Bentley Continental GT (2017): Test
So fährt der Continental GT
Neue Coupés (2019, 2020, 2021, 2022 und 2023)
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Der neue Bentley Continental wird deutlich moderner. Der Sechsliter-W12 bleibt. AUTO BILD hat alle Infos inklusive Sitzprobe und Fahrbericht!
➤ Vorstellung: Bester GT der Welt?
➤ Interieur: Ein Hauch von James Bond
➤ Fahren: Auf der Rennstrecke
➤ Ausstattung: Alles ist möglich
➤ Connectivity: Assistenzsysteme vom Bentayga
➤ Motor und Technische Daten: Neuer W12-Motor
➤ Gebrauchtwagen: Bentley fahren für unter 40.000
➤ Fahrbericht: Nicht alles ist perfekt (Update!)
➤ Interieur: Ein Hauch von James Bond
➤ Fahren: Auf der Rennstrecke
➤ Ausstattung: Alles ist möglich
➤ Connectivity: Assistenzsysteme vom Bentayga
➤ Motor und Technische Daten: Neuer W12-Motor
➤ Gebrauchtwagen: Bentley fahren für unter 40.000
➤ Fahrbericht: Nicht alles ist perfekt (Update!)
Der Continental GT ist nicht nur ein luxuriöses Auto, sondern auch ein edler Retter. Er hat Bentley das Überleben gesichert. Seit 2003 haben die Briten über 66.000 GT verkauft und auch wenn der Großteil an Fußballer und Rapper ging, hat Bentley damit das Segment des luxuriösen Grand Tourer wiederbelebt. Die dritte Generation soll ab 2018 nicht weniger als der beste Gran Turismo der Welt sein. Dazu wurde nicht bloß die in die Jahre gekommene Plattform des VW Phaeton gestrichen, sondern auch das Design grundlegend überarbeitet. Während der optische Schritt zwischen der ersten (seit 2003) und zweiten Generation (seit 2011) des Continental GT auch als Facelift durchgehen könnte, macht der neue GT einiges anders.

Die Front des neuen Continental GT ist modern und erinnert an die Studie EXP 10 Speed 6.
Video: Bentley Continental GT (2017)
Bester GT der Welt?
Display aus dem Porsche Panamera
Das Display ist gestochen scharf und fügt sich nahtlos in das vom Kunden gewählte Furnier ein. Die Spaltmaße sind perfekt. Navi, Medien und mehr lassen sich über den aus dem Porsche Panamera bekannten Bildschirm bedienen. Zusätzlich kann die Klimaanlage auch manuell über die Mittelkonsole gesteuert werden – so hat der Fahrer die Möglichkeit, den Touchscreen zu verstecken. Damit kommen wir zum Partytrick des neuen Conti GT, denn das drehbare Display hat noch eine dritte Einstellung. Dabei kommen drei analoge Rundinstrumente zum Vorschein: Thermometer, Kompass und Laptimer. Klingt technisch hochkompliziert, lässt sich aber einfach verdeutlichen: das Display funktioniert wie das drehbare Nummernschild an James Bonds Aston Martin DB5. Die dritte Variante mit den drei Rundinstrumenten mutiert per Knopfdruck wieder zum Navi-Bildschirm. Dabei dreht sich die analoge Kompass-Rose – auch hier lässt James Bond grüßen.

