So sind die Aussichten fürs Wasserstoffauto und die H2-Produktion
—
Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle gelten als saubere Alternative zum Verbrenner – mehr noch als Elektroautos. Wie funktioniert der Antrieb, was sind die Vor- und Nachteile, wie effizient ist die Produktion, was kostet H2?
Wasserstoff soll der Energieträger der Zukunft werden. Das heißt: Ab Tag X sollen sich Schiffe und Flugzeuge mithilfe von Wasserstoff fortbewegen. Und vielleicht auch Pkw und Lkw? Doch bevor Wasserstoffautos den Markt erobern, muss noch viel geschehen. Allein die Produktion von Wasserstoff, der in der freien Natur nicht ungebunden existiert, ist weitgehend ungeklärt. Auch die Infrastruktur muss erst noch entstehen.
Hier folgt ein Überblick über die Funktion und Entwicklung der wasserstoffbasierten Mobilität, und wie auf See produzierter grüner Wasserstoff zu uns kommen könnte.
Woher kommt der Wasserstoff zum Tanken?
Derzeit ist grüner Wasserstoff weit rarer als Strom aus Fotovoltaik oder Windenergie. Was in den aktuell 90 deutschen Wasserstoff-Tankstellen, die den Kraftstoff für Pkws anbieten, aus dem Druckschlauch kommt, wird in Raffinerien aus Methan, Benzin, Kohle und anderen fossilen Bodenschätzen gewonnen. Je nachdem, welches Verfahren dabei zum Einsatz kommt, spricht man von blauem (aus Methan oder Kohle, anfallendes CO2 wird unterirdisch gespeichert), grauem (CO2 entweicht) oder türkisem (aus Methan, Kohlenstoff fällt an) Wasserstoff. Seine Herkunft ist also derzeit kaum grün, und auch der Preis ist recht hoch: 13,85 Euro kostet das Kilo Wasserstoff derzeit (Stand 12. Mai 2023, hier eine Übersichtskarte der H2-Tankstellen mit aktuellen Preisen) für Endkunden.
Wenn zukünftig in großem Stil grüner Wasserstoff aus Elektrolyse von Wasser gewonnen wird, fällt zusätzlich nur Sauerstoff (O2) an. Allerdings ist die Herstellung aktuell noch etwa dreimal so teuer wie die konventionelle Produktion. Mehrere Studien prognostizieren, dass bis 2050 die Produktionskosten von grünem H2 auf das Niveau von grauem H2 sinken können. Doch die Formel für günstige Mobilität scheint Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen auch zukünftig nicht abzubilden.
Sieben günstige E-Autos
Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Aktuelle Angebote
Preis
Zum Angebot
Smart EQ fortwo
UVP ab 18.370 EUR/Ersparnis bis zu 9162,00 EUR
Dacia Spring Electric
UVP ab 22.550 EUR/Ersparnis bis zu 7403,00 EUR
Renault Twingo Electric
UVP ab 23.790 EUR/Ersparnis bis zu 10.229,00 EUR
Renault Zoe
UVP ab 29.990 EUR/Ersparnis bis zu 11.287,00 EUR
Fiat 500 Elektro
UVP ab 30.990 EUR/Ersparnis bis zu 8858,00 EUR
Nissan Leaf
UVP ab 33.400 EUR/Ersparnis bis zu 10.650,00 EUR
Opel Corsa-e
UVP ab 33.895 EUR/Ersparnis bis zu 9592,00 EUR
Wie funktioniert ein Wasserstoffauto?
Ein Wasserstoffauto wandelt entweder Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom um oder verbrennt ein explosives Gasgemisch in einem traditionellen Viertaktmotor. Für beide Antriebsarten gibt es Beispiele, am Wasserstoff-Verbrenner wird noch geforscht.
So funktioniert der Antrieb
Es gibt Autos, die Wasserstoff mittels Brennstoffzelle in Strom umwandeln und es antreiben wie ein Elektroauto, wie den Toyota Mirai. Außerdem kann man auch Verbrennungsmotoren mit Wasserstoff betreiben. Ein solcher Wasserstoff-Verbrennungsmotor muss aber sehr hohen Anforderungen genügen, weil Wasserstoff anders verbrennt als Benzin oder Diesel. Da Wasserstoff außerdem erst bei minus 235 Grad flüssig wird, muss die gesamte Tankanlage hohen Drücken widerstehen. Hinzu kommen weitere Probleme im Motor, weil Wasserstoff beim Verbrennen Schmierstoffe angreift.
