Die wichtigsten Fakten zum VW Atlas im Artikel:

Vorstellung: Riesen-SUV wird günstiger als der Touareg
Interieur: Erste Sitzprobe im VW Atlas
Fahren: Allradantrieb nur für den VR6 (Update!)
Ausstattung: Mehr Buchstaben – mehr drin
Connectivity: Digitales Kombiinstrument und 3D-Karten
Motoren: Zwei Benziner, kein Diesel
Preise: Vollausstattung für unter 50.000 Dollar (Update!)

Vorstellung: Riesen-SUV wird günstiger als der Touareg

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Video: VW Atlas (2017) Vorstellung

Fettes SUV für die USA

VW baut ein Siebensitzer-SUV für den US-Markt: Es heißt Atlas – wie der Riese aus der griechischen Mythologie, auf dessen Schultern die Säulen des Universums ruhen. Die Baureihe auf Basis der MQB-Plattform wird im US-Werk Chattanooga produziert und auch in Russland und im Nahen Osten angeboten. Außerdem läuft das große SUV unter dem Namen Teramont auch in China vom Band. In Europa ist kaum mit ihm zu rechnen. Preislich wird der Siebensitzer günstiger sein als der VW Touareg. Optisch schließt der VW Atlas an das 2013 in Detroit präsentierte CrossBlue Concept an: Der Atlas ist 5,04 Meter lang, 1,99 Meter breit und 1,78 Meter hoch – größer als alle bisherigen VW-Modelle in den USA. Schließlich ist die Konkurrenz scharf – auf dem US-Markt haben sich GM (Buick Enclave, Chevrolet Traverse, GMC Acadia), Honda (Pilot), Nissan (Pathfinder) und Toyota (Highlander) bequem eingerichtet. Auf den Schultern des VW Atlas ruht deshalb große Verantwortung: Floppt er, bleibt VW in den USA eine Nischenmarke für GTI-Fans und ein paar kostenbewusste Fahrer in den Metropolen.

Interieur: Erste Sitzprobe im VW Atlas

Das VW-SUV für Nordamerika
Die Sitze der zweiten Reihe lassen sich umklappen und geben den Zugang zur dritten Reihe frei.
Designt ist der neue Atlas für den amerikanischen Markt, aber auch für den Nahen Osten, Russland und China – wo Autos gern ein bisschen größer sein dürfen. Auf den ersten Blick in den Innenraum wird deutlich: Wie schon bei der Plattform (auf dem "MQB"-Basis steht auch der Golf) bedienen sich die Wolfsburger für das US-SUV im Konzern-Teileregal. Der Innenraum des Atlas entspricht im Layout dem des aktuellen Golf Sportsvan. Gleichzeitig wirkt das Cockpit aber etwas edler, jedenfalls in der Top-Variante: Hier überzeugt das Interieur mit sauber verarbeiteten Materialien im Holz-, Alu- und Klavierlack-Stil.Das Cockpit haben wir bereits in einer Studienversion im Cross Coupé gesehen – doch auf Touch-Elemente zur Heizungssteuerung und Gestensteuerung verzichtet die Serie. Die Passagiere in der zweiten Reihe des Atlas genießen Licht- und Sichtschutz per Rollo. Sieben Personen finden bequem Platz, sogar in der dritten Sitzreihe lässt es sich aushalten. Nach ganz hinten gelangt man durch einfaches Umklappen der Sitze in der zweiten Reihe.

Fahren: Allradantrieb nur für den VR6

VWs US-SUV in Detroit
Die Topmotorisierung ist ein Sechszylinder-Sauger mit 280 PS. Außerdem gibt es einen Zweiliter-Vierzylinder mit 238 PS.
Eindrucksvoll sieht es nun tatsächlich aus, was VW unter der Modellbezeichnung Atlas auf die Räder gestellt hat. Geradezu verloren wirkt die größere der zwei lieferbaren Maschinen im gewaltigen Motorraum – immerhin handelt es sich um einen quer montierten 3,6-Liter-VR6 mit 280 PS. Hier hätte nach auf den ersten Blick sogar ein W12-Aggregat locker Platz, zumindest aber eine turbogeladene Variante der hier verbauten VR6-Maschine. In China gibt es so einen Motor schon. Er würde gut zum Atlas passen, denn ein Beschleunigungswunder ist dieses SUV mit dem freisaugenden VR6 nicht. Dafür geht er seidenweich und höchst komfortabel ans Werk. Der ungewöhnlich konstruierte Sechszylinder ist zwar kein Sparwunder, aber ein eindrucksvoll charakterstarkes Triebwerk. Natürlich kann der Einstiegsmotor, eine 238 PS starke Variante des Zweiliter-Vierzylinder-Turbos, alles prakisch genauso gut. Aber für viele Amerikaner gehört in dieser Klasse ein Sechszylinder einfach zum guten Ton.
Das VW-SUV für Nordamerika
Der Atlas ist mit einer Länge von 5,04 Meter und einer Breite von 1,99 Meter der größte VW.
Wer den Atlas mit Allradantrieb ordern will, der hat auch gar keine andere Wahl: Es gibt ihn nur beim VR6. Zum Lieferumfang gehört dann ein Drehknopf, mit dem ein Allrad-Modus vorgewählt werden kann. Dabei orientiert sich VW zuverlässig an den Bedürfnissen einer Klientel, die wenig Wert auf fahrdynamische Extratouren legt. Im "Snow"-Modus beispielsweise wird einfach Leistung weggeregelt, wenn das Fahrzeug Schlupf registriert. Überhaupt schickt das System maximal 50 Prozent Drehmoment auf die Hinterachse. Alle Atlas-Varianten sind mit einer von Aisin zugelieferten Achtstufen-Automatik ausgerüstet. Eine Handschaltung gibt es ebenso wenig wie eine TDI-Maschine, obwohl VW den Atlas eigentlich gerade mit diesem Motor in großen Stückzahlen absetzen wollte. Der Gesamteindruck ist positiv: Der Atlas ist ausgesprochen leise und komfortabel, gelassenes Reisen steht hier im Vordergrund. Die Lenkung funktioniert präziser als bei der Konkurrenz, und der Aufbau lässt sich auch auf holprigen Pisten kaum aus der Ruhe bringen. Von der geradezu unwirklichen Agilität, die beispielsweise einen mit den entsprechenden Fahrwerksystemen ausgerüsteten Audi Q7 auszeichnet, ist er allerdings weit entfernt. Dieses für Amerika gebaute SUV wird niemand mit einem Sportwagen verwechseln.