Das drehbare Display fügt sich perfekt in den edlen Innenraum ein.
Wie heißt es doch so schön? Erst der Vergleich macht Sie sicher. Deshalb lassen wir auf der Rennstrecke von Anglesey dem noch aktuellen Continental GT Baujahr 2017 den Vortritt. Schon nach wenigen Runden heizen sich die Vorderreifen über Gebühr auf, der Wagen beginnt entsprechend früh zu untersteuern, jede Richtungsänderung hat theatralische Aufbaubewegungen zur Folge, die langsam nachlassende Verzögerung zwingt zu immer früheren Bremspunkten, die Lenkung wirkt übertrieben unverbindlich. Selbst mit scharf gestellten Fahrmodi und abgeschalteten Regelsystemen lässt das W12-Coupé keinen Zweifel daran, dass es viel lieber gleitet als hetzt. Obwohl der Motor eine Drehmomentlawine nach der anderen lostritt, ist die Achtgang-Wandlerautomatik vor allem an frühen Hochschaltmanövern und sanften Gangwechseln interessiert.
Hinterradlenkung erst im GT Speed
Fahrzeugwechsel. Erste Erkenntnis: Wir sind im neuen Conti GT viel zu langsam unterwegs. Die intern BY634 genannte GT-Generation kann deutlich später bremsen und früher beschleunigen, er nimmt etwas mehr Tempo in die Kurve hinein und macht viel mehr Tempo beim Herausbeschleunigen. Dieser Geschwindigkeitszuwachs hat auch in sehr schnellen Biegungen Bestand. Die zuvor leicht sedierte Lenkung ist jetzt direkter abgestimmt und transparenter. Sie reagiert schneller, arbeitet progressiver und vermittelt genau das richtige Maß an Fahrbahnkontakt. Eine Hinterradlenkung im Stil des Panamera ist im Prinzip einsatzbereit, soll aber erst im Continental GT Speed und danach auch im Continental Supersports angeboten werden.

Trotz 2,2 Tonnen Gewicht lässt sich der neue Bentley Continental GT einfach querfahren!

Der Schriftzug unter dem geflügelten "B" ist neu und hätte nicht unbedingt sein müssen.
Verschiedene Ausstattungspakete zum Marktstart
Zum Marktstart hat Bentley zwei Ausstattungspakete im Angebot: die City-Ausstattung beinhaltet eine elektrische Kofferraumklappe mit Bewegungssensor, Fußgänger- und Verkehrszeichen-Erkennung, Bremsassistent und 360 Grad-Kamera. Das Touring-Paket beinhaltet Stau- und Spurhalteassistent, Head-up-Display, Bremsassistent und Nachtsicht inklusive Infrarot. Für maximale Performance verbaut Bentley 420 Millimeter große Bremsscheiben mit Zehn-Kolben-Sätteln an der Vorderachse – nebenbei die aktuell größte an einem Serienauto verbaute Stahlbremse. Eine Launch-Control und der komplett überarbeitete Allradantrieb sollen für bestmögliche Traktion beim Start sorgen. Statt der bisherigen 40:60-Verteilung setzt Bentley beim neuen GT auf einen aktiven Allradantrieb, der die Kraft je nach Fahrsituation und Fahrmodi (Comfort, Bentley, Sport und Individual) schnell und indviduell an alle vier Räder verteilt. Auch die Luftfederung haben die Briten überarbeitet. Die neue Drei-Kammer-Luftfeder besitzt 60 Prozent mehr Luftinhalt und soll eine größere Spreizung ermöglichen. Im Sport-Modus wird nur eine Kammer genutzt, sodass die Steifigkeit im Vergleich zum Comfort-Modus (drei Kammern) deutlich verbessert werden soll.
Das aufwendige und geschickt gelöste drehbare Display stammt aus dem Porsche Panamera und kostet im Bentley Continental GT Aufpreis. Das von verschiedenen Audi-Modellen bekannte Virtual Cockpit wurde bei Bentley überarbeitet und um eigene Animationen ergänzt. Apple CarPlay (kabelgebunden) ist genauso an Bord wie zahlreiche Assistenzsysteme. Die Palette an elektronischen Helfern wird eins zu eins vom Gelände-Bruder Bentayga übernommen und beinhaltet Spurhalte-, Stau- und Parkassistent.
Das neue W12-Triebwerk ist eine Weiterentwicklung des Bentayga-Motor. Während der Sechsliter-TSI im Offroader 608 PS leistet, konnte Bentley die Leistung im Conti GT auf 635 PS pushen. Damit ist der neue GT genauso stark wie der ausgelaufene Continental GT Speed. Statt 820 Nm lässt der Motor ab 2018 900 Nm auf den aktiven Allradantrieb los. Gleichzeitig wiegt der neue Zwölfzylinder 30 Kilo weniger als der Vorgänger-Motor und ist für eine bessere Gewichtsverteilung weiter hinten positioniert als bisher. Erstmals koppelt Bentley den W12 an ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und nicht mehr an eine Wandlerautomatik. Ein Zwei-Massen-Schwungrad ersetzt den Drehmomentwandler. Das Ergebnis: 100 km/h liegen im neuen GT nach nur 3,7 Sekunden an – das ist eine halbe Sekunde schneller als bisher. Topspeed? 333 km/h im sechsten Gang! Die beiden anderen Fahrstufen sind als Overdrive zum Cruisen gedacht. Aber das große Coupé soll auch effizienter sein als bisher, dazu mutiert der W12 dank Zylinderabschaltung zum Sechszylinder. Die Reichweite gibt Bentley mit optimistischen 800 Kilometern an.
Der allererste Bentley Continental GT kam 2003 für über 160.000 Euro auf den Markt. Das 560 PS starke Luxuscoupé ist relativ häufig auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden. Die günstigsten Exemplare des großen Bentley gibt es nach über zehn Jahren bereits für unter 40.000 Euro. Die Laufleistungen sind deutlich im sechsstelligen Bereich, was gleichzeitig aber auch für die Standfestigkeit des Sechsliter-Zwölfzylinder spricht. Bei einem Neupreis von über 160.000 Euro ist der Preisverfall inzwischen bei rund 75 Prozent. Doch Vorsicht: Die günstigsten Exemplare sind in der Regel extrem runtergerockt oder verbastelt – im schlimmsten Fall beides.
Zweite Generation seit 2011