Ein Brennstoffzellen-Auto hingegen ist vom Prinzip ein Elektroauto mit Energiezufuhr durch die Wasserstoff-Fusion. In einer Brennstoffzelle werden jeweils gasförmiger Wasserstoff (chemisches Symbol H) und Luftsauerstoff (O) zusammengebracht mittels umgekehrter Elektrolyse. Man nennt dies auch "kalte Verbrennung". Dabei entstehen elektrischer Strom und Wasserdampf.
Carwow
Auto ganz einfach zum Bestpreis online verkaufen
Top-Preise durch geprüfte Käufer – persönliche Beratung – stressfreie Abwicklung durch kostenlose Abholung!
Im Wasserstoffauto wird das H2 entweder tiefkalt flüssig bei -253 Grad Celsius (eher Lkw) oder gasförmig unter hohem Druck (350-700 bar) gespeichert. Die Tanks für die Verflüssigung sind doppelwandig und extrem isoliert, um die Abdampfverluste zu reduzieren. Weil die Energiedichte von Wasserstoff hoch ist, lässt sich der Kraftstoff recht schnell für das Fahrzeug tanken.
So wird mit Wasserstoff Energie erzeugt
Da die Stromerzeugung in der Brennstoffzelle relativ gleichförmig abläuft, sich also nicht schnell hoch- und herabfahren lässt, benötigt ein Brennstoffzellenauto zusätzlich eine kleine Puffer-Speicherbatterie, aus der bei hohem Bedarf – zum Beispiel beim Überholen – zusätzlicher Strom beigesteuert wird. Der Strom treibt einen Elektromotor an. Der kleine Akku bringt nur einen kleinen CO2-Rucksack mit.
Am 11. Mai 2023 kostete ein Kilo Wasserstoff an deutschen Tankstellen knapp 13 Euro. Wasserstoff hat eine viel höhere Energiedichte als z. B. Diesel.
Bild: Toyota
Wasserstoffautos: Vor- und Nachteile
Was sind die Vorteile von Wasserstoffautos?
Die theoretischen Vorteile von Wasserstoff im Verkehrssektor sind die mögliche große Reichweite, das schnelle Betanken und (unter bestimmten Umständen) seine Umweltfreundlichkeit. Anders als Diesel oder Benziner stoßen Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnik im Betrieb weder Feinstaub, Stickoxide noch CO2 aus, als Abfallprodukt entsteht lediglich Wasser(dampf).
Wasserstoff hat eine hohe Energiedichte, der Brennwert von einem Kilogramm ist mit etwa 33 Kilowattstunden mehr als dreimal so hoch wie der Energiegehalt eines Liters Benzin. Zudem kann Wasserstoff beliebig lange gelagert werden. Zuletzt sind seine Ressourcen (Wasser) im Grunde unendlich. Sofern genügend saubere Energie zu seiner Erzeugung zur Verfügung steht.
Außerdem lassen sich Wasserstoffautos schnell tanken, sprich mit neuer Energie befüllen. Das dauert wie beim herkömmlichen Verbrenner nur wenige Minuten.
Welche Vorteile hat der Brennstoffzellenantrieb?
Ein Brennstoffzellenauto wird vom Prinzip her elektrisch angetrieben. Doch was ist nun besser: Wasserstoffauto oder E-Auto? Der wichtigste Unterschied: Beim Wasserstoffauto entfällt das zeitraubende Laden des Fahrakkus. Wasserstoff wird meist unter hohem Druck gasförmig bei 350 bar (Lkw, Bus) oder 700 bar (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) in Minutenschnelle getankt und gespeichert. Der zweite große Vorteil ist die Reichweite: Ein Tank von 5,5 kg Wasserstoff reicht für 500 km Reichweite, deutlich weiter als die meisten Elektroautos mit einer Akkuladung fahren können.
