Vorstellung: Der Q8 ist eigenständig

Audi ist spät dran mit dem Q8! 2008 hat BMW mit dem X6 das Segment der SUV-Coupé gegründet. Mercedes hat 2015 mit dem GLE Coupé nachgelegt. Und Audi? Kein SUV-Coupé – bis jetzt! Rund zehn Jahre nach dem X6 steht der teuerste Q seit August 2018 bei den Händlern. Der erste optische Eindruck: Was für ein Ballermann! 4,99 Meter Länge und zwei Meter Breite sind eine Ansage, in dieser Klasse, aber normal. Im Vergleich zum praktischeren Q7 ist der Q8 6,6 Zentimeter kürzer, 2,7 Zentimeter breiter und drei Zentimeter flacher. Die Front wird vom bulligen, achteckigen Kühlergrill dominiert – ab sofort das Erkennungsmerkmal aller neuen Q-Modelle. Die Kühlermaske ist bei unserem Fotowagen mattgrau (S line Exterieur), gibt es aber auch in Wagenfarbe oder Anthrazit. Die Scheinwerfer sind besonders flach designt. Das liegt daran, dass das Fernlicht in den unteren Part ausgelagert wurde. Klar ist, dass das Überholprestige des Q8 stimmt. Bleibt allerdings die Frage, wie böse dann wohl erst ein RS Q8 aussehen wird?
Audi Q8 Illustration
Im Profil fällt auf, dass die Dachlinie des Lamborghini Urus deutlich stärker abfällt.
Im Vergleich zum Q7 ist die coupéhafte Dachlinie des Q8 zu erkennen, die aber nicht so ausgeprägt ist wie beim Plattform-Bruder Lamborghini Urus. Auf die rahmenlosen Seitenscheiben ist Audi besonders stolz – laut eigener Aussage ein Alleinstellungsmerkmal im SUV-Segment. Stimmt aber nicht, denn Maserati Levante und Lamborghini Urus haben auch keine Scheibenrahmen. Am Heck trägt der Q8 das durchgängige Leuchtenband, das für die Topmodelle reserviert ist. Passend dazu erklärt Chef-Designer Marc Lichte, dass A7, A8 und Q8 alle in einem Jahr designt wurden. Immer noch nicht Premium sind die Fake-Auspuffblenden. Immerhin bei den sportlichen S-/RS-Modellen will Audi weiterhin auf echte Endrohre setzen, versichert Lichte. Bis die vom Q8 kommen, wird es allerdings noch etwas dauern.

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Innenraum: Richtig viel Platz im Audi Q8

Würde ich es nicht besser wissen, könnte ich auch in einem A8 sitzen. Die Unterschiede beschränken sich auf Details wie Lenkrad und Lüftungsdüsen. Die Luftausströmer sind sehr edel integriert und wirken auf den ersten Blick durchgängig. Das moderne Cockpit mit der cleanen Optik kennen wir schon: virtual Cockpit, der 10,1-Zoll-Hauptmonitor, darunter das 8,6-Zoll-Display, kein Dreh-/Drücksteller, kein Touchpad. Die tastenlose Bedienung mit haptischer Rückmeldung ist vielfältig einstellbar und erfordert nur eine kurze Eingewöhnung. Topmodell ist eben Topmodell, egal ob Limousine oder SUV. Platzangebot und Raumgefühl sind spitze, die Sitze superbequem – wurden schließlich auch für den Q8 entwickelt und sind in vier verschiedenen Ausführungen zu haben. Die S line-Sportsitze des Fotoautos sind an der Rautensteppung und den Schriftzügen erkennbar und haben auf Wunsch auch eine Massagefunktion. Das belederte Armaturenbrett ist nicht serienmäßig und kostet extra. 
Audi Q8
Überraschung im Fond: Das Platzangebot im Audi Q8 ist trotz abfallender Dachlinie mehr als ausreichend.
Spannend wird es in der zweiten Reihe, mit der Kopffreiheit haben es Coupés ja oft nicht so. Dazu die rahmenlose Fondtür öffnen und einsteigen. Das klappt schon mal ohne Verbiegungen, der Einstieg ist breit genug und der Kopf muss nicht eingezogen werden. Darauf folgt die nächste Überraschung: Im Q8 sitzt es sich auch hinten richtig bequem, bei 1,83 Meter ist noch massig Luft. Bis mindestens 1,90 Meter können hinten auch zwei Erwachsene lange Strecken absolvieren. Für maximalen Komfort lassen sich auch die beiden äußeren Rücksitze mit Massage-Funktion ausstatten. Den Q8 gibt es übrigens nur als Fünfsitzer, Einzelsitze werden nicht angeboten. Dafür ist die Rücksitzbank in der Länge verschiebbar. Das erklärt dann auch das große Kofferraumvolumen von 605 Litern. Damit ist das Ladeabteil größer als das vom A6 Avant (565 Liter). Bei umgeklappten Rücksitzen schluckt der Q8 bis zu 1755 Liter.

