E-Autobesitzer können aufatmen: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat Pläne aus seinem Haus für eine mögliche Zwangsladepause von bis zu zwei Stunden täglich gestoppt – die sogenannte Spitzenglättung gegen eine Überlastung des Stromnetzes. "Es handelt sich um einen Entwurf der Arbeitsebene, der nicht die Billigung des Ministers gefunden hat und deshalb bereits am vergangenen Freitag zurückgezogen und von der Homepage des BMWi heruntergenommen wurde", erklärte eine Ministeriumssprecherin am 17. Januar 2021 als Reaktion auf einen Bericht der WELT am SONNTAG. Der Minister lege "größten Wert darauf, dass der Hochlauf der Elektromobilität schnell und für alle Beteiligten verlässlich erfolgt" heißt es in dem Statement.
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Das Vorhaben wurde indes schon länger kontrovers diskutiert. Hintergrund ist die Befürchtung, das deutsche Stromnetz könnte dem Ansturm nicht mehr gewachsen sein, wenn die Batterien vieler Elektroautos in den Abendstunden an der Wallbox hängen. Das Schreckensszenario eines Blackouts wurde in den Raum gestellt. Schließlich werden nach erfolgreicher Energiewende nicht nur E-Autos und Plug-in-Hybride Saft brauchen, sondern auch Heimspeicher und elektrische Wärmepumpen.

Netzbetreiber drängten auf eine gesetzliche Regelung

Da die Netzbetreiber hohe Investitionen in den adäquaten Ausbau des Netzes scheuen, drängten sie auf eine gesetzliche Regelung, die zu Stoßzeiten die Ladeleistung begrenzt, auch die für Elektroautos. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) wollte ursprünglich dieses Instrument in §14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) festschreiben, auf Basis eines selbst in Auftrag gegebenen Gutachtens "Digitalisierung der Energiewende" (2019), das sich mit dem Umgang von "flexiblen Verbrauchseinrichtungen" wie E-Autos oder Wärmepumpen befasst.

Analyst: "Spitzenzeiten am Abend bleiben aus"

Doch es regte sich Kritik an diesem Geschäftsmodell, nicht nur bei Verbraucherschützern. "Was Spitzenglättung genannt wird, bedeutet für die Kunden leider Abschalten", kritisierte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. "Die vielfach zitierten Spitzenzeiten am Abend, wenn jeder sein EV auflädt, sind bisher selbst in den EV-Hochburgen ausgeblieben", sagt Andreas Radics von der Unternehmensberatung Berylls. "Je zuverlässiger die Technologie und die Infrastruktur werden, desto seltener wird getankt." Sinnvoller sei die Diskussion über die Förderung der Infrastruktur, um Engpässe auszuschließen.

Fraunhofer-Studie sieht sinkenden Strombedarf

Außerdem ist noch gar nicht gesichert, dass der Stromverbrauch durch die Decke schießt. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) geht in einer neuen Studie im Auftrag der Übertragungsnetzbetreiber bis 2025 von einem rückläufigen Nettostrombedarf von 502,2 Milliarden Kilowattstunden aus (2019: 517,8 Milliarden kWh) – trotz eines angenommenen Zuwachses an Elektrofahrzeugen. Gründe seien ein gesunkener Stromverbrauch der Industrie, aber auch effizientere Geräte im Haushalt. Allerdings dürfte abzuwarten sein, wie sehr die Zahl an Autos mit Elektroantrieb in den kommenden Jahren zunehmen wird. Sowohl rein batteriebetriebene Fahrzeuge als auch Plug-in-Hybride verzeichneten aufgrund der erhöhten E-Kaufprämie zuletzt eine Vervielfachung ihrer Verkaufszahlen im Jahresvergleich. Und der Umweltbonus wurde mittlerweile bis Ende 2025 verlängert.

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Von

Wolfgang Gomoll