So spart ein Auto mit Brennstoffzelle vor allem erhebliches Akkugewicht. Beispielsweise wiegt der Akku eines Audi Q8 e-tron 700 Kilogramm. Bei einem Wasserstoffauto fällt lediglich ein zusätzlicher H2-Tank an. Das ersparte Gewicht erhöht die Reichweite oder kommt der Zuladung zugute. Die bisher in Großserie gefertigten Wasserstoffautos sind deutlich leichter: Hyundai Nexo und Toyota Mirai erster Generation wiegen beide etwas mehr als 1,8 Tonnen.
Wasserstoffautos wie Elektroautos stoßen lokal keine Emissionen aus, beide Systeme arbeiten im Betrieb lokal CO2-neutral. Beim Wasserstoffauto ist das Abfallprodukt aus dem Oxidieren von Wasserstoff reiner Wasserdampf, der nach dem Abstellen des Autos rausgeblasen wird.
Weil bei dem Umwandlungsprozess auch Wärme entsteht, kühlt ein Brennstoffzellenauto im Winter nicht so sehr aus wie ein E-Auto. Im Gegenteil: Die Abwärme hilft dabei, den Innenraum zu heizen. In nicht zu unterschätzender Komfortgewinn im Winter!
Woraus besteht eine Brennstoffzelle?
Die Brennstoffzelle in Fahrzeugen ist meist eine Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzelleneinheit (PEM), in die der in Hochdrucktanks gasförmig gespeicherte Wasserstoff geleitet wird. Eine einzelne Zelle besteht aus zwei Bereichen, die durch einen Separator voneinander getrennt sind. An der Anode teilt sich der Wasserstoff, vereinfacht gesagt, in Ionen und Elektronen auf. Die Ionen wandern durch den Separator auf die Seite der Kathode, wo sie sich mit dem Sauerstoff zu Wasser verbinden.
Beim Toyota Mirai steckt die kompakte Brennstoffzelle unter der vorderen Haube.
Bild: AUTO BILD / Matthias Brügge
Die Elektronen zieht es ebenfalls auf die andere Seite zur Kathode, doch der Weg durch den Separator ist ihnen verwehrt. Daher müssen sie den Umweg über die Stromleitung zum E-Motor nehmen. Auf der anderen Seite angekommen, ist der Stromkreis geschlossen.
Welche Vorteile hat ein Wasserstoffmotor?
Ein Wasserstoffmotor basiert mit Ausnahme des Treibstoffsystems eher auf konventioneller Verbrennertechnik. Er verzichtet daher auf die aufwendige Technik der Brennstoffzelle. In einem Wasserstoffmotor wird H2 direkt als Kraftstoff verwendet, also verbrannt. Dabei wird die aus dem Chemieunterricht bekannte Knallgasexplosion genutzt, bei der der Wasserstoffanteil des Zündgemisches über 18 Prozent liegen muss.
Als Abbauprodukte entstehen nur Wasserdampf und Stickoxide – im Gegensatz zu anderen Verbrennern, bei denen CO2, Stickoxide und Ruß aus dem Auspuff kommen. BMW baute bereits 1979 den ersten Wasserstoff-Vierzylinder, stellte die Entwicklung jedoch 2012 mit dem 7er-Umbau Hydrogen 7 (E68) ein. Da der Wasserstoffmotor nur halb so viel Wirkungsgrad wie ein Elektromotor besitzt, scheint er – zumindest bei Wasserstoffautos – eine technologische Sackgasse zu sein.
Dennoch wird weiter an dem Prinzip geforscht. Toyota testet einen umgebauten Wasserstoff-Yaris schon im Rennsport, der H2 verbrennt. Auch stellte der Motorenhersteller Deutz im August 2021 einen Wasserstoff-Sechszylinder für den sogenannten Off-Highway-Bereich vor, der nach eigenen Angaben sehr leise und emissionsarm ist und mit 200 kW Leistung aufwartet. Allerdings soll er vorerst bei Generatoren und im Schienenverkehr eingesetzt werden; später ist eine Verwendung in Nutzfahrzeugen, Landwirtschafts- und Baumaschinen geplant.
Wo liegen die Nachteile von Wasserstoffautos?