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Fahren: Querdynamisch weiß der Q8 zu überzeugen

Bei einem ersten Fahrtermin mit dem neuen Ringträger konnten wir uns von seinen Qualitäten überzeugen. Der Q8 lenkt selbst auf der Bremse punktgenau ein, gibt dem drohenden Untersteuern prompt einen Korb, hakt lässig Scheitelpunkt um Scheitelpunkt ab, beschleunigt mit ordentlich Wumms aus der Kurve. Die Lenkung wird mit zunehmendem Einschlag immer direkter, aber sie wirkt um die Mittellage seltsam synthetisch. Die serienmäßigen Stahlscheiben haben die 286-PS-Variante jederzeit im Griff, nur auf der anspruchsvollen Abfahrt wären Carbon-Keramikstopper die bessere Wahl gewesen. Ansonsten zeigte der Fünf-Meter-Allradler kaum Schwächen. Die langen, schnellen Kurven, mit rhythmischen Bodenwellen unterlegt und mit ständig wechselnden Radien gespickt, durcheilt der Audi ohne die Magengrube verunsichernde Aufbaubewegungen. Das Matrixlicht macht die Nacht zum Tag – und mit seinen LED-Fingern den Gegenverkehr kirre.

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Leider war der Q8 nicht sonderlich souverän motorisiert. Der 3,0-Liter-TDI mobilisiert zwar 286 PS und 600 Nm Drehmoment – genug für 6,3 Sekunden von 0 auf 100 und 245 km/h Spitze. Stirnrunzeln verursachen allerdings die unharmonische Motor-Getriebe-Abstimmung, das oft stark verzögerte Ansprechverhalten und die Schwarz-Weiß-Charakteristik des bis 5000 Touren drehenden Sechszylinders. Kickdown-Befehle erschüttern die plötzlich planlose Achtstufenautomatik bis ins Mark, die geballten 600 Nm verlieren sich bis 2500 Touren zum Teil in den Untiefen des Hubraums, die Qualität der Schaltvorgänge variiert von träge bis harsch. Die Start-Stopp-Funktion greift jetzt bereits bei 22 km/h, das fast lautlose Segeln mit abgestelltem Verbrenner hält im Idealfall 40 Sekunden lang an, dem ambitioniert bewegten Testwagen reichten zehn Liter pro 100 km!

Ausstattung: Gute Serienausstattung im SUV-Coupé

Audi Q8
Das S line-Interieurpaket ist an der Rautensteppung und den Schriftzügen zu erkennen.
Die Serienausstattung des Audi Q8 ist ordentlich. So sind LED-Scheinwerfer, quattro, 19-Zoll-Felgen, Adaptiv-Fahrwerk und Zwei-Zonen-Klimaautomatik immer an Bord. Ebenfalls typisch Topmodell ist die extra lange Aufpreisliste, da macht auch das SUV-Coupé keine Ausnahme. Kunden können zwischen zwölf Außenfarben wählen. Neu sind die Lackierungen Drachenorange und Galaxisblau für die sich voraussichtlich nur ein Bruchteil der Kunden entscheiden wird. Auf Wunsch bietet Audi 22-Zöller an, mit denen der Q8 bullig ausschaut. Wie es sich für ein SUV dieser Größenordnung gehört, hat auch das größte Q einen quattro-Antrieb mit Mittendifferenzial und einer 40/60-Verteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Die Allradlenkung geht extra und soll dabei helfen, den Wendekreis um etwa einen Meter zu verkleinern. Für den Q8 bieten die Ingolstädter drei Fahrwerke an: Serie ist das Adaptiv-Fahrwerk, darüber rangiert die Luftfederung, die je nach Kundenwunsch komfortabel oder sportlich abgestimmt wird. Die Kunden können zudem zwischen vier Ausstattungsvarianten (Basismodell, zwei Design selections und S line) wählen. Das S line Exterieur ist beispielsweise an mattgrauen Anbauteilen wie dem Singleframe, Teilen der Seitenschweller oder dem Diffusor zu erkennen. Serie beim Q8 sind die elektrische Heckklappe und LED-Scheinwerfer, wer Matrix-LED-Scheinwerfer mit je 24 Einzel-LEDs haben möchte, muss extra zahlen.
Die MMI Navigation plus ist im Audi Q8 serienmäßig. Viele weitere Komfortfeatures im Innenraum sind optional. Audi hat für das SUV-Coupé vier verschiedene Ausführungen der Vordersitze im Angebot, auf Wunsch sind zudem beide Sitzreihen mit Massagefunktion ausgestattet. Das große Bang&Olufsen-Soundsystem mit 23 Lautsprechern kostet Aufpreis. Besonders wichtig war auch das Thema Geräuschdämmung, weshalb die Ingolstädter die Windschutzscheibe ab Werk doppelt verglast haben. Gegen Mehrpreis sind auch die Seitenscheiben mit Akustikglas ausgestattet.

