung beinhaltet eine elektrische Kofferraumklappe mit Bewegungssensor, Fußgänger- und Verkehrszeichen-Erkennung, Bremsassistent und 360 Grad-Kamera. Das Touring-Paket beinhaltet Stau- und Spurhalteassistent, Head-up-Display, Bremsassistent und Nachtsicht inklusive Infrarot. Für maximale Performance verbaut Bentley 420 Millimeter große Bremsscheiben mit Zehn-Kolben-Sätteln an der Vorderachse – nebenbei die aktuell größte an einem Serienauto verbaute Stahlbremse. Eine Launch-Control und der komplett überarbeitete Allradantrieb sollen für bestmögliche Traktion beim Start sorgen. Statt der bisherigen 40:60-Verteilung setzt Bentley beim neuen GT auf einen aktiven Allradantrieb, der die Kraft je nach Fahrsituation und Fahrmodi (Comfort, Bentley, Sport und Individual) schnell und indviduell an alle vier Räder verteilt. Auch die Luftfederung haben die Briten überarbeitet. Die neue Drei-Kammer-Luftfeder besitzt 60 Prozent mehr Luftinhalt und soll eine größere Spreizung ermöglichen. Im Sport-Modus wird nur eine Kammer genutzt, sodass die Steifigkeit im Vergleich zum Comfort-Modus (drei Kammern) deutlich verbessert werden soll.

Connectivity: Assistenzsysteme aus dem Bentley Bentayga

Das aufwendige und geschickt gelöste drehbare Display stammt aus dem Porsche Panamera und kostet im Bentley Continental GT Aufpreis. Das von verschiedenen Audi-Modellen bekannte Virtual Cockpit wurde bei Bentley überarbeitet und um eigene Animationen ergänzt. Apple CarPlay (kabelgebunden) ist genauso an Bord wie zahlreiche Assistenzsysteme. Die Palette an elektronischen Helfern wird eins zu eins vom Gelände-Bruder Bentayga übernommen und beinhaltet Spurhalte-, Stau- und Parkassistent.

Technische Daten: Neuer W12-Motor wiegt 30 Kilo weniger

Das neue W12-Triebwerk ist eine Weiterentwicklung des Bentayga-Motor. Während der Sechsliter-TSI im Offroader 608 PS leistet, konnte Bentley die Leistung im Conti GT auf 635 PS pushen. Damit ist der neue GT genauso stark wie der ausgelaufene Continental GT Speed. Statt 820 Nm lässt der Motor ab 2018 900 Nm auf den aktiven Allradantrieb los. Gleichzeitig wiegt der neue Zwölfzylinder 30 Kilo weniger als der Vorgänger-Motor und ist für eine bessere Gewichtsverteilung weiter hinten positioniert als bisher. Erstmals koppelt Bentley den W12 an ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und nicht mehr an eine Wandlerautomatik. Ein Zwei-Massen-Schwungrad ersetzt den Drehmomentwandler. Das Ergebnis: 100 km/h liegen im neuen GT nach nur 3,7 Sekunden an – das ist eine halbe Sekunde schneller als bisher. Topspeed? 333 km/h im sechsten Gang! Die beiden anderen Fahrstufen sind als Overdrive zum Cruisen gedacht. Aber das große Coupé soll auch effizienter sein als bisher, dazu mutiert der W12 dank Zylinderabschaltung zum Sechszylinder. Die Reichweite gibt Bentley mit optimistischen 800 Kilometern an. 

Gebrauchtwagen: Bentley fahren für unter 40.000 Euro

Der allererste Bentley Continental GT kam 2003 für über 160.000 Euro auf den Markt. Das 560 PS starke Luxuscoupé ist relativ häufig auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden. Die günstigsten Exemplare des großen Bentley gibt es nach über zehn Jahren bereits für unter 40.000 Euro. Die Laufleistungen sind deutlich im sechsstelligen Bereich, was gleichzeitig aber auch für die Standfestigkeit des Sechsliter-Zwölfzylinder spricht. Bei einem Neupreis von über 160.000 Euro ist der Preisverfall inzwischen bei rund 75 Prozent. Doch Vorsicht: Die günstigsten Exemplare sind in der Regel extrem runtergerockt oder verbastelt – im schlimmsten Fall beides. 