Die Nachteile liegen vor allem in Herstellung, Logistik, Transport und Lagerung von Wasserstoff. In allen Bereichen der Logistikkette wird Strom benötigt. Damit stellt sich immer die Frage, ob es sich nicht mehr lohnt, grünen Strom direkt in Elektroautos zu nutzen, anstatt ihn über Elektrolyse zu H2 zu veredeln und dabei in mehreren Schritten zusätzliche Energie aufzuwenden. Allein für die Kühlung gelagerten Wasserstoffs ist viel Energie nötig.
Das zentrale Problem: Wasserstoff kommt ungebunden nicht in der Natur vor, er muss unter Energieaufwand gewonnen werden. Daher ist er teuer und problematisch in der Herstellung und im Transport; richtig umweltfreundlich ist er nur bei einer Produktion mit regenerativer Energie. Derzeit wird Wasserstoff noch unter Aufwand von fossiler Energie produziert.
Der Brennstoffzellen-Wasserstoffantrieb im Verkehr entwickelt sich, ist aber noch weit von der Massenfertigung entfernt. Wasserstoff ist nur an sehr wenigen Tankstellen erhältlich, entsprechend sind kaum Automodelle mit Brennstoffzelle auf dem Markt, und sie sind sehr teuer. Unterhalb von 63.000 Euro ist kein Wasserstoffauto zu bekommen. Es ist ein wenig wie mit der Henne und dem Ei: Die Volumenhersteller zieren sich, weil die Infrastruktur fehlt – und umgekehrt.
Wasserstoffautos haben Vorteile gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen. Allerdings kostet die H2-Produktion viel Strom.
Bild: VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.
Außerdem ist der Wirkungsgrad recht schlecht. Mit einer 3-Megawatt-Windturbine lassen sich 1600 E-Autos antreiben – oder 650 mit Wasserstoff. Also ist gegenüber batterieelektrischen E-Autos fast die dreifache Menge an Energie nötig.
Deshalb gibt es viele Gründe, warum das bezahlbare Wasserstoffauto für alle so bald nicht kommt. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts ist die Nutzung der Brennstoffzellentechnik selbst beim Nutzfahrzeugverkehr der batterieelektrischen Antriebsart unterlegen. Das schließt ausdrücklich den schweren Lkw-Verkehr ein, auf dem noch die bislang größten Hoffnungen zur Einführung von Brennstoffzellen ruhten. Als aussichtsreiche Einsatzgebiete bleibt der Einsatz bei Landmaschinen, Schiffen oder in Flugzeugen, weil Wasserstoff hier seine hohe Energiedichte gegenüber der schweren Akkutechnologie ausspielen könnte.
Können Wasserstoffautos explodieren?
Das ist ein Mythos. Die gekapselten Tanks gelten als sehr sicher bei Unfällen. Zwar ist Wasserstoff mit Sauerstoff bei einem H2-Anteil von 4 bis 75 Prozent zündfähig. Explosiv ist das Gemisch jedoch erst ab einem Anteil von 18 Prozent als Knallgas. Und da Wasserstoff 14-mal leichter ist als Luft, verflüchtigt er sich extrem schnell.
Welche Wasserstoffautos kann man kaufen?
Was das Wasserstoffauto Toyota Mirai ausmacht
Der Mirai 2. Generation ist eines von aktuell nur zwei Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle, die in Serie gefertigt werden. Beim Brennstoffzellenauto ist Toyota Vorreiter – der japanische Hersteller hat 2021 die Baureihe Mirai schon zum zweiten Mal aufgelegt. Der Basis-Mirai mit 5,5-kg-Wasserstoff-Tank und rund 500 km Reichweite kostet 63.900 Euro. Auf den Mirai gibt es bis 1. Januar 2024 die reduzierte Elektroauto-Förderprämie in Höhe von 3000 Euro.
Der Toyota Mirai kommt mit 5,5 kg Wasserstoff rund 500 km weit.
Bild: AUTO BILD / Matthias Brügge
Hyundai Nexo, das SUV mit Wasserstoffantrieb
Der koreanische Hersteller Hyundai bietet den Hyundai Nexo an. Hyundai verspricht bis zu 756 Kilometer Reichweite bei fünfminütiger Tankdauer. In der Basis kostet der Nexo schon 77.290 Euro. Der Hyundai Nexo erhält keine Elektroauto-Förderung.
