Elektroauto: Erfahrung, E-Auto-Bericht, Heizung
Erst verfluchte ich mein E-Auto, jetzt will ich nichts anderes mehr!

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Kollege Karkheck ist aufs E-Auto umgestiegen – und erlebt gerade das, was vielen noch bevorsteht: Suche nach einer Ladesäule, das Warten beim Laden – aber auch schöne Momente. Ein Erfahrungsbericht mit dem ID.4!
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Die Beziehungskrise begann schon nach wenigen Tagen. Klar, ich hatte vorher schon viele One-Day-Stands mit Elektroautos. Probierte mal dieses aus, mal jenes. Jetzt sollte es was Ernstes werden. Anfang Dezember 2021 stürzte ich mich in eine feste Beziehung mit einem VW ID.4. Ich mag sein Gesicht und seinen Po.
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Mein Neuer ist ganz schön zickig
Und ich mag, dass er nicht einer dieser vorlauten Klappenauspuff-Typen ist, die sich immer in den Vordergrund spielen müssen. Was ich hingegen nicht ahnte: Wie zickig meine neue Beziehungskiste sein kann. Das erste Mal zofften wir uns beim Einkaufen. Er war an dem Abend schon etwas schlapp, hatte nur noch 18 Kilometer Restreichweite. Aber ich überredete ihn, mitzukommen.

Laden vorm Laden: bei Edeka in Soltau (Niedersachsen) sogar gratis. Die Zeit nutzt man für Familien-Gespräche.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Es waren schließlich nur zwei Kilometer zum Supermarkt. "Ich geh nur schnell zu Edeka, bleib du kurz hier auf dem Parkplatz", hatte ich zu ihm gesagt. Als ich zurückkam, schmollte er. "Nur noch Rangieren möglich. Bitte laden. Bordbuch beachten", stand auf dem Display. Daneben leuchtete eine rote Schildkröte. Und der Hinweis, die Restreichweite betrage noch 16 Kilometer. Aber das war offenbar gelogen.
Zum Glück steht da eine Ladesäule
Er schwieg, ich schrie. "Ich bin auf E umgestiegen, weil ich Entspannung wollte – und nicht Endspannung." Und überlegte, wie lange die Tiefkühlkost im Kofferraum wohl noch Tiefkühlkost bleiben würde. Bordbuch beachten? Das "Buch" ist ein E-Book, versteckt in den Tiefen des Infotainmentsystems. Und verbraucht entsprechend Strom, wenn man im Biologie-Kapitel etwas über Schildkröten erfahren will.
Zum Glück gab es eine Ladesäule auf dem Parkplatz. Kein Schnelllader zwar, aber immerhin. Im Schildkrötentempo kroch ich hin. Öffnete den Kofferraum – und stellte fest, dass ich das Ladekabel zu Hause vergessen hatte. Anfängerfehler. Meine Frau kam mit unserem gelben Engel. Einem ebenso hässlichen wie zuverlässigen 2000-Euro-Zweitwagen in Gelb, der noch nie liegen geblieben ist und bis zum letzten Tropfen Benzin fährt.

Trinkt nicht, raucht nicht: Der ID.4 ist – wie jedes Elektroauto – von tugendhaften Manieren. Meistens jedenfalls.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Sie überreichte mir, nicht ohne Häme, das zweidaumendicke Kabel. Ich stöpselte meinen neuen VW an, schnappte mir die Kühlkost, fuhr mit meiner Pannenhilfe zurück nach Hause. Und meldete mich, wie sich das in Beziehungskrisen gehört, erst zwei Tage später wieder bei meinem VW. Das Wochenende hatte er einsam auf dem Supermarkt-Parkplatz verbracht. Er strotzte vor Kraft und tat, als sei nichts gewesen. Ich verzieh ihm.
Das zweite Mal gerieten wir ernsthaft aneinander, als ich ihn meinen Eltern vorstellen wollte. Auf der Fahrt dorthin hatte ich den Tempomaten auf 120 km/h eingestellt. Plötzlich, auf der A7 in der Lüneburger Heide, ging er in die Eisen. Er glaubte, ein 60-km/h-Schild gesehen zu haben. Ich beschleunigte manuell wieder auf 120. Inzwischen weiß ich: Das ist eine Marotte von ihm. Er macht das öfter. Als wir letztes Wochenende von Sylt zurückkamen, hat er sogar mal auf 30 runtergebremst. Auf der Autobahn!
Und am Ende ist man enttäuscht
Neulich fragte mich ein Freund, wie es denn in meiner E-ziehung so laufe. Ich dachte lange darüber nach. "Ach, weißt du", sagte ich schließlich. "Es ist wie immer: Versuche bloß nicht, deinen Partner zu verändern. Sondern nimm ihn so, wie er ist." Im Grunde ist es mit dem E-Auto-Umstieg wie damals beim zwischenmenschlichen ersten Mal. Alles ist neu, aufregend – und am Ende ist man enttäuscht, weil das mit dem Verkehr doch irgendwie anders läuft als erwartet.
"Man muss sich einfach darauf einlassen, dann ist es schön", sagte ich. Ich, zum Beispiel, habe seit 25 Jahren den Führerschein. Habe seitdem ungefähr ein Dutzend Autos besessen. Benziner und Diesel, 45 bis 190 PS. Ich glaubte, mich auszukennen. Und erlebe nun, dass ich alles irgendwie noch mal neu lernen muss.
Bringt es was, mit dem E-Auto weniger zu heizen?
Sind 24 Kilowattstunden Verbrauch auf 100 Kilometer nun viel oder wenig? Fahre ich besser 120 km/h auf der Autobahn, um die maximale Reichweite zu haben? Oder sind auch 130 km/h drin? Und bringt es was, die Innentemperatur im Winter auf 18 Grad abzusenken, damit nicht schon nach rund 300 Kilometern Schluss ist? Fragen über Fragen. "Nervt das alles nicht?", wollte der Freund wissen. Ich verneinte.

