Elektroauto: E-Auto-Labels, Elaktromarken, ID, Cupra, Ioniq
Sterben diese neuen Elektroauto-Marken bald wieder?

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Elektro wird normal, neue Verbrenner gibt es bald nicht mehr. Für Autohersteller heißt das: Viele ihrer gerade teuer aufgebauten Submarken von "e-tron" bis "Ioniq" könnten bald wieder verschwinden.
Bild: BMW
Sie heißen "i" (BMW), "e-tron" (Audi), "ID" (VW), "Ioniq" (Hyundai) oder "E-Tech" (Renault) – mit einem eigenen Label inszenieren viele Hersteller ihre neuen Elektromodelle. Diese Submarken wurden mit viel Brimborium und millionenteurem Aufwand bekannt gemacht. Ziel: den Auftritt hervorzuheben und natürlich den dahinter stehenden Produzenten in einem möglichst grünen Licht erscheinen zu lassen.
Mercedes gab seinen Elektromodellen beispielsweise ein blaues "EQ"-Label, Audi griff beim Stecker zu der Bezeichnung "e-Tron", Hyundai nannte die Elektromodelle eher schrittweise "Ioniq". Auch Renault spendierte den Modellen immer wieder neue Namen – zuletzt "E-Tech", den auch Hybridmodelle erhielten.
Bei vielen wirkte es wie ein ergänzendes, charakterisierendes Attribut, so wie "GT" oder "R/T". Andere setzten es ganz nach vorn, quasi ein symbolisches "Elektro first", wie BMW das "i", Opel das "e", Skoda "iV" oder VW mit seiner ID-Familie.
Namenskreationen irritieren selbst Autohändler
Doch selbst viele Autohändler schütteln über die Namenskreationen der Firmenzentralen irritiert den Kopf, wenn es in den Verkaufsnahkampf mit dem Interessenten geht, der bei den verschiedenen Antriebsarten oftmals ohnehin kaum noch durchblickt. Allerdings: Die mitunter ebenso kreativen wie technischen Bezeichnungen dürften in den meisten Fällen noch schneller verschwinden als sie eingeführt wurden.
Eingeläutet hat dies Mercedes: Erst kürzlich kündigte der Hersteller an, sein 2016 eingeführtes "EQ"-Label schon 2024 wieder abzuschaffen. Der Grund liegt auf der Hand, denn die meisten Verbrennermodelle werden bis 2030 schrittweise reduziert und dann ganz verschwinden. Daher gibt es keinen Grund für die Stuttgarter, ihre elektrische S-Klasse wie aktuell als Mercedes EQS zu bezeichnen.

Mercedes kam erst 2016 mit der E-Submarke "EQ", wird sie aber schon kommendes Jahr wieder eliminieren. Die alten Marken sind offenbar stärker.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
In der nächsten Generation dürfte es sich eben wieder um die S-Klasse handeln – und die Autos dürften entweder elektrisch oder in einzelnen Versionen noch als Verbrenner mit Hybridzusatz zu bekommen sein. Es ist anzunehmen, dass Mercedes mit der Mercedes G-Klasse oder spätestens mit der neuen Frontantriebsplattform des CLA den EQ-Annex streichen wird. Wenn der Elektroantrieb der vermeintliche Normalfall wird, dann muss man ihn auch nicht mehr besonders deklarieren.

Einer der Ersten war BMW mit "i": Bereits 2010 gründete der bayerische Hersteller die Submarke, drei Jahre später kam mit dem i3 das erste Elektro-Modell.
Bild: Toni Bader / AUTO BILD
Am einfachsten könnte das noch für einen traditionellen Hersteller wie BMW laufen, der bei den Elektroversionen wie i7/7er oder i5/5er einfach ein kleines "i" vor die eigentliche Modellbezeichnung setzt, die erst einmal bestehen bleiben kann, solange Verbrenner und Elektromodell Seite an Seite im Verkaufsraum stehen.
Porsche dürfte sich mit einer einfachen Lösung behelfen
Bei Porsche heißen die Elektromodelle aktuell anders als die vergleichbaren Verbrenner – etwa Taycan oder Panamera. Problematisch wird es bald, wenn Porsche Macan und Cayenne elektrische Nachfolger bekommen, bei denen sich die Produktzyklen überschneiden. Da man keine neue Bezeichnung einführen will, dürfte hier wohl schlicht ein "E" zum Einsatz kommen – nach Vorbild des Panamera E-Hybrid.
Auch bei einer Marke wie Renault dürfte das "E-Tech" einfach verschwinden. Der Megane bleibt dann auch elektrisch angetrieben das, was er schon immer war: ein Megane oder ein Twingo eben ein Twingo. Audi kann sein "e-tron" hinter Q6 oder Q8 dann einfach streichen, und auch Hyundai wird sein "Ioniq" wohl mittelfristig in die Wüste schicken.
VW: Modellbezeichnungen sind starke Eigenmarken
Etwas anders sieht die Sache bei Volkswagen aus: Die Verbrennermodelle von VW tragen vorläufig die altbekannten Namen Polo, Golf oder Passat, die Elektromodelle heißen ID.3, ID.4 oder ID.7. Hier ist zu bedenken: Auch diese althergebrachten Namen sind eigenständige Labels. Und dabei handelt es sich um sehr starke Marken! Die verschwinden zu lassen, erscheint wenig sinnvoll.

VW wollte sein E-Modell ursprünglich "Neo" nennen, rief dann aber die "ID"-Familie ins Leben. Kürzlich wurde versichert, dass auch der Golf weiterleben werde.
Bild: F. Roschki
Bei Volkswagen sollte das elektrische Einstiegsmodell seinerzeit lange VW Neo heißen, ehe das Vertriebsteam unter dem damaligen Vorstand Jürgen Stackmann entschied, für die Elektromodelle eine neue, eigenständige Nomenklatur einzuführen, die an die Modellgröße angepasst werden kann. Vielleicht kommt ja sogar der Golf als ID.Golf elektrisch zurück?
Neue Autohersteller haben kein Problem
Hier gibt es einen klaren Vorteil für alle Autohersteller, die neu auf dem Markt erschienen sind: Sie können ihre Fahrzeuge zumeist ohne deklaratorische Altlasten benennen, weil die Vorgängermodelle fehlen.

Junge Autohersteller wie Tesla sind vom Submarken-Problem verschont geblieben, da sie nie Verbrenner im Programm hatten.
Bild: Christoph Börries
Konkret: Der Kunde muss sich bei Tesla Model 3, Polestar 2 oder Nio ET7 keine Gedanken darüber machen, ob das vermeintliche Verbrennermodell eine andere Bezeichnung hat, denn den Vorgänger mit Benziner oder Diesel unter der Haube hat es einfach nie gegeben.
Übrigens: Ford sicherte sich bereits vor vielen Jahren die Bezeichnung Model E. Das frustriert Tesla-Chef Elon Musk bis heute, denn das Model 3 sollte ursprünglich diese Bezeichnung tragen. So erklärt sich auch die eigenartige Abweichung zu den anderen Modellbezeichnungen von Tesla. Ursprünglich sollte das Produktquartett die fortlaufende Bezeichnung SEXY, für Model S, Model E, Model X und Model Y tragen.
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