Was kosten gebrauchte Wasserstoffautos?
Auch für Wasserstoffautos gibt es einen – relativ kleinen – Gebrauchtmarkt: Bei Autoscout24 sind aktuell 41 Brennstoffzellenfahrzeuge vom Typ Toyota Mirai, 33 Fahrzeuge vom Typ Hyundai Nexo (Stand: 12. Mai 2023) gelistet. Der Preis für gebrauchte Toyota Mirai beginnt bei knapp 20.000 Euro, der Hyundai Nexo kostet etwas mehr. Dafür gibt es sechs bis sieben Jahre alte Autos mit bis zu 150.000 km auf dem Tacho. Als problematisch könnte sich die Haltbarkeit des Herzstücks erweisen, damit gibt es noch recht wenig Erfahrungen, Brennstoffzellen sind technisch noch Neuland. Toyota wohlweislich gibt eine Haltbarkeitsgarantie für 100.000 km.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
BMW produziert eigene Brennstoffzellen
Auch BMW plant mit Wasserstoff als Energieträger der nahen Zukunft. Der Hersteller nahm kürzlich ein Kompetenzzentrum für Wasserstoff mit eigener Brennstoffzellenproduktion in Betrieb. Zudem haben die Münchner die Kleinserienproduktion des Wasserstoffautos iX5 Hydrogen mit einer Systemleistung von 275 kW (374 PS) gestartet, um den Antrieb zu testen. In seine zwei 700-Bar-CFK-Hochdrucktanks sollen bis zu sechs Kilogramm H2 passen. Eine mögliche Großserie des Wasserstoff-Pkw könnte 2025 beginnen.
Was kostet das Kilo Wasserstoff als Auto-Kraftstoff?
Aktuell kostet Wasserstoff an deutschen Tankstellen knapp 13 Euro pro Kilogramm (Stand 11. Mai 2023). Was teuer klingt, relativiert sich angesichts der Energiedichte von H2: Der Toyota Mirai der zweiten Generation verbraucht laut WLTP-Norm auf 100 km zwischen 0,8 und 0,9 Kilogramm. Damit liegt man mit dem aktuellen Preis bei rund zwölf Euro für 100 km. So fährt der Mirai kostenmäßig ungefähr gleichauf mit einem reinen Elektroauto wie dem VW ID.3 oder einem Verbrenner wie dem VW Golf 1.5 TSI.
Wie entwickelt sich der Wasserstoff-Preis in Zukunft?
Das hängt vor allem von den Strompreisen ab, insbesondere vom Grünstrom-Preis. Einer Studie des "Journal of Sustainable Development" zufolge sank der Produktionspreis für Strom aus Offshore-Windanlagen in Deutschland zwischen 2010 und 2021 um 54 Prozent; in Großbritannien um 74 Prozent, bei steigender Kapazität. Solcher Windstrom wird als der am kosteneffektivste Strom zur Produktion von grünem Wasserstoff angesehen.
In der Folge errechnet die Studie mögliche Produktionskosten von nur mehr 5,4 US-Dollarcent pro kWh, das wären 5 Eurocent. Allerdings kämen Transport- und Logistikkosten hinzu. Das könnte jüngsten Studien zufolge in Wasserstoffpreisen von 6 Euro/kg auf Basis von Solarstrom und auf rund 4 Euro/kg bei Windstrom-Nutzung münden. Dies zugrunde gelegt, könnte Wasserstoff bei großer Verfügbarkeit tatsächlich eine günstige Energiequelle werden.
Wann lohnt sich ein Wasserstoffauto?
Angesichts der Preisentwicklung für fossile Treibstoffe könnte sich das Verhältnis noch zugunsten von Wasserstoff verschieben, allerdings ist sein Preis in gewisser Weise an den für Gas und Öl gekoppelt, denn das sind noch die Basisprodukte.