Die zweite Generation des Continental GT kam 2011 raus. Gebrauchte Exemplare starten bei ungefähr 90.000 Euro.
Topmodell Continental Supersports ab 300.000 Euro
Den Achtzylinder-GT gibt es als gut vier Jahre alten gebrauchten ab etwa 100.000 Euro. Dafür sind die Laufleistungen meist niedrig und die Ausstattungen Bentley typisch luxuriös. Den noch sehr frischen V8S mit 528 PS gibt es als jungen Gebrauchten nicht unter 150.000 Euro. Den Zenit der Baureihe bildet der noch brandneue Continental Supersports der zweiten Generation mit 710 PS, der aktuell nicht unter 300.000 Euro zu haben ist. Gefragt sind die Sondermodelle GT3-R (300 Stück) und der Supersports Ice Speed Record (kurz ISR) Convertible, von dem nur 100 Stück gebaut werden. Für alle gebrauchten Bentley gilt natürlich: Egal, wie günstig in der Anschaffung, Unterhalt- und Reparaturkosten sind auf Luxusklasse-Niveau. Speziell die Luftfederung kann bei älteren Modellen Probleme machen. Dafür ist die Ausstattung bei den meisten Continental GT mehr als umfangreich.
Video: Bentley New Continental GT (2018)
Viel mehr geht nicht
Im Unterschied zu den ganz harten Boliden wahrt der Bentley-Pilot die Etikette und steigt auch nach einer schnellen Runde auf der Rennstrecke ohne Schweißflecken wieder aus. Das liegt weniger an der Sitzbelüftung, als an der neuen Längsmotor-Premium-Plattform (steckt auch unterm Porsche Panamera) und dem aktiven Wankausgleich, die den GT, der vorher noch auf dem ersten VW Phaeton basierte, ungeahnt handlich machen. 200 Kilo Diät helfen auch. Noch besser aber beherrscht er das lässige Cruisen. Das gewaltige Drehmoment von 900 Newtonmetern steht schon bei 1350 Touren zur Verfügung, die Luftfederung reagiert im Comfort-Modus feinsinnig, ortskundige Genießer drehen den 12,3-Zoll-Monitor zugunsten von klassischen Rundinstrumenten weg. Alles perfekt also? Nicht ganz. Klappergeräusche passen nicht zum Preis und zeugen von zügigem Verfall. Das Kolosseum in Rom ließ sich dafür mehr Zeit.
Übersicht: Gebrauchte Bentley Continental GT
Fazit
Mit dem neuen Continental GT hat Bentley das Luxuscoupé an den entscheidenden Stellen weiterentwickelt. Vor allem der moderne Innenraum überzeugt, ohne dabei an britischem Charme zu verlieren. Auch das Design wurde gezielt überarbeitet und lässt die neue Generation zwar sportlicher und bulliger, aber gleichzeitig stilsicher und elegant wirken. Da freuen sich nicht nur Fußballprofis und Rapper!
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