Zweite Generation seit 2011

Bentley EXP 10 Speed 6 Concept
Die zweite Generation des Continental GT kam 2011 raus. Gebrauchte Exemplare starten bei ungefähr 90.000 Euro.
2007 hat Bentley den 610 PS starken GT Speed vorgestellt. Zeitgleich wurde der normale Continental GT leicht überarbeitet. Den GT Speed gibt es gebraucht ab rund 60.000 Euro, gute Exemplare beginnen aber eher bei 80.000 Euro. Das Topmodell der ersten Generation ist der Continental Supersports mit 630 PS. Das Spitzenmodell ist gebraucht extrem selten und kostet auch gebraucht noch mindestens 110.000 Euro. Die zweite Generation des Continental GT kam 2011 auf den Markt und unterscheidet sich optisch nur marginal von Generation eins. Die Leistung stieg auf 575 PS, die Phaeton-Plattform blieb. Für rund 90.000 Euro gibt es den Conti GT der zweiten Generation gebraucht. Im April 2012 haben die Briten den Gran Turismo mit Achtzylinder-Motor und 507 PS Leistung präsentiert, zwei Jahre später kam der V8S mit 528 PS auf den markt. Zu erkennen sind die Achtzylinder-Modelle am roten Hintergrund der Benley-Logos und dem vierflutigen Auspuff.

Topmodell Continental Supersports ab 300.000 Euro

Den Achtzylinder-GT gibt es als gut vier Jahre alten gebrauchten ab etwa 100.000 Euro. Dafür sind die Laufleistungen meist niedrig und die Ausstattungen Bentley typisch luxuriös. Den noch sehr frischen V8S mit 528 PS gibt es als jungen Gebrauchten nicht unter 150.000 Euro. Den Zenit der Baureihe bildet der noch brandneue Continental Supersports der zweiten Generation mit 710 PS, der aktuell nicht unter 300.000 Euro zu haben ist. Gefragt sind die Sondermodelle GT3-R (300 Stück) und der Supersports Ice Speed Record (kurz ISR) Convertible, von dem nur 100 Stück gebaut werden. Für alle gebrauchten Bentley gilt natürlich: Egal, wie günstig in der Anschaffung, Unterhalt- und Reparaturkosten sind auf Luxusklasse-Niveau. Speziell die Luftfederung kann bei älteren Modellen Probleme machen. Dafür ist die Ausstattung bei den meisten Continental GT mehr als umfangreich.

Fahrbericht: Nicht alles ist perfekt im Bentley

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Video: Bentley New Continental GT (2018)

Viel mehr geht nicht

Tiefes Grollen umgibt das ehrwürdige Kolosseum in Rom. Weil aber kein Wölkchen den sonnigen Frühlingsmorgen trübt, ist unser Bentley New Continental GT im auffälligen "Orange Flame" schnell als Übeltäter enttarnt. Damit es nicht doch noch zum Gewitter mit den örtlichen Carabinieri kommt, entscheiden wir uns schnell zur Flucht. Eine Fingerübung für den GT, der wie schon seine Vorgänger auf einen potenten Zwölfzylinder mit reichlich Mumm setzt. 635 gediegene bis gewitternde Pferdchen fallen je nach Fahrprogramm über die vier angetriebenen Räder her. Das Ergebnis lässt wenig Demut vor den Grenzen der Physik erkennen. 3,7 Sekunden für den Sprint auf 100 und 333 Sachen Spitze sind Sportwagenwerte der Extraklasse.
Im Unterschied zu den ganz harten Boliden wahrt der Bentley-Pilot die Etikette und steigt auch nach einer schnellen Runde auf der Rennstrecke ohne Schweißflecken wieder aus. Das liegt weniger an der Sitzbelüftung, als an der neuen Längsmotor-Premium-Plattform (steckt auch unterm Porsche Panamera) und dem aktiven Wankausgleich, die den GT, der vorher noch auf dem ersten VW Phaeton basierte, ungeahnt handlich machen. 200 Kilo Diät helfen auch. Noch besser aber beherrscht er das lässige Cruisen. Das gewaltige Drehmoment von 900 Newtonmetern steht schon bei 1350 Touren zur Verfügung, die Luftfederung reagiert im Comfort-Modus feinsinnig, ortskundige Genießer drehen den 12,3-Zoll-Monitor zugunsten von klassischen Rundinstrumenten weg. Alles perfekt also? Nicht ganz. Klappergeräusche passen nicht zum Preis und zeugen von zügigem Verfall. Das Kolosseum in Rom ließ sich dafür mehr Zeit.
Jan Götze

Fazit

Mit dem neuen Continental GT hat Bentley das Luxuscoupé an den entscheidenden Stellen weiterentwickelt. Vor allem der moderne Innenraum überzeugt, ohne dabei an britischem Charme zu verlieren. Auch das Design wurde gezielt überarbeitet und lässt die neue Generation zwar sportlicher und bulliger, aber gleichzeitig stilsicher und elegant wirken. Da freuen sich nicht nur Fußballprofis und Rapper!

Von

Georg Kacher