Entscheidend sind die Produktionskosten für grünen Wasserstoff, der durch Elektrolyse von Wasser hergestellt wird. Laut einer Studie von Aurora Energy Research kann dieser frühestens 2030 in einzelnen europäischen Ländern für rund 3 Euro pro Kilogramm hergestellt werden und damit Kostenparität mit blauem Wasserstoff (aus Erdgas mit Speicherung des freigesetzten Kohlendioxids) erreichen. Die vielfach für die Wettbewerbsfähigkeit mit grauem Wasserstoff propagierte Grenze von 2 Euro werde in Europa dagegen erst um das Jahr 2050 erreicht.
Wie viele Wasserstofftankstellen gibt es in Deutschland?
Nicht allzu viele. Derzeit (Stand: Mai 2023) gibt es weltweit 814 H2-Tankstellen. Davon stehen in Deutschland 91 H2-Tankstellen, 18 weitere sind in der Entstehung. Lkw und Busse können an 20 Stationen tanken, 17 weitere sind in Bau. Meist sind die Tankstellen in und um Metropolen oder an Verkehrsknotenpunkten angesiedelt. Zum Vergleich: Bundesweit sind 14.400 Tankstellen für Benzin und Diesel aktuell in Betrieb. Einen Überblick, wo die nächste Wasserstofftankstelle in Europa zu finden ist, gewährt die Website h2.live. Hier wird auch angezeigt, was H2 an der jeweiligen Station kostet, welche Wasserstoff-Station gerade wegen Wartung außer Betrieb ist und welche demnächst neu eröffnet wird.
Noch ist die Zahl der Tankstellen in Deutschland, an denen Wasserstoff erhältlich ist, verschwindend gering. Aber das H2-Tankstellennetz wächst schnell.
Bild: H2 Mobility
Das Wachstum ist durchaus beachtlich: Die erste öffentliche H2-Tankstelle der Welt wurde von rund 20 Jahren eingeweiht. Und im vergangenen Jahr entstanden allein in Europa so viele Wasserstoff-Zapfstationen wie noch nie zuvor.
Wie sauber ist Wasserstoff aktuell?
Wasserstoff ist immer nur so sauber wie seine Produktion. Die Arten der Gewinnung werden nach Farben unterteilt. Derzeit wird für die weltweite industrielle Nutzung zu 99 Prozent grauer Wasserstoff produziert. Dabei wird Erdgas unter Hitze – meist aus Gas oder Kohle – aufgespalten, es entstehen Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid (CO2). Das Klimagas CO2 entweicht dabei.
Umstritten ist auch blauer Wasserstoff, bei dem das entstandene CO2 aufgefangen und in geologischen Lagerstätten gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, CCS). Auch türkiser Wasserstoff, bei dem statt CO2 fester Kohlenstoff als Nebenprodukt entsteht, weist viele Nachteile auf.
Einzig komplett treibhausgasfrei ist grüner Wasserstoff, bei dessen Herstellung vom Elektrolyseur Strom aus erneuerbaren Energien (Wind, Wasser, Sonne) verwendet wird. Schon jetzt ist klar, dass grüner Wasserstoff nur zu einem kleinen Teil in Deutschland hergestellt werden kann und der Rest aus Regionen wie Australien, Chile oder Nordafrika importiert werden muss. Hier wird erklärt, warum das Wasserstoffauto so bald nicht kommt.
Wie wird Wasserstoff produziert?
Wasserstoff existiert nicht ungebunden in der Natur, sondern muss hergestellt werden. Derzeit wird Wasserstoff bislang überwiegend aus Methan gewonnen, also dem Hauptbestandteil von fossilem Erdgas. Bis 2030 will Deutschland neun Milliarden Euro investieren, um eine Produktionskapazität für grünen Wasserstoff von fünf Gigawatt aufzubauen. Das entspricht der Leistung von drei bis vier mittelgroßen Atomkraftwerken.
Clever Tanken
Minutengenauer Spritpreis-Check
So steht der Spritpreis an Tankstellen in der Umgebung!
Woher soll der Wasserstoff für Deutschland kommen?