Ärger 1: trotz 16 km Restreichweite, wie hier auf dem Display sichtbar, nur noch Schildkröten-Tempo möglich.
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Es ist wie immer im Leben: Wenn man am Bewährten festhält, ist das natürlich bequemer. Aber weiter kommt man, wenn man etwas Neues wagt. Okay, das mit dem Weiterkommen ist beim E-Auto vielleicht ein blödes Bild. Sei's drum, ich bin jedenfalls im Leben noch nie so entspannt Auto gefahren wie mit meinem ID.4. Erst runterkommen, dann ankommen. Ich fahre jetzt zum Beispiel immer mit ausreichend Puffer los – und komme nie mehr zu spät, weil ich immer einen kurzen Ladestopp einplane.
Mein neuer Partner wärmt besser
Außerdem fahre ich wegen des Verbrauchs – siehe oben – auf der Autobahn selten schneller als 120 oder 130 (es ist übrigens erstaunlich, wie selten man bei diesem Tempo überholt wird, müssen Sie mal ausprobieren). Die Geräuschkulisse: drinnen Ruhe, draußen Sturm. Ich habe auch kein schlechtes Gewissen mehr, mit meinem E-Auto Kurzstrecken zu fahren. Weil er nicht warmlaufen muss.

Doch das gute Gefühl überwiegt. Etwa durch die leise Fortbewegung: Lautlos unterwegs, das macht uns keiner nach!
Bild: Holger Karkheck / AUTO BILD
Apropos, es gibt noch einen Vorteil: Mein Partner gibt mir die Wärme, die ich brauche. Einfach per App auf 22 Grad vorheizen, fertig. Eiskratzen? Das war früher bei meinem Ex, dem Verbrenner. Und mein neuer Partner inspiriert mich. Er zeigt mir Orte, die ich bislang nur aus dem Verkehrsfunk kenne. Nörten-Hardenberg etwa oder das Dreieck Bordesholm. Und wo man sonst noch laden kann. Selbst vor einem Sexshop haben wir beiden schon ein Ladestündchen verbracht.
Keiner hat die Entscheidung bereut
Wir haben oft andere Mensch-Maschine-Paare kennengelernt, die zum Teil schon länger zusammen sind. Kein Einziger hat jemals gesagt, er habe die Entscheidung bereut, auf ein E-Auto umgestiegen zu sein. Ganz im Gegenteil. Gestern war mein ID.4 zum ersten Mal allein mit meiner Frau unterwegs. Irgendwann riefen die beiden mich an. Es gab Probleme mit der Ladekarte. Schon an zwei Säulen waren die zwei abgeblitzt. Nach Hause würde es nicht mehr reichen, sagte meine Frau.
Ich lotste die beiden zum nächsten Schnelllader. Und entriegelte aus der Ferne per App die Ladesäule. "Jetzt kannst du das Ladekabel einstecken", sagte ich zu meiner Frau. Ich beobachtete über mein Smartphone, wie mein Partner 100 Kilometer entfernt schnell wieder zu neuen Kräften kam. Nach rund zehn Minuten beendete ich den Ladevorgang – und teilte meiner Frau mit, dass sie nun den Stecker ziehen und weiterfahren könne. "Mit deinem gelben Kleinwagen hätte das nicht funktioniert", rief ich ihr, nicht ohne Häme, noch zu.
Inzwischen haben wir uns in unserer Dreiecksbeziehung ganz gut eingerichtet, meine Frau, mein ID.4 und ich. Mit meiner Frau bin ich seit zehn Jahren liiert. Mit meinem E-Auto seit zwei Monaten. Eintauschen würde ich beide nicht. Ehe wie E-he sind Arbeit, aber gleichzeitig auch das große Glück. "Und Marotten hast du auch", sagt meine Frau.
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