Nach Hyundai bringt auch Kia sein erstes Auto auf der E-GMP-Plattform. Der Kia CV ist außerdem das erste Modell mit dem neuen Logo. So könnte er aussehen!
Von Stadtflitzer bis Luxuslimousine, von Kastenwagen bis Traumwagen: In Rom trafen sich alle modernen Autos mit E-Motoren. Wir zeigen Vor- und Nachteile sämtlicher Modelle.
Das gab es noch nie: Das Testgelände von Bridgestone südlich von Rom war voller Autos. Autos, deren Motoren bis zu 887 PS leisten. Und trotzdem konnten die Chefredakteure der AUTO BILD-Gruppe, angereist aus China, Rumänien oder Finnland, die Vögel in den Bäumen zwitschern hören. Nie zuvor traf sich an einem Ort alles, was Rang und Stecker hat. "Test the Best Electric" hieß die Premieren-Veranstaltung. 29 Autos mit Elektroantrieb, darunter rein batterieelektrische, Brennstoffzellenfahrzeuge und Plug-in-Hybride. Sie alle traten den Beweis an, dass es längst keine Frage mehr ist, ob die E-Mobilität aus der Nische kommt, in der sie sich derzeit noch befindet – sondern wann es so weit ist.
Experten aller vertretenen Autohersteller jedenfalls verbreiteten bei einer Podiumsdiskussion Optimismus. So verkündete Markus Enzinger, der bei Audi verantwortlich für die Entwicklung der Elektrifizierung des Antriebs ist, dass tatsächlich jedes zukünftige Modell der Ingolstädter in irgendeiner Form mit E-Power fahren wird. Auch wenn derzeit nur rund 24.000 Autos mit reinem Elektroantrieb auf deutschen Straßen unterwegs sind – die Kurve steigt exponentiell an. Und ob es 2020 nun tatsächlich eine Million Stecker-Autos sein werden oder nicht: Wer bei dem E-Auto-Festival bei Rom dabei war, der weiß, dass es um diese Frage gar nicht geht. Es ging vielmehr darum, die Faszination des E-Antriebs zu erleben, die Beschleunigung und den Fahrspaß. Und um die Frage, wann die Technologie bezahlbar für alle wird. Denn was der Markt jetzt schon zu bieten hat, ist elektrisierend.
Stadtwagen: Mal klein, mal praktisch
Der Renault Zoë ist ein eigenständiger Charaktertyp – es gibt ihn nur als E-Auto.
Der Renault Zoë ist anders als andere Elektroautos. Das beginnt beim überraschend günstigen Preis: ab 21.700 Euro. Der kleinere VW E-Up kostet 26.900 Euro. Wie das geht? Zoë-Fahrer kaufen nur das Auto, die teuren Akkus mieten sie. Kostet ab 49 Euro im Monat, je nach Laufzeit und Jahresfahrleistung. Ganz nebenbei: Zoe – altgriechisch für Leben – passt gut ins Citylife. Kompakt genug für die Parkplatzsuche, Raum für Vier plus großen Einkauf, bequeme Sitze, komfortable Federung. Mit ähnlichen Qualitäten, aber teurer und kleiner, flüstert sich der VW E-Up in unsere Herzen.
Für Menschen, die Großes mit ihrem E-Auto vorhaben, bieten sich Nissan E-NV 200 und Renault Kangoo ZE an. Der Nissan will Familienheld sein, der Kangoo Transportprobleme lösen. Interessant: Bleibt der Kangoo ZE stromlos liegen, wird er vom Renault-Pannendienst zur nächsten Ladestation geschleppt. Das ist in der Renault-typischen Batteriemiete inklusive (ab 73 Euro/Monat) enthalten. Die elektrischen Minimalisten heißen Mitsubishi i-MiEV – für vier schmale Menschen –, Renault Twizy und Smart ed – jeweils für zwei Passagiere. Mal hinter-, mal nebeneinander.
Allrounder: Plug-ins sind vielseitiger
Der Arbeitsplatz im Golf GTE: alles wie gewohnt. Nur der Drehzahlmesser schrumpft auf Miniformat, sitzt unten links im Powermeter.
Was einen Allrounder auszeichnet? Er sollte viele Talente auf einmal aufweisen. Wie der VW Golf GTE. Kurze Strecken, bis 50 Kilometer weit, flüstert er rein elektrisch mit Strom aus der Steckdose. Zur Oma oder in den Urlaub fährt er als Hybrid – teilweise elektrisch, meistens aber vom Benziner angetrieben. Und dabei bringt das Fahren fast so viel Spaß wie in einem Golf GTI – kein Wunder bei 204 PS. Audi A3 e-tron – technisch weitgehend identisch mit dem Golf GTE –, Toyota Prius, Opel Ampera und Ford C-Max können das zwar auch, sind unterm Strich aber nicht so vielseitig wie der GTE. Besonders den Ford müssen wir hier abwatschen. Denn was soll ein Van, wenn der Kofferraum mit riesigen Akkus zugestellt ist? Da wird aus C-Max schnell C-Min.
Ein Allrounder mit reinem Elektroantrieb erfordert mehr Zugeständnisse vom Nutzer als die Plug-ins. Kurze Reichweite und lange Ladezeiten bleiben seine Hauptprobleme. Der Kia Soul EV ist deshalb einen zweiten Blick wert: 212 Kilometer Reichweite – natürlich nur bei optimalen Bedingungen – sollten für den Alltag zwischen Haus, Supermarkt, Kindergarten und Büro ausreichen. Zwei Wagen mit ähnlichen Talenten, beide gut für knapp 200 Kilometer Reichweite: die elektrische B-Klasse und der E-Golf. Mercedes holte sich für den E-Antrieb Unterstützung bei Tesla. Ergebnis: fährt gut, ist aber mit 39.151 Euro teuer. Auch der Volkswagen ist, Sie ahnen es schon, kein Typ fürs ganze Volk: ab 34.900 Euro.