Für die Bundesregierung ist Wasserstoff ein "Schlüsselelement für die Energiewende": Zurzeit wird daran gearbeitet, aus Kanada ab 2025 eine relevante Menge an Wasserstoff zu importieren, ab 2030 sollen es große Mengen Wasserstoff aus Australien sein. Beide Staaten fördern aktive Projekte zum Aufbau einer Lieferkette für grünen Wasserstoff. Doch wird der Großteil an grünem Wasserstoff importiert werden müssen. Die Bundesregierung setzt dafür unter anderem auf internationale Kooperationen – auch aus Ländern in Afrika, also Regionen mit reichlich Sonnenschein. Für Westafrika wurde bereits ein sogenannter Potenzialatlas zusammengestellt.
Auch Skandinavien kommt als Lieferregion infrage: So soll in weniger als fünf Jahren Wasserstoff über eine 140 Kilometer lange Rohrleitung durch die Ostsee geleitet werden. Laut dem Netzbetreiber Gascade handelt es sich bei dem Energieträger um "grünen" Wasserstoff. Strom aus Offshore-Windkraftanlagen rund um die Insel Bornholm dient zur Produktion.
Honda will in Deutschland H2-Produktion beginnen
Auch in Deutschland entstehen Anlagen, um CO2-neutralen Wasserstoff zu produzieren. Kürzlich kündigte Honda an, am hessischen Firmenstandort Offenbach eine Produktionsstätte für grünen H2 zu bauen. Die Anlage verwendet zur Elektrolyse überschüssigen Solarstrom aus Fotovoltaikanlagen. Damit will Honda eine Testumgebung für Herstellung, Nutzung und Optimierung von H2-Energiesystemen schaffen. Die Anlage umfasst deswegen nicht nur die reine Produktion, sondern auch bidirektionale Ladesysteme, eine Speichereinheit aus Fahrakkus im Second Life sowie mehrere Elektroautos und Wasserstoffautos. Mit anderen Worten: ein ganzer Versuchsaufbau.
So könnte grüner Wasserstoff auf hoher See gewonnen werden
Ende April 2023 wies das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg nach: Die Produktion von Wasserstoff mit Hilfe von Offshore-Windkraftanlagen ist direkt auf dem Meer möglich. Damit ließe sich Wasserstoff in großen Mengen in maritimen Windparks herstellen und per Tanker an Land bringen.
Die Wissenschaftler skizzierten dazu gemeinsam mit spezialisierten Projektpartnern eine solche Wasserstoff-Produktion. Deren Vorteil: "Die Wasserstofferzeugung auf dem Meer bietet gleichzeitig hohe Volllaststunden und die Chance, die gesamte Wertschöpfungskette auf nationaler Ebene abzudecken", so der ISE-Koordinator Marius Holst. Man wäre also autark.
Das Modell von Fraunhofer sieht eine 500-Megawatt-Elektrolyseplattform vor. Wie eine Bohrinsel wird sie direkt neben einem 500-MW-Windpark verankert. Das notwendige Wasser, aus dem der Wasserstoff gewonnen wird, stammt aus dem Meer. Entsalzen und gereinigt wird es durch die Abwärme der Elektrolyse. Der komprimierte Wasserstoff gelangt als 400-Tonnen-Paket per Schiff zur Küste. Eine solche Anlage könnte laut ISE 50.000 Tonnen Wasserstoff jährlich erzeugen. Genug Energie, damit zum Beispiel eine Million Toyota Mirai je 5000 Kilometer weit fahren können.
Was halten die Menschen von Wasserstoffautos?
Das Thema Wasserstoff stößt derzeit auf großes Interesse. Viele Autofahrer hoffen auf Wasserstoff und Brennstoffzelle als Antriebstechnik der Zukunft – mehr noch als auf Elektromobilität. Das bewiesen unter anderem eine im Frühjahr 2022 veröffentlichte Studie von mobile.de und eine Civey-Umfrage für das Magazin "Spiegel".
Die Experten sind sich aber einig: Die Zukunft des Straßenverkehrs in Deutschland und der Welt wird wohl eher von Elektroautos bestimmt, die ihre Energie ausschließlich aus einer Batterie beziehen. Auch weite Teile der Autoindustrie haben die Weichen weg vom Verbrennermotor längst gestellt. Bislang fahren Wasserstoffautos in einer Nische, aus Gründen der Infrastruktur, der Effizienz von Wasserstoff und der geringen Nachfrage nach Wasserstoffautos. Ob sich das einmal ändert, muss sich erst noch zeigen.