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Audi Q8 Illustration
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Connectivity: Q8 kann per Smartphone gestartet werden

Audi Q8 Illustration
Im Profil fällt auf, dass die Dachlinie des Lamborghini Urus deutlich stärker abfällt.
Im neuen Q8 kommt der Infotainmentbaukasten MIB 2+ zum Einsatz. Neben den aus verschiedenen Audi-Modellen bekannten Touch-Bildschirmen (8,6 Zoll und 10,1 Zoll) und der neuesten Generation des Virtual Cockpits (12,3 Zoll und Full-HD-Auflösung) sind LTE und ein lernendes Navi mit an Bord. Auch die Spracherkennung soll lernfähig sein, analysiert die Anweisungen des Fahrers und gleicht die Aufforderungen mit eigenen Erfahrungen und Ergebnissen aus der Cloud ab. Das System stellt bei Bedarf Rückfragen an den Fahrer oder bietet Auswahlmöglichkeiten. Da das konventionelle MMI ausgedient hat, beherrscht der 8,6-Zoll-Touchscreen Ganzworterkennung und Schreiben auf der Stelle. Die Routenplanung inklusive Echtzeitverkehrt basiert auf Karten von "HERE". Noch 2018 soll der Dienst On-Street Parking folgen, der freie Parklücken erkennt und meldet. Über die sogenannte myAudi App können verschiedene Lichtfunktionen über das Smartphone gesteuert werden. Wer den optionalen connect-Schlüssel bestellt, kann das Fahrzeug per Android-Smartphone fernstarten. Was die Assistenzsysteme angeht, bietet Audi auf Wunsch den Großteil der aus dem A8 bekannten Assistenten auch für den Q8 an. Die Systeme werden in vier Paketen gebündelt und umfassen den adaptiven Fahrassistenten, den Kreuzungsassistenten, Querverkehrsassistenten und viele mehr.

Motoren und Preis: Q8 startet bei 73.300 Euro (Update!)

Audi Q8
Audi bietet drei Motoren für den Q8 an: Zwei Diesel und einen V6-Benziner.
Der Einstieg in die Q8-Welt geschieht über den Einstiegsdiesel Q8 45 TDI mit 231 PS und 500 Nm Drehmoment. Top-Diesel ist der Q8 50 TDI, leistet 286 PS und 600 Nm. Das SUV-Coupé beschleunigt mit dem großen Diesel in 6,3 Sekunden auf 100 km/h und ist bis zu 232 km/h schnell. Einziger Benziner und das vorläufige Top-Modell ist der Q8 55 TFSI mit 340 PS. Der V6 bringt die Leistung mit 500 Nm auf die Straße, damit soll es in 5,9 Sekunden auf Landstraßentempo gehen. Bei allen Motorisierungen übernimmt eine Achtgang-Wandlerautomatik den Job der Gangwechsel, quattro und 48-Volt-Bordnetz sind ebenfalls bei allen Modellen dabei. Wann das Topmodell RS Q8 mit voraussichtlich über 600 PS folgen wird, ist noch nicht sicher. Der Q8 45 TDI startet preislich bei 73.300 Euro, das Top-Modell Q8 55 TFSI schlägt, wie der 50 TDI, mit Minimum 76.300 Euro zu Buche.
Jan Götze

Fazit

Der Audi Q8 ist ein eigenständiges Auto und definitiv mehr als ein Q7 mit A7-Dach. Vor allem technisch ist er das modernste Auto in dieser Klasse. Der Q8 kommt spät, aber mächtig!