Ausstattung: Mehr Buchstaben – mehr drin

VWs US-SUV in Detroit
Hingucker: LED-Scheinwerfer sind beim XL-SUV Atlas Serie.
S, SE, SEL: Bei solchen Modellbezeichnungen werden in Deutschland die Liebhaber klassischer Mercedes-Limousinen hellhörig. Beim Atlas stehen sie für die verschiedenen Ausstattungsniveaus - weitgehend sinnfrei, bis auf den Sachverhalt, dass mehr Buchstaben mehr Ausstattung bedeuten. VW hält es in den USA bei fast allen Modellreihen so – wie übrigens auch Ford. LED-Scheinwerfer sind übrigens Serie.

Connectivity: Digitales Kombiinstrument und 3D-Karten

VWs US-SUV in Detroit
Gestensteuerung? Nicht im Atlas, hier setzt VW noch auf konventionelle Bedienung. Das Infotainment-System verfügt über Näherungs-Sensoren.
Der zentrale 10,1-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole kann 3D-Navigationskarten darstellen, das Infotainment-System verfügt über Näherungs-Sensoren. Tacho und Drehzahlmesser werden optional digital in einem 12,3-Zoll-Display abgebildet. Via Car-Net kommt das Internet in den Atlas. Apple Carplay, Android Auto und Mirrorlink bringen Inhalte vom Handy aufs Display und Sound in den Innenraum – gegen Aufpreis ist ein 480-Watt-Soundsystem von Fender erhältlich. Fahrerassistenten wie ein Abstandsregeltempomat, Kollisionswarner, Notbrems- und Spurhalteassistent, Ein- und Ausparkhelfer und die Multikollisionsbremse sind je nach Ausstattungsvariante mit an Bord.

Motoren: Zwei Benziner, kein Diesel

Unter der Haube des SUVs arbeitet ein 3,6 Liter großer VR6-Benziner. Er leistet 280 PS und erreicht ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern. Außerdem ist ein zwei Liter großer Vierzylinder-TSI mit 238 PS erhältlich. Beide Motoren geben ihre Kraft per Achtgang-Automatik weiter. Der Atlas ist entweder mit Vorderradantrieb oder mit Allrad (nur mit dem VR6) erhältlich; eine Geländeuntersetzung ist nicht zu haben. Doch die Bodenfreiheit ist groß, für den Allradler gibt es eine Fahrmodus-Auswahl. Zukünftig könnte auch eine GTE-Variante kommen, wie sie VW mit der Studie Cross Coupé GTE in Detroit gezeigt hat. Dann würden zwei Elektromotoren mit 40 kW und 220 Nm (vorne) und 85 kW und 270 Nm (hinten) den Verbrennungsmotor unterstützten. Zusammen könnten es die drei Antriebsquellen auf eine Systemleistung von 360 PS bringen. Damit könnte das SUV in etwas über sechs Sekunden auf 100 sprinten und 209 km/h Spitze schaffen. Im Durchschnitt soll sich der große VW mit 3,36 Litern Benzin auf 100 Kilometern zufriedengeben.

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Preise: Vollausstattung für unter 50.000 Dollar

In den USA tritt der in Tennessee gebaute VW Atlas zum Kampfpreis an. Das Einstiegsmodell kostet 30.500 Dollar – rund 28.600 Euro ohne Mehrwertsteuer. Ein VR6 mit Allradantrieb liegt bei immer noch günstigen 33.700 Dollar (31.600 Euro) und selbst mit absoluter Vollausstattung wird die 50.000-Dollar-Marke nicht erreicht. Das ist kein schlechtes Angebot für dieses eindrucksvolle Familien-SUV der Fünfmeter-Klasse. Für Deutschland wäre er zu groß – und wohl auch nicht "premium" genug.

Von

Jens Meiners
Katharina Berndt
Christopher Clausen