Simson Schwalbe/S 51/SR 50: Kaufberatung
Das sollten Sie beachten, wenn sie ein Zweirad von Simson haben wollen
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Liebhaber sind bereit, gesalzene Preise für Simson Schwalbe, S 51 und Co zu bezahlen. Klar, die Suhler Roller und Mokicks sind Kult. Doch worauf sollte man achten, wenn man ein Zweirad von Simson haben will? Tipps!
Bild: AUTO BILD MontageeBay/tommotors
Wer das Hobby DDR-Zweirad für sich entdecken will, der muss sich keine Sorgen machen: Die Fahrzeugindustrie der DDR und den Hersteller Simson gibt es zwar nicht mehr, doch die Enthusiasten-Szene ist groß; Spezialwerkstätten gibt es überall, Clubs und Freizeitschrauber sowieso. Das Internet ist voll von Seiten, die Ersatzteile für die verschiedenen Simson-Modelle anbieten, teilweise sogar original aus der DDR.
Klar, Schrauber, die schon mal einen Motor überholt haben, sind im Vorteil. Wer sich im Detail mit der Materie auseinandersetzt, erst recht. Doch auch Einsteiger finden ihren Weg in die Welt der Suhler Kult-Zweiräder, im Zweifelsfall eben mit der Unterstützung von Profis.
Es gibt nur einen Wermutstropfen: Die Zeiten, in denen man eine Simson gegen ein paar Kästen Bier eintauschen konnte, sind lange vorbei. Heutzutage muss man für ein gutes Exemplar mehrere Tausend Euro anlegen. Und am besten einen abschließbaren Stellplatz haben.
Kauftipps für Simson-Zweiräder, von Schwalbe bis S 51
Grund genug, hier grundsätzliche Kauftipps zusammenzustellen, an denen sich Simson-Begeisterte ohne technischen Hintergrund entlanghangeln können. Simson-Kennern mag manches bekannt vorkommen. Doch hier geht es darum, die bisher Unbeleckten abzuholen:
1. Schwalbe, S 51, SR 50 und ihre Geschwister dürfen 60 km/h fahren. Wenn sie in der DDR zugelassen waren! Kleinkrafträder durften in der DDR 60 km/h schnell sein, und der Einigungsvertrag zwischen BRD und DDR hat festgelegt, dass sie dieses Privileg weiter genießen. Leider gilt das nicht für Maschinen, die ihr erstes Leben zum Beispiel in Ungarn oder in Tschechien verbracht haben.

Der Stadt-Roller 50 von Simson sah unbeschreiblich futuristisch aus, als er 1986 auf den Markt kam.
Bild: Getty Images
2. Eine Besichtigung vor Ort muss unbedingt sein. Hält das Fahrzeug, was das Inserat verspricht? Ist die "Simme" tatsächlich fahrbar? Handelt es sich wirklich um einen unberührten Scheunenfund mit originalen Papieren? Sind die Papiere überhaupt vorhanden?
Achtung! Schäden können theoretisch auf einen Unfall hinweisen
4. Rostet die Simson der Begierde? Bei einem historischen Kraftfahrzeug muss man sich diese – zugegeben – unangenehme Frage immer stellen. Denn die Rostvorsorge war in der Vergangenheit auch bei Mercedes und sogar Rolls-Royce nicht so umfangreich wie heute. Bei einer Schwalbe bedeutet das, dass man sie sich nicht nur von oben ansehen sollte, sondern auch von unten.

Auch unter den schönen Kleidern der Schwalbe kann es rosten. Unbedingt von unten ansehen!
Bild: Andreas Vetter
5. Tuning ist in der Simson-Szene beliebt und bringt sehenswerte Kreationen hervor. Die Originalität bzw. Qualität der Lackierung und der Accessoires gilt es trotzdem oder gerade deswegen zu prüfen. Denn man weiß am besten vor dem Kauf, worauf man sich einlässt.
6. Chromteile können verwittern, kaputtgehen oder abhandenkommen. Wie ist die Lage bei der Simson, die angeschafft werden soll? Sind die Bauteile in Ordnung, fehlen welche? Wie hoch ist die Investition, die auf den künftigen Eigner zukommt?
Der Zweitakter der Simson sollte blau dünsten, aber nicht rauchen
7. Der Motor sollte nicht nur bei der Probefahrt gut am Gas hängen und die zu erwartende Power zur Verfügung stellen. Er sollte nicht klötern oder klingeln, nicht stottern oder ausgehen und auch nicht rauchen wie ein Schornstein. Beim Kaltstart darf er drei Versuche brauchen, bis er anspringt. Wenn der Motor bei der Besichtigung schon warm ist, will der Verkäufer unter Umständen Probleme verschleiern.
8. Der Hubraum des Motors sollte unbedingt mit den Bestimmungen des eigenen Führerscheins übereinstimmen. Heißt: Wer mehr als 50 Kubik nicht fahren darf, sollte sich keine aufgebohrte Simson kaufen.
9. Wie verhalten sich die Bremsen auf der Probefahrt? Beißen sie heftig zu? Oder verzögert die Simson spät? Bremst sie möglicherweise sogar vorne und hinten unterschiedlich? Wenn so ein Szenario eintritt, sollte der Verkäufer beantworten könne, warum.
Mit Heidenau-Reifen ist die Simson gut aufgestellt
10. Pneumant-Reifen sollten nach Möglichkeit nicht aufgezogen sein. Das sind zwar Reifen aus DDR-Produktion und somit historische Artefakte, die Spezialisten gerne erhalten. Sie sind für den Straßenverkehr aber nicht mehr zugelassen. Am besten dürfte ein potenzieller Simson-Interessent aufgestellt sein, wenn das ausgewählte Zweirad auf Reifen von Heidenau fährt.
Eine 12-Volt-Zündung macht eine Simson alltagstauglich
13. Das Typenschild hinter dem Lenker sollte unbedingt vorhanden sein.

Die S 51 ist unter Enthusiasten besonders begehrt. Kein Wunder, ist sie doch reparaturfreundlich wie keine andere.
Bild: picture alliance
An der S 51 kann jedes Teil einzeln repariert werden
14. Man kann an einem Zweirad von Simson das Schrauben lernen. Beispiel: Die Simson S 51 wurde von ihren Gestaltern so konzipiert, dass man jedes Teil reparieren und vor allem sämtliche Baugruppen unabhängig voneinander tauschen kann. Zugespitzt kann man sagen: Um bei einer S 51 die Zündkerze zu wechseln, muss man nicht mal absteigen. Technisch sind die Simson-Modelle nicht allzu komplex aufgebaut.
15. Die Ersatzteillage ist gut. Es gibt jede Menge an Teilen, im Internet genauso wie über Kontakte in die Szene. Wichtig ist nur, immer die Qualität zu prüfen. Speziell bei den Nachfertigungen soll es alles von spitze bis gruselig geben.
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