Wer 50 Euro drauflegt, bekommt den auffälligen BMW i3. Ein extrovertierter Kerl, der das Thema E-Auto mit einer Prise Pfeffer würzt. Der i3 sieht nicht nur scharf aus, er fährt auch heiß und leistet sich ein Interieur aus nachwachsenden Rohstoffen. BMW auf elektrisch eben. Der Nissan Leaf ist da im Vergleich ein Pragmatiker. Fährt ordentlich, bietet genug Raum, kostet ab 23.790 Euro. Die Batterie kann der Besitzer für 5900 Euro dazukaufen oder sie mieten – ab 79 Euro pro Monat.
Reisewagen: Stromer auf großer Fahrt
Tankklappe: Der Ladeanschluss ist beim Tesla Model S im linken Rücklicht untergebracht.
Tesla ist ein elektrisches Ausnahmetalent, das für weite Touren taugt: Zwei E-Motoren treiben alle Räder an. Wer den P85D flott fährt, schafft die versprochenen 480 Kilometer aber nicht und muss früher Strom zapfen. Am Schnelllader reichen 30 Minuten für ca. 270 Kilometer. Ebenfalls mit Allrad: der in dieser Kategorie billigste Plug-in, der Mitsubishi Outlander. Sein Plus: fünfsitzig, ebener Kofferraum, voll praxistauglich. Mercedes setzt beim C 350 e nach rund 30 Kilometern auf einen eher unfein knurrenden Zweiliter-Benziner mit vier Zylindern. Im Volvo V60 D6 AWD übernimmt nach dem Stromern ein 2,4-Liter-Diesel. Das Gepäckabteil mit Stufe bietet 1126 Liter Stauvolumen. Hauptnachteil des Nordlichts: der teure Kaufpreis.
Porsche Cayenne und Panamera S E-Hybrid teilen sich die Technik: ein 95-PS-E-Motor nebst ruppigem Dreiliter-Kompressor-V6. Manko: Die Choreografie zwischen beiden könnte harmonischer sein. Mit 110.000 Euro teuerster Reisewagen ist der Mercedes S 500 e. Der Doppelherz-Benz fährt elektrisch bis zu 140 km/h schnell, danach greift der V6-Benziner mit 333 PS ein. Das Zusammenspiel zwischen V6 und E-Motor könnte gerne noch etwas glatter funktionieren. Brennstoffzellenautos sind Streckenläufer, die ohne Steckdose auskommen. Doch nach 500 Kilometern müssen der Audi A7 h-tron (Prototyp) und der Toyota Mirai an die Wasserstoffsäule. 100 Kilometer länger hält der Hyundai iX35 durch. Gut, denn das Tankstellennetz ist dünn gestrickt.
Traumwagen: Nirgends fährt der Strom schneller
Praktisch: Das Carbon-Coupé BMW i8 ist ein 2+2-Sitzer. Sein Leergewicht beträgt nur rund 1,5 Tonnen.
Die Umwelt vor schädlichem CO2 zu bewahren, gerät schon fast zur Nebensache. So aufregend sind diese Technologieträger konzipiert. BMW und Porsche verpacken aufwendige Plug-in-Technik nicht einfach in vorhandene Modelle, sondern gehen auch optisch eigene Wege. Die Fahrgastzelle des i8 ist aus Carbon, die Anbauteile sind aus Kunststoff, das Fahrwerk aus Leichtmetall gefertigt. Ergebnis: 1,5 Tonnen Leergewicht. Die Vorderachse treibt ein 131-PS-E-Motor an, hinten übernimmt der 1,5-Liter-Dreizylinder mit 231 Turbo-PS.
Der Porsche 918 Spyder setzt auf einen ähnlichen Werkstoffmix, fährt jedoch kompromissloser. Je ein Elektromotor vorn und hinten, dazu der mittig montierte 4,6-Liter-V8. Insgesamt 887 PS stehen für den spektakulären Abschuss bereit, erst bei 345 km/h endet der Flug. Aber: Sparen hat hier nichts mit Kleingeld zu tun. BMW verlangt mindestens 130.000, und der Porsche kostet fast 800.000 Euro. Was die solvente Kundschaft nicht wirklich zu stören scheint. Die Bayern haben Ihre Produktion wegen starker Nachfrage gerade auf 20 Fahrzeuge pro Tag hochfahren müssen. Und Porsches Saubermann – auf 918 Stück limitiert – war schnell ausverkauft.
Hauke Schrieber
Fazit
Jaja: zu teuer, zu geringe Reichweite, zu lange Ladezeiten… Und wie lange halten diese Akkus? Man kann das Thema E-Auto zerreden. Wer je in einem fuhr, wird das schon anders sehen. Und wer – wie wir bei "Test the Best Electric" – alles er-fahren konnte, was jetzt schon mit Stecker auf dem Markt ist, kann sich eine automobile Zukunft ohne Elektrifizierung gar nicht mehr vorstellen. Für Zweifler hätten wir noch ein Argument: Die Energiekosten pro Kilometer liegen beim E-Auto auf Diesel-Niveau. Beispiel: E-Golf und Golf 1.6 TDI kostet jeweils 3,8 Cent/km.